Schöne Börsenwelt – wie lange noch?
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Wangen im Allgäu (BoerseGo.de) – Schönes Börsenmärchen, das wir da aktuell erleben. Die wichtigsten Aktienindizes notieren auf Allzeit- bzw. mindestens auf Mehrjahreshochs. Rentenmärkte sind nicht schwach sondern stabil, Rohstoffpreise schwächeln zwar unterm Strich, jedoch wirkt sich der positive Effekt auf die Wirtschaft und die privaten Verbraucher stärker aus, als der negative Effekt als Investment in diversen Portfolios. Die Konjunkturaussichten erholen sich vor allem in den USA, aber auch China öffnet sich zu mehr Marktwirtschaft und selbst die Eurozone schleppt sich aus der Rezession und kann sogar Exportüberschüsse verbuchen, was nicht nur an dem überdurchschnittlichen Beitrag Deutschlands liegt. Geopolitische Bedrohungsszenarien haben sich abgeschwächt. Im Gegenteil, die neue Öffnungspolitik Irans könnte Ölpreise weiter drücken und neue Absatzmärkte schaffen, vor allem für die deutsche Wirtschaft in einem zahlungskräftigen Land. Liquidität steht von Japan über Europa bis zu den USA in überbordender Weise zur Verfügung. Außerdem steigen die Börsenkurse zum Jahresende immer – und wenn nichts gravierendes passiert, dann steigen sie auch in Zukunft, wie Daniel Zindstein, verantwortlich für das Portfoliomanagement der vier Dachfonds des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Die Hauptbedrohung für diese heile Welt komme von den Notenbanken. Auf diese würden 2014, wie auch schon in diesem Jahr, die Augen gerichtet sein. Es gebe durchaus Anzeichen, dass das Erholungstempo der US-Wirtschaft zunehme. Im dritten Quartal sei diese um 2,8 Prozent (Jahresrate) gewachsen. Auch der Arbeitsmarkt habe im Schnitt der letzten drei Monate wieder über 200.000 neue Stellen geschaffen. Das Defizit des Staatshaushaltes werde zwar immer noch hoch sein, sich 2014 jedoch nur noch auf rund fünf Prozent des BIP belaufen. Immobilienpreise stiegen, das Nettovermögen der privaten Haushalte sei wieder auf den zehnjährigen Durchschnitt angestiegen und die Banken lockerten ihre Kreditvergabestandards. Warum drucke also die Notenbank weiter Geld in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar monatlich?, heißt es.
„Zum ersten gibt es an der Spitze des Offenmarktausschusses im Januar einen Wechsel von Ben Bernanke zu Janet Yellen. Weder der scheidende Präsident, noch seine Nachfolgerin, wollen in die Geschichte eingehen, als diejenigen, die zu früh „getapert“ und somit den Konjunkturaufschwung in den USA und weltweit belastet und abwürgt haben. Allein dieser Fakt ist nicht zu unterschätzen“, so Zindstein.
Darüber hinaus gebe es jedoch auch handfeste Parameter. Viele der auf Aufschwung hindeutenden Indikatoren, wie z. B. der Einkaufsmanagerindex seien sehr volatil und hätten in den letzten Jahren oft einen stärkeren Aufschwung induziert, als dieser dann stattgefunden habe. Weiterhin seien die US-Verbraucher (Konsum entspreche 70 Prozent des US-BIP) in ihrer Stimmung noch nicht ausreichend konsumfreudig. Auch die Handelsbilanzdefizite der USA seien zuletzt eher angestiegen. Der gute Arbeitsmarkt werde also nicht allein den Ausschlag für eine Reduktion der Anleihekäufe geben. Auch bei Erreichen der 6,5 Prozent Zielarbeitslosenquote werde kein Automatismus für Zinserhöhungen in Gang gesetzt werden, heißt es weiter.
„Ceteris Paribus könnte eine erste Reduzierung bei weiterer Verbesserung aller Einflussfaktoren im März beginnen. Sollte jedoch im ersten Quartal eine plötzliche Aktienmarktkorrektur, oder ein unerwarteter Anstieg der Inflationsrate, oder ein zu starker Anstieg des US-Dollar, oder ein Wiederaufflammen der Krise im wichtigsten Exportland Europa, oder sonstiges dazwischenkommen, wird weiter Liquidität gedruckt. Im Zweifel eher länger als kürzer. Wichtig ist auch noch zu unterscheiden zwischen Gelddrucken über Anleihekäufe, die irgendwann zurückgefahren werden und den Leitzinsen, die nahe „0“ notieren. Diese werden auf lange Zeit niedrig und somit expansiv bleiben – übrigens auch in Europa. Schöne heile Börsenwelt – sie bleibt also erhalten, inklusive zwischenzeitlicher Korrekturen, die Kaufgelegenheiten darstellen“, so Zindstein.
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