Schuldenkrise in Europa ist zurück
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In den USA bleibt der positive Trend bei den Konjunkturdaten weiter intakt. Bestimmendes Thema am US-Aktienmarkt war die Rückkehr von GM an die Börse. Trotz der erneuten Debatten um die Verschuldungskrise waren in Europa Kurszuwächse zu verzeichnen. China sieht sich derweil mit steigender Inflation konfrontiert und leitet Gegenmaßnahmen ein.
USA: Weitere Konjunkturerholung, aber geringe Dynamik
Die jüngsten US-Konjunkturdaten lassen auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung schließen. Im Oktober zeigten sich etwa die Einzelhandelsumsätze verbessert und stiegen im Monatsvergleich um 1,2 Prozent. Besonders kräftige Zuwächse verzeichnete der Philly-Fed-Index, der von 1,0 Punkten im Vormonat auf nunmehr 22,5 Punkten zulegte. Die Daten zur Industrieproduktion unterstrichen hingegen die geringe Dynamik der Konjunkturentwicklung: Danach stagnierte im Oktober die Fertigung im Verarbeitenden Gewerbe. Zudem sorgte die Veröffentlichung des Empire State Produktionsindikators für Überraschung. Das Barometer drehte deutlich in den negativen Bereich. Marktteilnehmer hatten lediglich eine kleinere Korrektur erwartet.
An den Aktienmärkten war der Börsengang von General Motors des bestimmende Thema. Rund eineinhalb Jahre nachdem der Detroiter Autobauer Insolvenz anmelden musste, kehrte das Unternehmen nun erfolgreich an die Börse zurück. Beflügelt von positiven Quartalergebnissen hatte die Gesellschaft im Vorlauf zum Gang aufs Parkett die Preisspanne angehoben und das Aktienvolumen vergrößert. Dennoch war die Emission mehrfach überzeichnet. Bei einem Ausgabepreis von 33 US-Dollar je Anteilsschein sammelte GM insgesamt 23,1 Mrd. US-Dollar ein. Das Gros der eingeworbenen Mittel floss dem amerikanischen Staat zu, der das Unternehmen durch Beihilfen in Höhe von 50 Mrd. US-Dollar gerettet hatte. Im Zuge des Börsengangs sank der von der US-Regierung gehaltene Anteil von 61 Prozent auf nunmehr 33 Prozent.
EWU: Neuer Höhepunkt der Schuldenkrise
Die europäische Verschuldungskrise ist zurück. In der vergangenen Woche verstärkten sich die Debatten um finanzielle Hilfen für Irland. Bedingt durch die massiven Probleme im Bankensektor und die daraus resultierenden Stützungsmaßnahmen durch den Staat wird für 2010 ein Budgetdefizit von 32 Prozent des BIP erwartet. Irische Staatsanleihen reagierten mit hohen Risikoaufschlägen, da Investoren zunehmend Irlands Fähigkeit zur vollständigen Rückzahlung seiner Schulden anzweifeln. Deutsche Forderungen zur Beteiligungen privater Anleger an einer Lösung, etwa durch einen teilweisen Forderungsverzicht, hatten die Lage noch verschärft.
Auch die Papiere anderer Peripherie-Staaten wie Portugal oder Spanien wurden im Wochenverlauf von dieser Unsicherheit ergriffen. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, drängten die Europäische Kommission, die EZB sowie einige Mitgliedsländer Irland zur Beantragung von Finanzhilfen. Die irische Regierung beharrte jedoch zunächst darauf, keine Mittel aus dem europäischen Rettungspaket zu benötigen. Bis zur Jahresmitte 2011 muss das Land keine frischen Mittel mehr am Kapitalmarkt aufnehmen. Am Wochenende akzeptierte Irland schließlich dennoch die europäischen Hilfen, da sich die Probleme im Bankensektor als zu gravierend herausstellten. Über die endgültige Höhe der Zahlungen soll in den kommenden Wochen entschieden werden.
Europäische Finanzinstitute halten einen Großteil irischer Banken- und Staatsanleihen und sind daher von den Turbulenzen besonders betroffen. Vor allem deutsche und britische Banken haben sich in Irland stark engagiert. Daneben verfügen auch belgische und französische Institute über umfangreiche Bestände an irischen Anleihen. In diesem Umfeld verlor der STOXX Europe 600 Financials, ein Index für europäische Finanzwerte, daher in der vergangenen Woche insgesamt 2,3 Prozent. Hingegen zeigte sich der breite Aktienmarkt von den Diskussionen relativ unbeeindruckt. Zwar waren am Wochenanfang zunächst Kursverluste zu verzeichnen. Im weiteren Verlauf der Woche stabilisierten sich jedoch die Notierungen. Insgesamt legte der EURO STOXX 50 um 0,8 Prozent zu.
China stemmt sich gegen Inflation
Die chinesischen Behörden intensivieren ihre Anstrengungen zur Eindämmung der Inflation. Nachdem im Oktober die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent geklettert waren, erhöhte die chinesische Zentralbank in der vergangenen Woche den Mindestreservesatz für Geschäftsbanken um 0,50 Prozent. Es handelt sich dabei bereits um die zweite Anhebung innerhalb von zwei Wochen. Darüber hinaus erwägt die Regierung in Peking die Einführung von Preiskontrollen für ausgewählte Bereiche.
Vor dem Hintergrund des hohen Wirtschaftswachstums befürchtet China die Bildung von Blasen, etwa auf dem Aktien- oder Immobilienmarkt. Bereits im Oktober hatte die Zentralbank deshalb die Leitzinsen erhöht. Marktteilnehmer rechnen nun mit weiteren Zinsschritten. Die chinesischen Aktienmärkte reagierten daraufhin mit Kursverlusten auf die jüngste Entwicklung.
Ausblick Die laufende Woche wird weitgehend von der Veröffentlichung US-amerikanischer Konjunkturdaten geprägt. Einmal mehr steht der Häusermarkt im Blickpunkt der Marktteilnehmer. Darüber hinaus versprechen die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter sowie die Angaben zur Konsumentwicklung Aufschluss über die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft.
In Europa steht insbesondere der Einkaufsmanager-Index am Dienstag im Mittelpunkt des Interesses. Hier stellt sich die Frage, ob weiterhin mit einem Auseinanderklaffen der Wachstumsraten in der Eurozone zu rechnen ist. Von deutscher Seite aus werden in dieser Woche sowohl der GfK-Konsumklima- als auch der ifo-Geschäftsklima-Index mit Spannung erwartet. Bei beiden Frühindikatoren rechnen Marktteilnehmer mit einer Stabilisierung der Werte auf dem derzeitig hohen Niveau.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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