Kommentar
13:41 Uhr, 03.06.2015

Schock: Schäuble will Steuern auf Kapitalerträge erhöhen...

...und das seit 2009 herrschende System der Abgeltungsteuer kassieren. Schon 2017 könnte es soweit sein.

“25 Prozent von X ist besser als 45 Prozent von nix” lautete das Motto von Schäubles Amtsvorgänger Peer Steinbrück.

Schließlich gab es Zeiten, in denen die Angabe von Spekulationsgewinnen in der Steuererklärung eher eine Ausnahmeerscheinung war. Und so wurde die Abgeltungsteuer eingeführt. Den Bürgern wurde diese versüßt durch die Übertragung der aufwendigen Aufgabe der Gewinnermittlung an die Banken. Es ist auch ohne Zweifel praktischer, einfach nichts machen zu müssen. Die Bank führt die Steuer automatisch ab.

Damit könnte es ab 2017 vorbei sein!

Wie Finanzminister Schäuble gegenüber der Wirtschaftswoche äußerte, steht nicht nur das System der Abgeltungsteuer auf der Kippe, sondern vor allem auch die bisherigen Steuersätze: Pauschal 25% plus Soli plus Kirchensteuer: Das wäre dann Geschichte. Statt dessen käme wieder die Versteuerung mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zum Einsatz. Und jeder müsste die Gewinne/Zinseinnahmen in der Steuererklärung angeben...

Das bedeutet für Vielverdiener: 42% plus Soli. Und für Topverdiener: 45% plus Soli (Reichensteuer!)

Hintergrund: Durch den geplanten automatischen Informationsaustausch mit mehr als 50 OECD-Ländern muss Schäuble Kapitalflucht kaum noch fürchten.

Natürlich sollte man jetzt erstmal konkrete Gesetzesvorschläge abwarten, ehe man final urteilen kann.

Was die Dividenden angeht, ist eigentlich undenkbar, diese voll zu besteuern: Denn die zugrundeliegenden Gewinne hat ja die AG schon im Schnitt mit 30% versteuert. Hier wäre wie früher ein Anrechungsverfahren wahrscheinlich.

Bei Spekulationsgewinnen auf Aktien hatte Ex-Finanzminister Eichel noch argumentiert, Aktienkurse seien diskontierte Dividenden und damit seien Kursgewinne analog wie Dividenden zu versteuern. Deswegen galt das Regime des Halbeinkünfteverfahrens (gültig bis zur Einführung der Abgeltungsteuer) sowohl für Dividenden als auch für Kursgewinne auf Aktien.

Was ziemlich wahrscheinlich ist: Zinsen werden dann wohl auf alle Fälle voll versteuert - je nach persönlichem Einkommensteuersatz. Somit könnte eine Zinswende für den Fiskus billiger kommen als gedacht. Er zahlt dann zwar mehr Zinsen, kassiert aber auch höhere Steuern darauf. Wie praktisch!

51 Kommentare

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  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Übrigens mag ich Solidarität, die von Herzen kommt.

    Staatlich verordnete Solidarität allerdings finde ich genauso schön wie ein Loch im Kopf.

    13:49 Uhr, 04.06.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Das Schlimmste aber ist, dass diese ehemaligen Rebellen heute als Pädagogen in den Schulen sitzen und die Köpfe unserer Kinder mit diesem sozialen Schwachsinn verseuchen.

    Man muss dann aktiv eingreifen:

    "Mein Sohn, deine Playstation und dein IPhone 5 hat der böse Kapitalismus erschaffen. Auch unser Auto, unser Haus und das Boot.

    Die Steuern, die so hoch sind, dass dir der Papa nicht das neue Iphone 6+ kaufen kann, die macht der gute Sozialismus"

    Es wird einige Sekunden dauern, aber ich denke, die Kleinen finden schnell die Lösung.

    13:09 Uhr, 04.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • TomCat
    TomCat

    "Man muss sich echt wundern, warum die jüngere Generation nicht aufmuckt."

    Die mucken nicht auf weil es dafür keine App gibt.

    13:06 Uhr, 04.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • TomCat
    TomCat

    Jetzt haben sie die Herde drin und machen das Gatter zu,...

    13:05 Uhr, 04.06.2015
  • tyler
    tyler

    Man müsste eigentlich auswandern. In diesem Land ist Umverteilung wichtiger als einen Anreiz zur Leistung zu schaffen.

    11:08 Uhr, 04.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Flash Trade
    Flash Trade

    ... in guten Lagen schon relativ teuer, aber med. Versorgung gut! Auch wichtig im Alter :-)

    18:46 Uhr, 03.06.2015
  • fehu001
    fehu001

    was ist mit singapore, Hongkong, Malaysia

    Es sind nette Länder

    Gutes Klima und wie ich hörte schätzt man es dort, wenn nette Menschen dort wohnen.

    18:42 Uhr, 03.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Aktienbaer
    Aktienbaer

    man,man,man was haben wir vor 30-40 Jahren gedacht was wir für Probleme haben. Wenn ich das alles so höre, wünsche ich mir die 70iger wieder zurück.

    Ehrlich, es ist nicht mehr schön in Deutschland.

    16:59 Uhr, 03.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • mkgeld
    mkgeld

    niedrige Zinsen und dann noch Steuern zahlen. So wird die Armut immer größer. Toll unsere Politiker

    16:58 Uhr, 03.06.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    vermutlich werden sehr wenige von uns von den 42 oder gar 45% betroffen sein ;)

    Ich bin es schon mal nicht :P

    16:36 Uhr, 03.06.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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