Kommentar
15:50 Uhr, 15.12.2009

Schwäbische Tugenden im Weißen Haus?

US-Präsident Barack Obama hat in dieser Woche mit einer bemerkenswert kritischen Rede für Aufsehen gesorgt. Die Kritik Obamas richtet sich gegen die US-amerikanischen Banken: Die Finanzhäuser hätten im Zuge der Wirtschaftskrise außerordentliche Hilfsmaßnahmen der Steuerzahler in Anspruch genommen. Nur dadurch sei nicht nur der Bankensektor sondern die gesamte Wirtschaft vor dem Kollaps bewahrt worden.

Im Gegenzug könne man von den Banken nun ähnlich außerordentliche Schritte erwarten, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine komme. Dass die Finanzhäuser wieder Gewinne schreiben und bereits einen Großteil der staatlichen Hilfsgelder zurückgezahlt hätten, das sei nicht genug, polterte Obama. Namentlich nannte der Präsident die Kreditvergabe an kleinere und mittlere Unternehmen, die immer noch fast vollständig brach liege. Damit müsse Schluss sein.

Doch Barack Obama holte noch weiter aus: Zwischen der Realität und den wohlklingenden Versprechungen der Banken, würden Welten liegen. Es sei deshalb höchste Zeit, dass der Sektor strengere Regulierungen unterworfen werde. Man werde jetzt hart durchgreifen. Hier die Rede des US-Präsidenten:

Eine andere Erklärung für die überraschenden Äußerungen wäre: Vielleicht ist der Präsident plötzlich unter die Schwaben gegangen und hat dort neben den Themen Hausputz und Kehrwoche auch die Liebe zum Sparen für sich entdeckt:

Doch Spaß beiseite: Die Kritik des US-Präsidenten ist natürlich nachvollziehbar. Das alles klingt sehr gut und der Applaus von Volk und Medien ist Barack Obama sicher. Seltsam ist die harsche Kritik allerdings vor dem Hintergrund, dass der Präsident im eigenen Wahlkampf einer der größten Profiteure der Banken war:

Die großen Finanzhäuser, wie Goldman Sachs, JP Morgan oder auch die Schweizer UBS, hatten den Wahlkampf Obamas seinerzeit mit großzügigsten Spenden maßgeblich mitfinanziert. Deshalb werden erst die kommenden Monate zeigen, was von den populären Ankündigungen des Präsidenten zu halten ist. Und ob es womöglich nur populistische Ankündigungen waren....

Aus charttechnischer Sicht ist die Lage bei den Banken längst nicht so erfreulich, wie es die satten Gewinne der letzten Monate vermuten lassen würden. Hier regiert weiterhin der Bär. Die folgende Abbildung zeigt das:

Das ist aber auch vollkommen logisch, wenn man weiß, wie die Finanzhäuser ihre Profite erzielt haben: Die Erfolge wurden nicht im Kerngeschäft eingefahren, mit der Vergabe von Krediten etwa, sondern im Eigenhandel. Etwas weniger beschönigend könnte man auch Zockerei mit Derivaten dazu sagen. Dies hatte Barack Obama in seiner Rede natürlich "vergessen"...

Doch womöglich wird auch bei den Banken der Trend bald wieder etwas freundlicher aussehen. Beim US-Transportindex deutet sich nun nämlich immer stärker ein Ereignis an, das es „eigentlich“ gar nicht geben dürfte:

Der Index scheint nach oben auszubrechen. Und weil die Geschäftsentwicklung bei den Transportfirmen transparenter ist als in vielen anderen Sektoren, laufen die Aktienkurse der Transport- und Logistik-Konzerne dem breiten Markt oftmals etwas voraus. Wir würden uns mit Short-Engagements deshalb jetzt zurück halten. Sehen Sie sich das an, hier zunächst das kurzfristige Bild:

Auf dem Point & Figure-Chart ist die Sache schon seit Anfang des Monats eindeutig. Am 4. Dezember war es dort zu einem „Quadruple Top Breakout“ gekommen, damit war ein Kaufsignal entstanden:

Womöglich läuft der Transportindex den breiten Märkten jetzt voraus. Kommt es im Zuge dessen in den kommenden Monaten zu einem letzten Aufbäumen der Bullen, einer Katastrophenhausse, die wir in unserem jüngsten Wochenkommentar erwähnt hatten?

http://www.godmode-trader.de/nachricht/Letztes-Bullengefecht-vor-dem-totalen-Kollaps,a2033041.html

Wir werden dieser Frage in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs nachgehen, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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