Kommentar
06:05 Uhr, 18.10.2018

Schuldenorgie: Italien müsste eigentlich die Eurozone verlassen!

Die EU lässt durchblicken, dass sie Italiens Budgetvorschlag zurückweisen wird. Das bedeutet eine wochenlange Hängepartie. Dabei wäre die Lösung einfach.

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Die EU hat bis Ende Oktober Zeit, um den Budgetentwurf zu begutachten. Höchstwahrscheinlich wird sie den Entwurf zurückweisen. Danach hat Italien drei Wochen Zeit, um einen neuen Vorschlag einzureichen. Dieser wird dann wieder begutachtet. Bis Mitte Dezember hat die EU dann Zeit, um den Vorschlag anzunehmen oder abzulehnen.

Bleibt Italiens Regierung bei dem aktuellen Entwurf, kommt es Anfang 2019 wohl zur Eröffnung eines Defizitverfahrens. Deutschland hatte ein solches auch einmal am Hals. Es zog sich ganz schön in die Länge. Es dauerte fast drei Jahre, bis es zu Ende war.

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Die Langsamkeit hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass niemand überstürzt handeln muss. Der Nachteil: das Thema bleibt jahrelang frisch. Alles, was permanent wiedergekäut wird, lastet auf dem Markt. Im Falle Italiens wissen wir schon seit Mai, dass das Defizit steigen wird. Jedes Mal, wenn das Thema wieder auftaucht, geraten Italiens Anleihen unter Druck.

Rendite 10-jähriger Staatsanleihen im Vergleich. Italien in gelb
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Das alles müsste nicht sein. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist ziemlich unrealistisch. Man hätte einschneidende Reformen machen müssen. Dafür ist es inzwischen zu spät und mutige Reformen gehören nicht gerade zu den Stärken von Regierungen.

Die zweite Möglichkeit ist die Notenpresse. Damit kennt sich Italien aus. Die Notenbank kaufte so viele Staatsanleihen, dass sie gegen Ende des Zeiten Weltkrieges 70 % der Schulden hielt. Solange Italien Teil des Euroraums ist, können sie die Notenpresse natürlich nicht anwerfen.

Will man ein Drama wie in Griechenland vermeiden, ist aber genau das notwendig. Es hilft weder Italien noch dem Rest der Eurozone, wenn uns das Thema monate- oder gar jahrelang im Würgegriff hält. Wenn ein Staat der Meinung ist, dass das Land schlichtweg nur über nicht aufrecht zu erhaltende Staatsausgaben über Wasser gehalten werden kann, dann sollte es auch die Möglichkeit dazu haben.


Es führt über kurz oder lang zu hoher Inflation und einem Anstieg der Armut. Dafür gibt es zu viele historische Präzedenzfälle, um etwas anderes zu erwarten. Es ist aber nun einmal die Entscheidung des jeweiligen Landes.

Der Euro verhindert diese Souveränität. Da sich Staaten aber ohnehin nicht an die Regeln halten wirkt der Euro wie ein kolonialer Unterdrücker. Das kann nicht funktionieren.

Wie dem auch sei, das Thema wird wochenlang aktuell bleiben und auch den Aktienmarkt in Atem halten. Kommt dann Anfang 2019 noch der No-Deal Brexit, sollte man als Anleger lieber vorher seine Schäfchen ins Trockene gebracht haben.


Die Entwicklung der italienischen Staatsanleihe-Renditen (und auch die anderer Staaten) können Sie auf dem Guidants-Desktop "Anleiherenditen" live verfolgen!

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2 Kommentare

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  • Powerseller61
    Powerseller61

    Alles ok. Die mache was für die Bürger. Besser wenn die EZB Gelder vergibt wo was gemacht wird und nicht auf irgendwelchen Bankkonten darbt und nichts macht.

    16:39 Uhr, 18.10.2018
  • blueeyemax
    blueeyemax

    ...außerhalb der eurozone wird italien das schicksal von argentinien erleiden. ob das sinnvoll ist, möchte ich bezweifeln....

    09:34 Uhr, 18.10.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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