Kommentar
11:45 Uhr, 23.05.2013

Sell-off: Bernanke oder Japan - wer ist schuld?

Was für ein Tag! Nachdem die Bernanke-Aussagen gestern zunächst die Märkte noch stützten, belasteten sie im späteren US-Handel und vor allem heute in Asien und Europa die Märkte.

Warum werden die Aussagen des Fed-Chefs nun negativ gewertet? Zum einen bestätigte Bernanke in der Frage- und Antwortrunde, dass die Fed-Anleihenkäufe zurückgefahren werden könnten und deutete an, dass möglicherweise bereits in den kommenden Monaten darüber gesprochen wird. Zum anderen wurde von den Beobachtern stärkerer Fokus auf die Aussagen Bernankes zu den volkswirtschaftlichen Kosten einer ausgedehnten Niedrigzinsphase gelegt. Außerdem war dem am Abend veröffentlichten Protokoll der letzten Notenbanksitzung zu entnehmen, dass einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses die Anleihenkäufe bereits ab Juni verringern wollen. So ist das an der Börse: Von der Euphorie zur Panik ist es oft nicht sehr weit.

Aber nicht nur die Bernanke-Aussagen und die FOMC-Minutes belasten heute die Märkte. Eine mindestens ebenso wichtige Rolle dürften der Sell-off in Japan und die schwachen Einkaufsmanagerindizes in China und Europa spielen.

Der Nikkei 225 ist in der Nacht um 7,3% abgestürzt, nachdem die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen zum ersten Mal seit langer Zeit auf über 1% gestiegen ist. Sollte sich der Anstieg der japanischen Bond-Renditen fortsetzen, könnte dies in der Tat gefährlich werden. Denn höhere Anleiherenditen bedeuten, dass sich der japanische Staat und japanische Banken nur noch teurer refinanzieren kann. Kein Staat der Welt ist so hoch verschuldet wie Japan, nicht einmal Griechenland!

Bisher drückte die lockere Geldpolitik sowohl in den USA als auch in Japan die Anleiherenditen und befeuerte die Aktienmärkte. Sollten aber die Inflationsgefahren anziehen oder sollte die lockere Geldpolitik zu schnell beendet werden, könnten die Anleiherenditen mit der Zeit steigen. Für den hochverschuldeten japanischen Staat und auch für die Finanzkonzerne des Landes könnte das gefährlich werden. Bisher wurde ein Anstieg der Bond-Renditen nur durch die Notenbanken verhindert. Jetzt deutet sich aber möglicherweise ein Wendepunkt an.

Oliver Baron

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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