Kommentar
09:13 Uhr, 07.12.2007

Schöne Bescherung

Die Finanzmärkte halten derzeit die Anleger in Atem, aber eigentlich könnten sie sich entspannt zurücklehnen. So ist bis dato der Gabentisch mit reichlich Rendite gedeckt: gegenüber Vorjahr 26% beim DAX, beim MSCI Emerging Markets sogar 35% (Stand: 30. 11. 2007) – und auch Anleihen verzeichneten Kursanstiege. Doch Investoren fragen sich: Kann man sich der Gaben vor dem Hintergrund der US-Immobilienkrise auch im nächsten Jahr sicher sein?

Zumindest könnten 2008 einige negative Überraschungen unter dem Weihnachtsbaum liegen: So war die US-Immobilienkrise bis Jahresmitte vornehmlich auf den privaten Hausbausektor und einige wenige Hypothekenfinanzierer beschränkt. Mittlerweile ist das Risiko von Übertragungseffekten auf andere Wirtschaftsbereiche jedoch größer geworden. Die Symptome: hoher Abschreibungsbedarf bei den Finanzinstituten, restriktivere Kreditvergabe der Banken, sinkendes Konsumentenvertrauen sowie steigende Risikoprämien. Hinzu kommen steigende Ölpreise, höhere Inflationsdaten sowie ein schwacher US-Dollar – drei Faktoren, die den Anlegern schon jetzt Kopfzerbrechen bescheren.

Zum Glück gibt es auch positive Treiber, die in Summe für versöhnliche Weihnachten 2008 sorgen könnten. So lassen die Emerging Markets keinerlei Anzeichen einer nachhaltigen Wachstumsverlangsamung erkennen: Zwei Drittel des globalen Wirtschaftswachstums dürften auch im nächsten Jahr in den Schwellenländern generiert werden.

Darüber hinaus treten deren Unternehmen und Staatsfonds zunehmend selbstbewusst an den Kapitalmärkten auf und sorgen für zusätzliche Kursfantasien. Dank ihrer verbesserten Physis wird wahrscheinlich die europäische Export- der Binnenwirtschaft den Staffelstab überreichen können. Insbesondere die gute Arbeitsmarktentwicklung, sollte hier konsumstützend wirken.

Zu dieser Gemengelage aus derzeit robuster Weltkonjunktur und US- Hypothekenkrise kamen zuletzt Unternehmenszahlen, die auf den ersten Blick enttäuschten. Erstmals seit 5 Jahren sanken die US-Quartalsgewinne ggü. Vorjahr. Doch ein genauer Blick verrät: Die Banken trugen die Hauptlast, der Rest blieb zumeist über den Erwartungen. Auch wenn die Konzerne im nächsten Jahr vermutlich kleinere Brötchen backen müssen, so werden sie mit Blick auf die robuste Weltkonjunktur, die hohen Kapazitätsauslastungen und schlanken Unternehmensstrukturen 2008 wohl kaum einen Gewinneinbruch erleiden.

Per saldo dürfte die aktuelle Vertrauenskrise die Volatilität an den Märkten hochhalten. Attraktive Bewertungen sowie hohe Gewinnausschüttungen könnten bei weiter fallenden Kursen erste Käufe nach sich ziehen.

Quelle: Allianz Global Investors

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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