Kommentar
18:15 Uhr, 21.10.2020

Schließt sich die größte Divergenz aller Zeiten?

Aktienmarkt und Wirtschaft laufen immer weiter auseinander. Das Ausmaß ist historisch einmalig. Wann schließt sich die Divergenz?

Wirtschaft und Aktienmarkt sind ein und dasselbe. In den letzten Monaten wurde gern das Gegenteil behauptet, aber man kann Wirtschaft und Aktienmarkt nicht trennen. Die Lage in den letzten sechs Monaten war allerdings außergewöhnlich und so muss man gewisse Einschränkungen in den Aussagen machen.

Der Aktienmarkt lief der Wirtschaft aus mehreren Gründen davon. Anleger blicken in die Zukunft. Wenn erwartet wird, dass die Wirtschaft in einigen Monaten wieder besser läuft, steigen die Kurse heute. Genau das war im Frühjahr zu beobachten. Zunächst war unklar, ob und wann die Krise ein Ende finden würde. Nach Wochen des Chaos war absehbar, dass der Lockdown befristet sein würde und Konjunkturpakete der Wirtschaft helfen würden.

In der Zwischenzeit profitierten Unternehmen wie Microsoft und Zoom, die das Arbeiten von zu Hause erleichtern. Da diese Unternehmen hohe Marktkapitalisierungen haben, zogen sie den Markt mit nach oben. Heute, sechs Monate später, ist die Lage eine andere. Das, was Anleger im Frühjahr einpreisten, müsste sich jetzt materialisieren.

Tatsächlich hat die Wirtschaft wieder Tritt gefasst. Es war absolut korrekt, dass ein rascher Rebound eingepreist wurde. Die Wirtschaft ist im abgelaufenen Quartal in fast allen Regionen zwischen 5 % und 10 % gewachsen. Was für die Börse nun zählt ist der Ausblick auf die nächsten sechs Monate.
Dieser ist nur wenig überzeugend. Das US-Verbrauchervertrauen bleibt auf tiefem Niveau. Das Verbrauchervertrauen repräsentiert die Wirtschaft. Letztlich ist das, was konsumiert wird auch das, was als Umsatz und Gewinn bei Unternehmen ankommt. Das gilt auch für Unternehmen, die Homeoffice ermöglichen. Sie profitieren nur, wenn auch viele Menschen von zu Hause aus arbeiten.

Bei rekordhoher Arbeitslosigkeit und immer neuen Ankündigungen von Massenentlassungen wird die Nachfrage nach Homeoffice kaum noch steigen, sondern möglicherweise gegenüber der Lockdown Zeit zurückgehen. Auch Microsoft und Zoom sind kein ewiges Bollwerk gegen eine schlecht laufende Wirtschaft.

Daher fragen sich viele Anleger, ob sich die enorme Divergenz zwischen Verbrauchervertrauen und Aktienmarkt bald schließt. Dies kann auf zwei Arten erfolgen. Das Sentiment kann steigen oder der Aktienmarkt fallen.

Betrachtet man wie sich die Lagebeurteilung und die Erwartungen entwickeln, spricht alles für fallende Kurse (Grafik). Bisher blicken Anleger durch die schwierige Lage hindurch. Nun steht der Welt ein schwieriger Winter bevor. Die Lage dürfte sich wieder eintrüben. Es ist offen, ob Anleger das Durchhaltevermögen haben auch durch diese schwierigen Zeiten hindurchzublicken.

Persönlich gehe ich davon aus, dass Anleger zumindest einmal während dieser Zeit nervös werden. Ein Rücksetzer von 10 % ist absehbar. Wie die letzten Rücksetzer auch ist das eine Kaufgelegenheit.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Specki
    Specki

    Heute 1 Woche später sind die 10% schon fast im Sack. Super Timing.

    23:07 Uhr, 28.10. 2020
  • tschak
    tschak

    Glaskugel ja, bissl.
    Wobei die letzten Dekaden seit dem Jarh 1980 geben Hrn.Schmale recht, sofern man einen Anlagehorizont von 5 Jahren hat. Was ja eigentlich normal sein sollte bei der Aktienanlage, oder ???

    21:54 Uhr, 21.10. 2020
  • SquishyGod
    SquishyGod

    "Wie die letzten Rücksetzer auch ist das eine Kaufgelegenheit."

    Ex post Betrachtung führt zu einer sicheren ex ante Bewertung?

    21:37 Uhr, 21.10. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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