Kommentar
07:29 Uhr, 26.04.2016

Sell in May and go away - was ist dran am Börsenmythos?

Der Angstmonat Mai steht kurz vor der Tür. Jedes Jahr überschlagen sich die Meldungen, wenn Aktien im Mai einmal ein Minus ausweisen. Gleich heißt es: Sell in May and go away hat sich wieder bewahrheitet.

Betrachtet man die Mai-Performance von US-Aktien über die letzten zwei Jahrhunderte (Grafik 1), dann zeigt sich auf den ersten Blick kein klares Muster. In einigen Jahren ist die Monatsperformance positiv, in anderen ist sie negativ. Die Trefferquote für fallende Kurse ist nicht besser als ein Münzwurf. In den letzten 225 waren lediglich 95 Mai-Performances negativ. 119 waren positiv und in 11 Fällen hat sich unterm Strich nichts getan.

Die Wahrscheinlichkeit einer negativen Performance liegt bei der eines Münzwurfes. Auf den ersten Blick ist das nicht besonders signifikant. Die genaue Wahrscheinlichkeit für eine negative Kursentwicklung im Mai liegt bei 42,2 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein beliebiger Monat negativ ist, liegt nur unwesentlich darunter bei 40,9 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt im Mai schlecht performt ist also nur unwesentlich höher als in jedem anderen Monat.

Trotz allem hält sich das Sprichwort beharrlich. Es ist auch nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, auch wenn die Wahrscheinlichkeiten für eine negative Performance nicht von anderen Monaten abweicht. Den Ursprung für die Börsenweisheit findet man in England. Dort verließ ein Großteil der Broker Anfang Mai das Parkett und kehrte erst ein halbes Jahr später zurück. Die Broker machten schlichtweg besonders lange Sommerferien, die zufällig mit der Pferderennsaison zusammenfielen...

Mit einem Großteil der Broker in den Ferien war das Handelsvolumen dünn. Dünnes Handelsvolumen ist immer problematisch, weil die Kursausschläge dann schnell groß werden können. Tendenziell führte dies zu fallenden Kursen. Das gilt nicht nur für den englischen Aktienmarkt, sondern weltweit.

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2002 nahm mehr als ein Dutzend Märkte unter die Lupe. Überall zeigte sich das gleiche Bild. Der Mai ist etwas schwächer als die anderen Monate. Der Mai dürfte jedoch vor allem deswegen Berühmtheit erlangt haben, weil er der erste Monat des Sommerhalbjahres ist. Generell performen Aktien zwischen Mai und September etwas schwächer als in den übrigen Monaten.

Obwohl sich die Saisonalität erklären lässt ist die Signifikanz immer noch nicht überwältigend. Grafik 2 zeigt die durchschnittliche Mai-Performance über den gesamten Zeithorizont von 225 Jahren. Sie liegt bei -0,4 %. Im Durchschnitt ist die Performance des Aktienmarktes positiv, daher ist die leicht negative Performance im Mai durchaus beachtlich.

Die Volatilität um den Mittelwert von -0,4 % ist hoch. In einigen Jahren ist der Mai deutlich besser als andere Monate, in anderen ist er besonders negativ. Betrachtet man den mehrjährigen Durchschnitt in Grafik 2, dann zeigen sich gewisse Zyklen. Bis 2008 tendierte der Mai zu einer überdurchschnittlich positiven Performance. Seit 2008 ist die Performance tendenziell schwach.

Es lässt sich definitiv eine Saisonalität bestätigen. Sie ist in ihrem Ausmaß jedoch nicht so groß und signifikant, dass man als Anleger all seine Aktien Ende April verkaufen sollte. Die Transaktionskosten sind höher als der Nutzen an der Seitenlinie zu stehen. Zudem gibt es derzeit wenig Alternativen. Cash zu halten bedeutet eine sichere Nullperformance und den Verzicht auf Dividenden, die zwischen Mai und Juni ausgezahlt werden.

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3 Kommentare

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  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    Logisch sell in May, die Sommerferien stehen vor der Türe.. wer will aus Malle am Meer schon ständig sein Depot managen?

    09:13 Uhr, 26.04.2016
  • Marco Soda
    Marco Soda

    oder wars November ????

    07:33 Uhr, 26.04.2016
  • Marco Soda
    Marco Soda

    But remember, come back in September ;-)))

    07:32 Uhr, 26.04.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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