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15:58 Uhr, 10.11.2020

Seidenstraßenprojekt: China hat überall seine Finger im Spiel

Peking forciert seine "Belt and Road Initiative" und macht sich dabei über politisch obskure Systeme keine Gedanken.

Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Seidenstraßenprojekt des 21. Jahrhunderts wird bald um eine ungewöhnliche Facette reicher sein: die Verschiffung von Kamelen aus Afrika. Wenn der Hafen von Haidob an der sudanesischen Küste des Roten Meeres Ende kommenden Monats fertiggestellt sein ist, wird er zum Dreh- und Angelpunkt des Krisen-Landes für den Export von Schafen, Ziegen, und auch den Buckelsäugern der Wüste, zu den Märkten im Osten sein, wie Bloomberg berichtet. Nach Angaben des sudanesischen Hafenbetreibers sei dies der jüngste Abschnitt der "Belt and Road Initiative", Chinas Vorstoß zur Wiederbelebung und Erweiterung alter Routen nach Europa und Afrika unter Nutzung modernster Infrastruktur.

Das 120 Mio. teure Projekt im Sudan, das von China Harbour Engineering gebaut wurde, ist aber ein weiterer Beleg dafür, wie Peking Verbindungen zu potenziell lukrativen, aber politisch unsicheren Standorten der Welt festzurrt. Insgesamt sind 157 Nationen und internationale Organisationen an China vertraglich gebunden, wobei Morgan Stanley die Kosten des Seidenstraßenprojekts bis 2027 auf insgesamt 1,3 Bio. Dollar schätzt.

Der nach einem langjährigen Bürgerkrieg verarmte Sudan ist bemüht, seinen Außenhandel auf neue Beine zu stellen. Da kommt die Hilfestellung aus China gerade zur rechten Zeit. Zu den Exportgütern des afrikanischen Landes zählen Gummi-Arabikum, Gold und Vieh. Die Weltbank hat insbesondere die Landwirtschaft als Wachstumsindustrie für ein Land identifiziert, das nach der Abspaltung des Südsudans 2011 und den jahrzehntelangen Wirtschaftssanktionen noch immer unter dem Verlust eines Großteils seiner Ölreserven leidet.

Nach fast drei Jahrzehnten als Paria für die westliche Welt erwacht der Sudan nach dem Sturz des islamistischen Diktators Omar al-Bashir im vergangenen Jahr aus der Starre. Die Übergangsregierung arbeitet daran, die Schulden des Sudans zu begleichen, und finanzielle Hilfe seitens Pekings ist möglicherweise bereits auf dem Weg.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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