Schuldenerleichterungen für Athen würden bis zu 120 Mrd. Euro verschlingen
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Athen (Godmode-Trader.de) - Die griechische Regierung und der Internationale Währungsfonds (IWF) verlangen von den europäischen Partnern neben weniger ambitionierten Reformzielen weitreichende Schuldenerleichterungen, wie etwa längere Laufzeiten und Zinsstundungen für Hilfskredite. Dies berichten heute mehrere Zeitungen.
Konkret verlangt der IWF, die Eurozone solle die Laufzeiten der Kredite an Griechenland noch einmal deutlich verlängern. Derzeit liegt die durchschnittliche Laufzeit der Darlehen bei 32 Jahren. Außerdem soll Griechenland sehr viel länger als bisher den extrem niedrigen Zinssatz für die Kredite erhalten. Bei beiden Punkten verlange der IWF konkrete Zusagen der Gruppe der Euro-Finanzminister - und zwar noch vor der Bundestagswahl im September, heißt es laut „Handelsblatt“ in Brüssel. Ohne diese Zusagen werde es kein drittes IWF-Programm für Griechenland geben.
Im Bundesfinanzministerium herrscht Unruhe. Schuldenerleichterungen für Athen wären kostspielig, wie ein Papier des Bundesfinanzministeriums zeigt. In der Größenordnung von rund 120 Milliarden Euro belaufe sich das Volumen der zu stundenden Zinszahlungen bis 2040 auf Basis der bislang vergebenen Kredite aus den drei Hilfsprogrammen für Griechenland, heißt es in der Kalkulation des Ministeriums, das der Zeitung „Welt“ vorliegt. In dieser Rechnung zugunsten Griechenlands seien zudem erhebliche Zinseszins-Effekte noch nicht enthalten.
Auf die Kredite aus dem ersten Hilfsprogramm sind nur 0,17, auf die aus dem zweiten 1,35 Prozent fällig, so das BMF-Papier. Das Bundesfinanzministerium rechnet nun bis zum Jahr 2040 mit einem Zinsanstieg auf bis zu 3,3 Prozent. Entsprechend höher würden die Zinszahlungen Athens an seine Gläubiger ausfallen. Sollten die Zinsen so ansteigen wie unterstellt, wären laut BMF allein auf die Hilfskredite aus dem zweiten Programm bis zum Jahr 2040 rund 70 Milliarden Euro Zinsen fällig. Zusammen mit dem ersten und dritten Rettungspaket käme es zu besagten 120 Milliarden Euro.
Würden die Gläubiger wie der Euro-Rettungsfonds ESM auf diese Zinszahlungen vorerst verzichten, müssten sie sich aufgrund der Stundungen neu refinanzieren, heißt es in dem Papier aus dem Finanzministerium. Der ESM müsste für die langlaufenden Kredite zahlen, während die Zinseinnahmen aus Griechenland fehlen.
Derweil hat die Regierung in Athen Gerüchte zurückgewiesen, dass man sich mit den Gläubigern über zusätzliche Maßnahmen geeinigt habe, um das griechische Spar- und Reformprogramm voranzubringen. Gestern hatte der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos im Parlament erklärt, eine Einigung könnte schneller kommen, als sich manche denken.
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