Kommentar
13:15 Uhr, 07.04.2020

Schulden ohne Sühne?

Was bei den staatlichen Eingriffen in diesen Tagen vollkommen untergeht: auch die private Verschuldung explodiert.

Fast täglich wird die Krise um eine Facette reicher. Eine solche Facette ist die private Verschuldung von Unternehmen und bis zu einem gewissen Grade auch den Verbrauchern. Besonders beeindruckend ist jedoch das, was wir derzeit bei Unternehmen sehen können. Wir wissen bereits, dass die Staatsschulden rasant ansteigen werden. Dieser Anstieg treibt aber nur einen Teil der explodierenden Gesamtverschuldung auf der Welt. Mit dem Ende des ersten Quartals ist der US-Anleihemarkt bereits um zwei Billionen größer geworden. Dies entspricht einem Wachstum von 4,5 % in einem Quartal! Für das Gesamtjahr könnte das Wachstum, das erst im März so richtig begann, hoch bleiben und 16 % erreichen. Es wäre der höchste Anstieg seit 1986. Damals war das Wirtschaftswachstum doppelt so hoch wie heute und die Verschuldung viel geringer. Der Anstieg der Schulden ist absolut einmalig.


Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der privaten Schulden. Unternehmen haben sich bei Banken inzwischen 400 Mrd. an frischem Kredit besorgt. Das entspricht einem Wachstum von mehr als 16 % innerhalb eines Quartals. Dazu kommen noch 300 Mrd., die über den Anleihemarkt aufgenommen wurden. Auch Immobilien werden wieder stärker belehnt. So kommen noch einmal fast 200 Mrd. hinzu.

Insgesamt sind die privaten Schulden innerhalb von nur einem Quartal um 1,4 Billionen Dollar gestiegen. Das sind fast 7 % der US-Wirtschaftsleistung. Das Wachstum wird sicherlich auch wieder abflachen, doch die Kreditvergabe über staatliche garantierte Töpfe beginnt gerade erst. Hier steht noch einmal ein Billionenbetrag zur Verfügung.

Banken werden regelrecht ermuntert Kredite zu vergeben. Die US-Notenbank hat zu diesem Zweck gerade erst Regeln verändert. Nach der Finanzkrise war klar, dass viele Banken zu stark gehebelt waren. Dieser Hebel wird berechnet, indem man die Bilanzsumme dem Eigenkapital gegenüberstellt. Hat eine Bank 100 Mrd. an Assets und 10 Mrd. an Kapital, dann liegt die Leverage Ratio bei 10 %.


Wenn die Bilanzsumme einer Bank ansteigt und sie den Hebel nicht verändern will, muss sie mehr Kapital halten. Aktuell steigen die Bilanzsummen massiv an. Einerseits vergeben Banken Kredite, andererseits bringen viele Kunden ihr Geld wieder zur Bank (z.B. von Depots). Die Konten füllen sich.

Allein in den letzten drei Wochen wurden 750 Mrd. zusätzlich auf Konten geparkt. Damit nun die Leverage Ratios nicht so stark sinken, zählt die Notenbank Staatsanleihen nicht mehr zur Berechnung hinzu und entlastet so die größten US-Banken. Die Leverage Ratio bleibt stabil und Banken können weiter viel Kredit vergeben ohne die Ratio zu gefährden.

Die bisher vergebenen Kredite und ausgegebenen Anleihen sind nicht durch den Staat garantiert. Unternehmen müssen diese Kredite wieder aus eigener Kraft zurückzahlen. Bei der Explosion der Schulden kann man ihnen dabei nur viel Glück wünschen...

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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