Schwellenländer überholen Industriestaaten
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Wien (GodmodeTrader.de) - Laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in den nächsten fünf Jahren um 32 Prozent wachsen. Schon in den vergangenen zehn Jahren war dieser Wert mit 64 Prozent deutlich stärker als in den Industrieländern (24 Prozent). Besonders die Schwellenländer Asiens stechen als Wachstumslokomotive hervor, wie Erste AM Chefvolkswirt Gerhard Winzer in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Das BIP pro Kopf in Emerging Asia habe sich über denselben Zeitraum mehr als verdoppelt (plus 111 Prozent). Die Konvergenz der Schwellenländer zu den entwickelten Volkswirtschaften habe sich damit fortgesetzt. So betrage das BIP pro Kopf (in US-Dollar, kaufkraftbereinigt) in den Schwellenländern 11.800 US-Dollar, jenes in den entwickelten Volkswirtschaften betrage 49.200 US-Dollar. Beinahe ebenso bemerkenswert wie das kräftige reale Wirtschaftswachstum sei die gesunkene Inflation, heißt es weiter. „Das ist unter anderem das Ergebnis der erfolgreichen Geldpolitik der Zentralbanken“, betont Winzer. Insgesamt bedeuteten die niedrigen Inflationsraten eine höhere Planungssicherheit. Zudem stellten sie einen guten Indikator für eine bessere Ressourcen-Allokation dar, heißt es.
Für die Entwicklung der Schwellenländer spiele China eine wesentliche Rolle. Wachstumsraten von über 20 Prozent im Jahresabstand seien aber nicht nachhaltig erzielbar. Der Trend gehe in Richtung einer graduellen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Diese Tendenz werde von einer strukturellen Umstellung der Volkswirtschaft begleitet. Zu sehen sei das unter anderem an der Internationalisierung des Renminbi. Die Wirtschaftszyklen würden weiterhin von einer klassischen „Stop-and-Go Politik“ geprägt. Auf eine Phase stimulierender Wirtschaftspolitik folgten restriktive Maßnahmen, heißt es weiter.
„Positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer haben die flexiblen Währungen. Im Krisenfall können sich die Währungen abschwächen, was den volkswirtschaftlichen Anpassungsbedarf im Inland (siehe Griechenland) deutlich lindert. Das ist auch positiv für das Kreditrisiko des jeweiligen Landes. Die fallenden Rohstoffpreise in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts spielen bei der Abschwächung des Rubel und des Real eine wichtige Rolle. Das hat geholfen, die jeweiligen Rezessionen zu überwinden. Auch Indien war Anfang dieses Jahrzehnts mit Ungleichgewichten konfrontiert. Unter anderem war das Leistungsbilanzdefizit erhöht. Die Abschwächung der Rupie hat geholfen, das Defizit zu verringern und das Wirtschaftswachstum zu erhöhen“, so Winzer.
Nicht nur die tatsächlichen Zinsen sind gefallen, sondern auch der natürliche Zinssatz sei deutlich niedriger als früher. Der natürliche Zinssatz sei jener Zinssatz, der weder unterstützend noch dämpfend auf Wirtschaftswachstum und Inflation wirke. Für die aktuelle Situation könne dieses Konzept als Einschätzung dafür dienen, in welchem Ausmaß die Zinsen ansteigen könnten. In den USA sei der reale, natürliche Zinssatz derzeit bei null Prozent (laut einem Arbeitspapier der Federal Reserve Bank of San Francisco). Der nominelle, natürliche Zinssatz bei zwei Prozent Inflation betrage damit lediglich zwei Prozent. Vergleiche man das mit dem aktuellen Leitzins von ein Prozent bis 1,3 Prozent, sei das Potenzial für Leitzinsanhebungen eher bescheiden, heißt es weiter.
In der Asset Allokation bevorzugt die Erste AM derzeit Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. Unter anderem spricht die laufende Entschuldung bzw. der geringere Verschuldungsgrad den Experten zufolge für diese Anlageklasse. Das habe positive Folgen für die Kreditwürdigkeit und Bonitätsentwicklung der jeweiligen Länder und damit auch der einzelnen Unternehmen.
„Seit unserem Start in dieser Asset-Klasse ist das Universum für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern spürbar gereift. Während wir damals einer der ersten Asset-Manager in dieser Anlageklasse waren, hat sich der Markt in den vergangenen Jahren verfünffacht. Mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar ist der Markt für Schwellenländer-Unternehmensanleihen heute fast so groß wie der für US-Hochzinsanleihen“, ergänzt Péter Varga, Senior Professional Fund Manager Emerging Market Corporates bei der Erste AM.
Besonders für Anleger mit einem längerfristigen Anlagehorizont und einer entsprechenden Risikobereitschaft seien EM-Corporate Bonds eine attraktive Anlageklasse. Unternehmen der Schwellenländer weisen eine deutlich geringere Verschuldung auf als Unternehmen aus entwickelten Ländern. Das durchschnittliche Kreditrating liege im Bereich BBB- bis BB+, also an der Schwelle zum Hochzins-Segment. Allerdings entspreche die Verschuldung aller Schwellenländerunternehmen gerade einmal rund der Hälfte der Schuldenlast von US-Hochzins-Emittenten, argumentiert Varga.
Mit Blick auf den demografischen Wandel erwartet Erste AM Fondsmanager Péter Varga, dass sich Privatinvestoren stärker den Anleihen von Schwellenländerunternehmen widmen: „Die Menschen wollen, wenn sie älter werden, ihre Aktienbestände reduzieren und dafür laufende Erträge aus Zinsanlagen generieren.“ Dafür böten sich Schwellenländer-Unternehmensanleihen mit einer längerfristigen Rendite von 5-6 Prozent in US-Dollar an. Und selbst in Zeiten steigender Renditen seien die Risikoaufschläge noch hoch genug um negative Effekte abzufedern.
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