Kommentar
13:00 Uhr, 04.09.2018

Italien wird uns im Jahr 2019 die Eurokrise zurückbringen

Italien ist gerade noch einem Downgrading durch Fitch entgangen. Damit ist das Schlimmste abgewendet, aber nur vorerst.

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  • IT 10Y Bond Yield - Kurs: 3,071 % (Bonds)

Fitch hat die Bonitätsnote Italiens vergangenen Freitag auf BBB belassen. Dafür hat die Rating Agentur den Ausblick gesenkt. Oftmals bedeutet das nichts anderes, als dass das Rating nach ca. 6 Monaten angepasst wird. Das Abrutschen Italiens in den Ramschbereich ist also aktuell nur verschoben.

Die italienische Regierung zeigte sich nach dem Entscheid geradezu ekstatisch. Das zeigt wie angespannt die Lage war. Die Nerven lagen blank. Aufgeschoben ist freilich nicht aufgehoben. Es ist auch kein rein italienisches Problem, wenn das Rating abrutscht.

Die Schulden des italienischen Staates befinden sich zu einem überschaubaren Teil in Besitz der Notenbank (Grafik 1). Italienische Privatinvestoren sind aus dem Markt fast vollständig geflüchtet. Banken halten nach wie vor einen beträchtlichen Teil der Schulden, aber auch weniger als noch vor ein paar Jahren.

Ein Großteil der Schulden befindet sich in ausländischem Besitz (Grafik 2). Der Anteil ist zwar von zwei Drittel auf 60 % gesunken, aber das ist immer noch ziemlich viel. Hätte die Notenbank nicht gekauft, sähe es anders aus. Außer der Notenbank kauft kein Inländer mehr italienische Anleihen.

Die Renditen der Anleihen sind höher als in den meisten Ländern in Europa (Grafik 3). Die Rendite ist sogar deutlich höher, als man es aufgrund des Ratings erwarten würde. Das zeigt, dass viele früher oder später eine Verschlechterung erwarten.

Bisher ist die große Krise ausgeblieben. Das haben wir dem Umstand zu verdanken, dass das Thema recht isoliert betrachtet wird. Anleger gehen nicht von einer Ansteckung aus. Den Markt hält es ruhig, wenn es als isoliertes Problem betrachtet wird. Es ist nun aber schlichtweg kein isoliertes Problem.

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Das erkennt man unter anderem am Euro-Wechselkurs (Grafik 4). Steigt der Spread italienischer Anleihen gegenüber deutschen, tendiert auch der Euro zur Schwäche. Darüber hinaus halten vor allem ausländische Investoren italienische Anleihen. Einen besseren Mechanismus für die Ansteckung gibt es fast nicht.

Noch hat Italien sein Rating behalten. Rutscht es in den Junk Bereich ab, gibt es Probleme. Viele Investoren können keine Ramschpapiere halten. Sie müssten verkaufen. Wer dann einspringt, ist offen. Italienische Banken sind schon jetzt nicht besonders gut kapitalisiert. Jeglicher Verlust in der Bilanz tut weh.

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Von einem Downgrading zum Kreditausfall ist noch ein weiter Weg. Der Stein darf allerdings gar nicht erst ins Rollen kommen. Gibt es ein Downgrading in den Ramschbereich, verkaufen Anleger, die Renditen steigen, noch mehr Anleger verkaufen usw. Die Zinsen sind dann schnell so hoch, dass sich der Staat die Schulden nicht mehr leisten kann. Italien muss unter allen Umständen sein Investment-Grade Rating behalten. Der Moment der Wahrheit kommt 2019 und zwar für alle.

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10 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Schau da ist es wieder. Wie Du gesagt hast. Null Ahnung, gehören zu den 80%.

    22:48 Uhr, 04.09.2018
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Das wird eine tolle Zeit ... - Deutschland, d.h. der deutsche Steuerzahler, darf dann wieder retten ... !!!

    15:56 Uhr, 04.09.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Helicopters are coming..........

    15:27 Uhr, 04.09.2018
  • goldaktie
    goldaktie

    Danke für den sehr schönen Artikel. Ich persönlich bin mir nur nicht so sicher, ob es noch so lange dauern wird. Ich denke eher, dass die Krise bereits dieses Jahr losbrechen wird. Denn die Türkeikrise kann das Fass ganz schnell zum Überlaufen bringen. Dann werden die Zentralbanken sofort alles geben müssen und Staatsanleihen kaufen. Die Investoren haben schon jetzt jeden Grund "Vorsichtsmaßnahmen" zu ergreifen und das sinkende Boot zu verlassen. Und um es noch zu erwähnen: die resultierende Geldflut wird auch bei den Rohstoffen ankommen.

    14:32 Uhr, 04.09.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Bravo. Und mit Italien werden auch Spanien und Portugal mit von der Partie sein. Frankreich darf man auch nicht vergessen. Hier scheint oberflächlich noch alles im Lot, doch unterschwellig ist es auch ein Pulverfass. Die aberwitzige Konstruktion des Euros mit unterschiedlichen Zinsen in den einzelnen Mitgliedsländern wird dann aufbrechen und aufzeigen, dass die EZB ein zahnloser Tiger ist - außer, die EZB kauft in großem Stile weiter die Schulden dieser Länder. Das Verhalten der Marktteilnehmer jedenfalls signalisiert, das kein vernünftig handelnder Investor italienische Staatsanleihen mehr kauft. Der Euro ist Tod. Die Folge wird eine massive Nachfrage nach US-Dollar sein.

    13:52 Uhr, 04.09.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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