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16:36 Uhr, 22.06.2012

Schiefergas im Aufwind: Weichensteller für den Energiesektor?

Pierre Ciret, Ökonom bei Edmond de Rothschild Asset Management, beleuchtet in seinem aktuellen Kommentar die künftige Bedeutung von Schiefergas als Weichensteller für den Energiesektor.

Ciret führt zunächst aus, dass die Versorgung der großen Industriestaaten mit Energie angesichts der Endlichkeit fossiler Energieträger zu einem immer größeren Thema wird. Deshalb gerieten zunehmend Techniken in den Blickwinkel, die vor einiger Zeit nur eine Nischenposition hatten. So habe sich in den letzten Jahren Schiefergas zu einem immer wichtigeren Feld innerhalb der Energieversorgung der USA entwickelt. Und auch außerhalb der USA hätten die Prospektionsanstrengungen für Schiefergas rasch zugenommen - vor allem in Argentinien, Polen, der Ukraine und Rumänien. Schon heute sei absehbar, dass die Bedeutung von Schiefergas international weiter steigen und die Spielregeln auf dem Energiemarkt neu definieren wird.

Laut dem Experten gibt es zahlreiche Auswirkungen, die im Falle der vielen Sektoren, die auf die eine oder andere Art involviert sind, erheblich sein können. „Die Auswirkungen betreffen zum einen das Geschäft selbst, zum anderen beziehen sie sich auf die Preise und Kosten. Was die Industrieaktivität anbelangt, profitiert von der erhöhten Geschäftstätigkeit im Gassektor eine Vielzahl von Wirtschafsbereichen: Unternehmen, die Prospektionsdienstleistungen, Bohrausrüstungen, Pipelines und Abbauwerkzeuge anbieten, haben bereits einen Anstieg der Umsätze verzeichnet. Der stärkste indirekte Einfluss, obgleich nur schwer messbar, ist bei der Beschäftigung zu finden. Die Zahl der Stellen in der Gasbranche ist gewachsen, was aber auch für den gesamten industriellen Sektor gilt.

Als Fazit schreibt Ciret: „In seiner derzeitigen Form und außerhalb der USA wird das Aufkommen von Schiefergas die Spielregeln des Energiemarktes zwar nicht grundsätzlich ändern, aber es bedeutet eine Veränderung. Auf der aktuellen Entwicklungsstufe lässt das Wachstum der unkonventionellen Öl- und Gasförderung kaum Schätzungen über das Ausmaß des potenziellen Angebots zu. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich das Wachstumstempo in den USA anderswo nicht wiederholen – vor allem nicht in Europa, wo aufgrund der Bevölkerungsdichte besondere Umweltauflagen gelten. Gleichwohl scheinen die Ressourcen, die sich zurzeit überall auf der Welt auftun, beträchtlich zu sein, sodass die angestellten Schätzungen zum jetzigen, (im Vergleich zu den USA) noch sehr frühen Zeitpunkt nur vorläufig sein können. Mit den entsprechenden Investitionen ließe sich das in den USA erzielte Niveau jedoch leicht erreichen. Dies wiederum widerspricht der üblichen Auffassung, dass fossile Brennstoffe endlich sind, die wachsende Nachfrage somit nicht befriedigt werden kann und dies unweigerlich zu höheren Preisen führt“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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