Schweizer Wechselkursuntergrenze steht
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Zürich (BoerseGo.de) - Die gegenwärtigen Finanzmarkturbulenzen haben den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken wieder verstärkt. Dies hat Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) garantierten Franken/Euro-Untergrenze von 1,20 aufgeworfen. Die Finanzmarktexperten der Bank Vontobel gehen davon aus, dass die Schweizer Währungshüter dieses Niveau halten können, es sei denn, die Eurozone würde auseinanderbrechen.
Der Franken handelt mit derzeit 1,2010 CHF per Euro sehr nahe an der von der SNB garantierten Wechselkursuntergrenze von 1,20 CHF. Viele Marktteilnehmer ziehen deshalb die Entschlossenheit der SNB, dieses Niveau zu verteidigen, laut den Experten zunehmend in Zweifel. Dies lässt sich anhand von verschiedenen Indikatoren feststellen, wie Vontobel anmerkt. So sei in den vergangenen Wochen unter anderem die Nachfrage nach Absicherungsgeschäften für eine mögliche CHF-Aufwertung stark angestiegen.
Im Mai stiegen die Fremdwährungsreserven der Schweiz auf 304 Milliarden Schweizer Franken (+66 Mrd.), was das Ausmaß der notwendigen Interventionen unterstreicht. Der jüngste, deutliche Anstieg der Sichteinlagen von Geschäftsbanken bei der SNB hatte dies bereits angedeutet. Zwischen dem 18. Mai und dem 1. Juni diesen Jahres stiegen die Sichteinlagen um 24 Milliarden Schweizer Franken auf 179 Milliarden Schweizer Franken. So sind die massiven CHF-Kapitalzuflüsse, die für eine Ausweitung der Geldmenge gesorgt haben, als Sichtguthaben wiederum bei der SNB geparkt worden.
In der SNB-Generalversammlung vom 28. Mai bekräftigten die Schweizer Zentralbanker ihre Bereitschaft, den "Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen". Die SNB dürfte sich aber einen Griff in den "Giftschrank" zweimal überlegen, zumal sie die Effektivität von Kapitalverkehrskontrollen wiederholt in Frage gestellt hat, meinen die Vontobel-Experten. Währungsspekulationen werden verstärkt über derivative Finanzmarktinstrumente abgewickelt, was die Wirkung von Kapitalverkehrskontrollen teilweise einschränkt. Und zu guter Letzt: Sollten Schweizer Bürger von den Kapitalverkehrskontrollen ausgenommen bleiben, würde sich eine Reihe von Arbitragemöglichkeiten ergeben.
Aufgrund des derzeitigen Deflationsumfeldes in der Schweiz und der wahrscheinlich lediglich moderaten Wirtschaftserholung, erachten die Vontobel-Experten die SNB-Strategie unter makroökonomischen Aspekten weiterhin als gerechtfertigt und angemessen. Zum anderen betonen sie, dass die Entwicklungen in der Eurozone äußerst wichtig im Zusammenhang mit einer glaubwürdigen Wechselkursuntergrenze ist: Eine Eskalation der Schuldenkrise würde zu massiven Zuflüssen in "sichere Häfen" führen und den Aufwertungsdruck auf den Franken erhöhen.
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