Fundamentale Nachricht
11:15 Uhr, 16.06.2016

Selektive Anleihen-Auswahl zentral

Nachrangige Anleihen europäischer Qualitätsunternehmen und Bankanleihen versprechen attraktive Renditen.

Erwähnte Instrumente

  • SMI
    ISIN: CH0009980894Kopiert
    Kursstand: 7.611,89 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - Die globalen Anlageperspektiven sind angesichts der Volatilität an den Finanzmärkten und des anhaltenden Niedrigzinsumfelds weiterhin durchwachsen. In einem Interview, das GodmodeTrader.de freundlicherweise von GAM zur Verfügung gestellt wurde, erläutert Fondsmanager Gregoire Mivelaz wo er trotz des schwierigen Marktumfelds Investmentchancen sieht.

Herr Mivelaz, die Märkte sind derzeit durch Unsicherheit und extrem niedrige Zinsen – teilweise sogar durch Negativzinsen – geprägt. In welchen Bereichen des Anleiheuniversums können Anleger momentan noch attraktive Gelegenheiten finden?

Das ist momentan tatsächlich schwierig. Über 70 Prozent der vorrangigen unbesicherten Anleihen von europäischen Unternehmen mit Investment-Grade-Rating außerhalb des Finanzsektors liefern eine Rendite von weniger als einem Prozent. Auf gesamteuropäischer Ebene werden Papiere mit einem Volumen von 6,5 Milliarden Euro gehandelt, die eine negative Rendite einbringen. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen haben beispielsweise derzeit eine Rendite, die um 0,04 Prozent liegt, zehnjährige italienische Staatsanleihen liegen bei etwa 1,36 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird es für Fixed-Income-Investoren immer schwieriger, ihr Kapital gewinnbringend anzulegen. Dabei sind die Rahmenbedingungen für europäische Unternehmensanleihen derzeit eigentlich gut, weil sich der Kreditzyklus in einer frühen bis mittleren Phase befindet. Das gilt insbesondere im Vergleich zu den USA, wo sich die Anzeichen mehren, dass wir in eine späte Phase des Kreditzyklus eintreten. Zusätzlich profitiert Europa von einem relativ schwachen Euro, niedrigen Rohstoffpreisen, geringen Zinssätzen und einem zwar mäßigen aber positiven Wachstum. Trotz dieses Umfelds ist es allerdings problematisch, hinreichende Renditen zu erzielen.

Welche Optionen haben Anleger denn vor diesem Hintergrund?

Eine Alternative ist, das Kreditrisiko auszuweiten und in stark verschuldete Unternehmen zu investieren, beispielsweise am europäischen High-Yield-Markt. Da diese Unternehmen auf Veränderungen der Konjunktur oder des Kreditzyklus besonders sensibel reagieren, müssen Investoren sehr selektiv sein. Den europäischen High-Yield-Markt sehen wir grundsätzlich optimistisch, solange die Emittenten gezielt und auf risikoadjustierter Basis ausgewählt werden. Ein weiterer Weg um in diesem Umfeld positive Renditen zu erzielen, ist, ein höheres Zinsrisiko einzugehen. Wir raten aber angesichts der Normalisierung der Zinsen in den USA davon ab, sehr riskante Positionen einzugehen. Hingegen ist es sinnvoll, in nachrangige Anleihen von europäischen Qualitätsunternehmen mit Investment-Grade-Rating zu investieren, die in ihren Herkunftsländern zu den Marktführern gehören. Die nachrangigen Anleihen dieser ‚nationalen Champions‘ bieten eine gute Kreditqualität und gleichzeitig gute Ertragschancen. Jeweils rund 40 Prozent unseres Portfolios haben wir daher in Unternehmen mit A- und BBB-Ratings investiert. Diese Unternehmen sind gegenüber dem Kredit- und Konjunkturzyklus weniger anfällig und sollten sich auch in einem volatilen Umfeld gut schlagen.

Ungefähr die Hälfte des von Ihnen verwalteten Portfolios ist in Unternehmen aus Großbritannien investiert. Was sind die Gründe dafür?

Der Grund ist einfach: London ist der zweitgrößte Kapitalmarkt der Welt, und wir finden dort viele Unternehmen, die ihren Sitz zwar im Vereinigten Königreich haben, einen Großteil ihrer Umsätze aber im Ausland erwirtschaften. Die Gewichtung des Portfolios liegt also auf internationalen Unternehmen, die von globalen Wachstumstendenzen enorm profitieren.

Wie würde sich ein Brexit auf Ihr Portfolio auswirken?

Aus unserer Sicht ist das Währungsrisiko das größte anzunehmende Risiko. Aber unser Fonds ist währungsneutral. Im Falle des Brexit besteht außerdem nicht das Risiko einer Neudenominierung, also der Umschreibung des Nominalwertes von Wertpapieren auf eine andere Währung, weil das Vereinigte Königreich mit dem Pfund bereits eine eigene Währung hat und nicht aus dem Euro austreten kann. Der Brexit würde die Volatilität allerdings nicht nur in Großbritannien erhöhen, sondern in ganz Europa. Unser Portfolio ist aber sehr diversifiziert und äußerst robust. Zudem ist die britische Wirtschaft in einem guten Zustand und der dortige Bankensektor ist extrem stark. Der britische Rentenmarkt berücksichtigt das Risiko eines Brexit übrigens teilweise schon jetzt.

Das Portfolio besteht zu zwei Dritteln aus Titeln von Finanzunternehmen – darunter vor allem Versicherungen, Banken und Vermögensverwalter. Was macht den Sektor für Sie attraktiv?

Unsere Investmententscheidungen haben eine sehr langfristige Perspektive. Wir denken am liebsten in Jahren, nicht in Monaten. Die Veröffentlichung der Quartalszahlen ist beinahe abgeschlossen und für die im Fonds enthaltenen Emittenten war es eine sehr erfolgreiche Berichtssaison. Der Bankensektor ist besonders attraktiv, weil er sich momentan in einem Wandlungsprozess befindet, denn die Banken müssen die regulatorischen Eigenkapitalvorschriften umsetzen. Anleiheinvestoren profitieren davon, weil das gesamte System sicherer und belastbarer wird: höhere Kapitalanforderungen, zunehmender Schuldenabbau und die Stärkung der Bilanzen sind für sie von Vorteil. Wir denken, Banken haben wieder das Potenzial, die Anleger in Zukunft positiv zu überraschen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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