Schwellenländer holen gegenüber der entwickelten Welt rasch auf
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Mit den weltweiten makroökonomischen Verschiebungen, die sich ins neue Jahrtausend hinein noch intensiviert haben, endeten die Boom-Bust-Zyklen der 1980er und 1990er Jahre. Im Ergebnis konnten die aufstrebenden Volkswirtschaften ihre Wachstumsentwicklung auf ein ganz neues Niveau heben. Die schwierigen Jahrzehnte zuvor waren von anhaltenden Zahlungsbilanzproblemen und unterentwickelten Kapitalmärkten geprägt. Internationale Gläubiger begegneten den aufstrebenden Schuldnerländern mit äußerstem Misstrauen. Der Wachstumsvorsprung der aufstrebenden gegenüber den entwickelten Volkswirtschaften bewegte sich in dieser Periode daher um null, wie Rob Drijkoningen, Global Head of Emerging Markets Debt bei ING Investment Management in seiner aktuellen Ausgabe der „EMD Shortcuts“ schreibt.
Doch seit dem Jahr 2000 habe sich das Wachstumsgefälle deutlich zugunsten der Schwellenländer verschoben. Schwellenländervolkswirtschaften könnten potenziell schneller wachsen als reife Volkswirtschaften. Dieses Potenzial lasse sich jedoch nur dann nutzen, wenn eine glaubwürdige Wirtschaftspolitik verfolgt werde und angemessene Grundvoraussetzungen für die Wirtschaftswelt. Im Endeffekt kann das zu einer Angleichung des Pro-Kopf-BIP zwischen Schwellenländern und entwickelten Ländern führen. Nachdem sie 1998 die Talsohle erreicht hatte, stieg die Wachstumsdifferenz zwischen Schwellenländern 2007 mit sechs Prozent auf ihren höchsten Stand und hat sich seitdem bei etwa vier Prozent eingependelt. Mittel- bis langfristig dürfte eine Differenz von vier bis fünf Prozent haltbar sein. Der Anteil der Emerging Markets an der Weltwirtschaft sei von unter 20 Prozent vor einem Jahrzehnt bis 2011 auf 36 Prozent gestiegen und soll 2015 40 Prozent übersteigen, so Drijkoningen weiter.
Die weltweite Finanzkrise, also die schwerste Rezession seit den 1930er Jahren, habe sich als Stresstest für Wachstum und Reformdynamik der Emerging Markets erwiesen, den sie souverän bestanden hätten, so der Emerging-Markets-Experte weiter. „Seitdem fungieren die Schwellenländer als Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. 2009 betrug die durchschnittliche Zuwachsrate an den Emerging Markets 2,8 Prozent, während die entwickelten (G7) Länder eine massive Kontraktion von durchschnittlich minus vier Prozent der Wirtschaftsleistung erlebten. Gleichzeitig verbuchten die Schwellenländer anhaltende Leistungsbilanzüberschüsse, hielten ihre Verschuldung auf tragbarem Niveau und setzten eine antizyklische Fiskal- und Geldpolitik zur Stützung des Wachstums um“, heißt es weiter. Auch in jüngerer Zeit hätten die Schwellenländer die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone gut überstanden. Ihre öffentlichen Schuldenquoten seien gegenüber dem Vorkrisenniveau von 36,5 Prozent (2007) sogar leicht auf 34 Prozent zurückgegangen, während die BIP-Zuwachsrate im selben Zeitraum durchschnittlich 6,3 Prozent betragen habe, so Drijkoningen.
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