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12:47 Uhr, 22.03.2021

Saudi-Aramco: Die Zukunft liegt in China

Für die kommenden 50 Jahre setzt der weltgrößte Ölkonzern auf China als wichtigsten Abnehmer. CEO Nasser betonte in einer Rede, dass die Versorgungssicherheit für Chinas Energiebedarf die höchste Priorität für sein Unternehmen habe.

Riad (Godmode-Trader.de) - Der saudi-arabische Ölriese Saudi Aramco hat im vergangenen Jahr einen massiven Einbruch seines Gewinns verzeichnet. Dennoch hält der mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Konzern seine Dividende im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Der Nettogewinn in 2020 fiel auf 184 Mrd. Riyals (49 Mrd. Dollar) - 44 Prozent weniger als im Vorjahr, wie Aramco am Sonntag bekanntgab. Das war immerhin noch etwas mehr als Analysten erwartet hatten. Der freie Cashflow sank um fast 40 Prozent auf 49 Mrd. Dollar. Der Verschuldungsgrad (Gearing), ein Maß für das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital, kletterte von minus 5 Prozent im März auf 22 Prozent im September und lag damit über dem Ziel des Unternehmens von maximal 15 Prozent. Der Ölkonzern hat in den letzten zwölf Monaten mehr Schulden aufgenommen, um die Dividende angesichts des schwindenden Cashflows aufrechtzuerhalten.

Die Ausschüttung beträgt demnach weiterhin 75 Mrd. Dollar und kommt fast ausschließlich dem saudischen Staat zugute. Die Dividende von Saudi-Aramco ist eine der wichtigsten Geldquellen für das Königreich, dessen Wirtschaft durch den Einbruch der Energiemärkte und die Schließung lokaler Unternehmen in die Krise geschlittert ist.

Aramco rechnet für das laufende Jahr nun nur noch Investitionsausgaben in Höhe von 35 Mrd. Dollar. Bei der letzten Projektion waren noch 45 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt worden. Allerdings liegt der geplante Investitionsbetrag noch immer über den 27 Mrd. Dollar, die im Jahr 2020 ausgegeben wurden.

Im allgemeinen Ausblick zeigt sich Aramco zuversichtlich. Der Energieverbrauch in einigen Welt-Regionen - einschließlich des Hauptmarkts Asien - erhöhe sich, da sich die Weltwirtschaft nach dem Corona-Einbruch wieder anziehe. „Wir sind sehr optimistisch für das Jahr 2021, was das Wachstum der Nachfrage angeht, vor allem in der zweiten Hälfte", sagte CEO Amin Nasser bei der Bilanzvorlage. „Die Preise haben bisher auf die Erholung reagiert, die wir sehen. Wir müssen zwar weiterhin vorsichtig sein, aber im Vergleich zum Jahr 2020 stellt sich die Lage deutlich besser da“. Der weltweite Ölverbrauch werde bis Ende des Jahres auf 99 Millionen Barrel pro Tag steigen, so Nasser weiter. Das wäre fast wieder das Vor-Krisenniveau. Die Nachfrage in China und Indien sei besonders lebhaft, sagte Nasser weiter. Während die Erholung in den USA und Europa langsamer verlaufe.

Für die kommenden 50 Jahre setzt Aramco ohnehin auf China als wichtigsten Abnehmer. Nasser betonte in einer Videorede für einen Kongress in China, dass die Versorgungssicherheit für Chinas Energiebedarf die höchste Priorität für sein Unternehmen habe. Das gelte nicht nur in den nächsten fünf Jahren, sondern in den nächsten 50 Jahren und darüber hinaus.

Die durchschnittliche Rohölproduktion von Aramco fiel im Jahr 2020 auf 9,2 Mio. Barrel pro Tag, und damit den niedrigsten Stand seit 2011. Das lag an den Produktionskürzungen, die die OPEC+-Allianz im Mai 2020 beschloss, um die Preise zu stützen. Zuvor hatte sich Riad einen kurzen Preiskrieg mit Moskau geliefert, bei dem die Fördermengen auf Rekordniveaus stiegen und die Preise abstürzen ließen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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