Sell in May? Stay!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Wie jedes Jahr um diese Zeit wird die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ wieder heiß diskutiert. Mag auf ganz lange Sicht vielleicht eine vage statistische Grundlage dafür existieren, im Mai der Börse den Rücken zu kehren und erst im September wieder zurückzukehren, gab es gerade in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Gegenbeispiele. In der aktuellen Hausse seit 2009 etwa wäre man nur drei Mal Phasen mit Verlusten entgangen, fünf Mal hingegen hätte man teils stürmische Sommerrallyes verpasst. Auf Sicht von 15 Jahren gab es in 60 Prozent der Sommermonate Kursgewinne. Sogar während des turbulenten Brexit-Jahres 2016 ging es mit den Notierungen zwischen Mai und September unter dem Strich nach oben. Auch in der laufenden Periode gibt es bislang kaum Anhaltspunkte, dass der Börsenaufschwung im Mai enden könnte, obwohl die Liste der geopolitischen Risikofaktoren zuletzt wieder länger geworden ist. Auf der Suche nach den Gründen für die Sorglosigkeit der Anleger stößt man unweigerlich auf die lockere Geldpolitik. Die Politik der Zentralbanken in den vergangenen Jahren hatte unter anderem zufolge, dass das Risikobewusstsein der Investoren geradezu betäubt worden ist. Solange kein exogener Schock auftritt, dürfen die Marktteilnehmer wohl noch länger in ihrem Dämmerzustand verweilen. Daher lautet mein Rat auf die „Sell in May“-Frage: Stay!
Ihr Christian Scheid
Saisonalität ist eh doof. Wenn man da ein halbes Jahr nicht investieren soll, wie viel Zeit bleibt einem dann noch an der Börse bei einer Restlebenserwartung von vielleicht 20 oder 30 Jahren?