Kommentar
14:21 Uhr, 05.07.2010

Sehen so wirklich Sieger aus?

Wer kennt sie nicht, Gestiken, die über den medialen Verstärkungseffekt sofort ganz bestimmten gerade im Mittelpunkt des Interesses stehenden Personen zugerechnet werden. Man denke da nur an die „Becker-Faust" oder das mit gespreizten Mittel- und Zeigefinger gebildete „Victory-Zeichen", das angeblich nur als Nachahmungsversuch Michael Jacksons vor über sechs Jahren im Rahmen des Mannesmann-Prozesses von Deutsche Bank Chef Josef Ackermann verwendet wurde und längst zum Inbegriff der Kapitalismuskritik geworden ist. Allerdings spielt eine derartige Körpersprache auch im ganz normalen menschlichen Miteinander eine wichtige Rolle und der V-Effekt dürfte so manchem Zertifikate-Anleger durchaus gut zu Gesicht stehen, wenn spätestens zum Laufzeitende die Rückzahlung des betreffenden Papiers erfolgt.

Warum dann nicht gleich zu einem Produkt greifen, das den Erfolg bereits quasi im Namen trägt. Darüber hinaus braucht der Anleger bei dem neuen „Victory"-Zertifikat der Commerzbank auf den Euro STOXX 50 nur ganze eineinhalb Jahre auszuharren, um feststellen zu können, ob sich die Vorschusslorbeeren für ihn auch tatsächlich gelohnt haben. Der Reiz des Papiers besteht darin, dass der Anleger bereits nach einem Indexanstieg gegenüber dem Emissionsniveau (2.619,45 Punkte) von zehn Prozent sein erstes Teilziel erreicht hat: Die sichere Tilgung zum Nennbetrag von 100 Euro. Außerdem ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr so ganz wichtig, in welche Richtung sich der Basiswert bis November 2011 bewegt, denn es findet dann eine Partizipation an der absoluten Indexentwicklung statt. Da diese nach unten aber nur 50 Prozent beträgt, sollte der Ausbruch also doch besser nach oben erfolgen, wo der gesamte Zugewinn am Ende gutgeschrieben wird. Sollte die Euroland-Benchmark also nach dem „Lock-in" final um 20 Prozent zugelegt haben, wird das Zertifikat zu 120 Prozent zurückgezahlt, während ein Indexverlust in gleicher Höhe „nur" zu einer Tilgung von 110 Prozent führt. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch in jedem Fall: Der Cap, der bei 125 Prozent festgelegt wurde. Sollten die Märkte also in den nächsten 16 Monaten durch die Decke gehen, wäre der Erfolg mit einem Plus von 25 Prozent eher bescheiden. Allerdings bietet das bereits im Mai emittierte Produkt auf dem aktuellen Kursniveau von 97,29 Euro sogar noch eine Renditechance von gut 28 Prozent. Da der Lock-in jedoch noch aussteht, muss der Index dafür jetzt schon um über 14 Prozent anziehen. Gelingt das nicht und notiert der Basiswert am Ende im Minus, muss aber der vollständige Verlust vom Anleger getragen werden.

Der BörseGo Tipp:
Das relativ kurzlaufende „Sieger"-Zertifikat der Commerzbank könnte ganz gut ins aktuelle Börsenumfeld passen, das durch ständige Auf- und Abbewegungen gekennzeichnet ist. Die Voraussetzung für ein erfolgreiches Abschneiden dürfte allerdings darin bestehen, dass der Euro STOXX 50 den "Lock-in" jetzt unter etwas erschwerten Bedingungen möglichst bald vollzieht. Im Anschluss kann der Anleger dann eigentlich nur noch gewinnen. Angesichts des vergleichsweise durchaus interessanten Chancenprofils, muss auf einen Teilschutz verzichtet werden.

Europa Victory-Zertifikat

Emittent/WKN:

Commerzbank / CZ24WP

Laufzeit:

25.11.2011

Preis: (05.07.2010)

Geld / Brief: 96,29 € / 97,29 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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