Fundamentale Nachricht
16:14 Uhr, 14.09.2017

Schwierige Suche nach dem Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik

Weder die US-Notenbank noch die EZB dürften nach Einschätzung von Standard-Life-Chefvolkswirt Jeremy Lawson in der Lage sein, die Leitzinsen so schnell und so stark anzuheben, wie sie es sich erhoffen.

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Edinburgh (GodmodeTrader.de) - Wieder ist es die Geldpolitik, die die Märkte bewegt. Während es im letzten Jahr vor allem darum ging, wie Zentralbanken das Wachstum unterstützen, steht nun der Ausstieg aus der lockeren Politik im Zentrum der Diskussion. Die Volkswirte von Standard Life Investments berichten in ihrem aktuellen „Weekly Economic Briefing“, dass die Märkte derzeit eine Erhöhung der kurzfristigen Zinssätze für viele der großen Industrieländer einpreisen – mit Japan als bemerkenswerter, aber nicht unerwarteter Ausnahme.

Allerdings gebe es dabei zwei Auffälligkeiten: Die Märkte erwarteten ein sehr langsames Tempo der Anpassung – 35 Basispunkte (bps) in der Eurozone, 42bps in den USA und 38 bps im Vereinigten Königreich innerhalb der nächsten drei Jahre. Und zweitens sei die erwartete Verschärfung trotz unterschiedlicher konjunktureller Ausgangslagen in diesen Regionen ähnlich, heißt es weiter.

Chefvolkswirt Jeremy Lawson sieht eine Reihe von Gründen für die Vorsicht der Märkte. Zum einen seien die Erwartungen seit der Krise immer wieder enttäuscht worden. Auch bleibe trotz des besseren Wachstums die Inflation aus. Darüber hinaus könnten auch diese kürzeren Zinssätze durch negative Term Prämien deprimiert werden, was das Erwartungssignal verfälsche.

„Zur vorsichtigen Zinserwartung kommt allerdings eine weitere Dynamik hinzu“, schreibt Lawson. „Mit der Fed, die jetzt beginnt, ihre Bilanz zu schrumpfen, und der EZB, die wahrscheinlich ihre Anleihenaufkäufe im nächsten Jahr zurückschraubt, werden andere Instrument des Politik-Baukastens aktiv angepasst“. Und darüber, wie sich diese Veränderungen auf die gesamt­wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Realwirtschaft auswirken würden, bestehe erhebliche Unsicherheit. Lael Brainard vom Board of Governors der Fed habe gewarnt, dass die Bilanzverkürzung auf die kurzfristigen Gleichgewichtszinsen drücken könne. In ähnlicher Weise signalisiere EZB-Präsident Draghi weiterhin, dass eine Erhöhung der kurzfristigen Zinsen erst nach dem Ende des QE-Programms anstehe.

Lawson: „Wenn Änderungen in den unkonventionellen Politikinstrumenten die Realwirtschaft belasten, dann sollten die Zentralbanken darauf achten, dass sie die konventionellen Zinsen niedrig halten und sensibel auf Veränderungen der makroökonomischen Rahmenbedingungen reagieren. Dieser Balanceakt wird in der Eurozone besonders wichtig sein, wobei es derzeit scheinbar die technischen Einschränkungen sind, die die EZB zu einer Drosselung der Assetkäufe veranlassen. Weder die US-Notenbank noch die EZB dürften in der Lage sein, die Leitzinsen so schnell und so stark anzuheben, wie sie es sich erhoffen.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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