Kommentar
17:12 Uhr, 26.04.2016

Saudi-Arabien plant den größten Börsengang aller Zeiten

Nach den gescheiterten Gesprächen zur Fördermengenbegrenzung in Doha gräbt Saudi-Arabien wieder Plan B aus. Es ist ein großer Plan.

Bereits im vergangenen Jahr kündigte Saudi-Arabien an, dass man bestimmte Möglichkeiten evaluiert, um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Als ganz großes Ziel wurde die Neuausrichtung der Wirtschaft ausgegeben. Bis das jedoch zu Erfolgen führt, vergehen vermutlich 5-10 Jahre. In der Zwischenzeit muss das Königshaus andere Einnahmequellen erschließen.

Die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle ist das Öl. Das war vor dem Preiscrash so und ist es noch immer. Da wundert es auch nicht, wenn Saudi-Arabien Zusatzeinnahmen aus dem Ölgeschäft generieren will.

Ja, das ist wirklich so. Die Öleinnahmen brechen weg, doch genau aus diesem Geschäftsfeld soll nun frisches Geld in die Kassen kommen.

Dieses Wunderwerk soll über den Verkauf des Tafelsilbers vollbracht werden. Bereits im vergangenen Jahr stand die Möglichkeit im Raum, einen Teil der staatlichen Ölgesellschaft an die Börse zu bringen.

Saudi-Aramco ist das mit Abstand größte Ölunternehmen der Welt.

Aktuell wird der Wert des Unternehmens auf 2,5 Bio. Dollar geschätzt. Was das im Vergleich bedeutet zeigt Grafik 1.

Das Königshaus erwägt einen Anteil von 5 % an die Börse zu bringen. Das entspricht dann Einnahmen von 125 Mrd. Dollar. Es wäre der größte Börsengang aller Zeiten. Eile hat Saudi-Arabien dabei nicht. Ursprünglich war ein Börsengang in diesem Sommer angepeilt worden. Nun heißt es, dass es wohl 2017 werden wird.

Dadurch, dass Saudi-Aramco das wohl größte Unternehmen der Welt ist, ist die Bewertung nicht ganz leicht. Genau daran wird derzeit gearbeitet. Weiß man erst einmal, wie viel das Unternehmen wert ist, müssen Investoren gefunden werden. Die Platzierung von Aktien im Volumen von über 100 Mrd. Dollar ist keine Selbstverständlichkeit. Investmentbanken werden intensiv mit Investoren verhandeln müssen.

Diese Verhandlungen sind notwendig, da Informationen über Saudi Aramco kaum vorhanden sind. Investoren müssen erst vom Wert überzeugt werden. Zudem gibt es auch eine politische Komponente. Saudi Aramco fördert und verarbeitet zwar das Öl des Landes, besitzt es jedoch nicht. Das Königshaus könnte die Ölreserven zum Teil des Börsengangs machen, wenn es wollte.

Die Ölreserven von 260 Mrd. Barrel gelten als Kronjuwel. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das Königshaus sein Exklusivrecht auf die Reserven aufgibt. Doch was ist ein Ölunternehmen wert, welches kein Öl besitzt, sondern es nur fördert und verarbeitet?

Investoren dürften vor allem an den Reserven interessiert sein. Je nach Ölpreis ergibt sich aus den Reserven ein Wert von 5 bis 25 Billionen Dollar (Grafik 2). Je nachdem, welche Förderkosten man ansetzt, entspricht dies einer Nettomarge von 2 bis 20 Billionen Dollar.
20 Billionen Dollar klingt nach endlosem Reichtum. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das Öl bei den derzeitigen Förderquoten über einen Zeitraum von 68 Jahren gefördert wird. Zinst man die zu erwartenden Einnahmen mit 5 % über diesen Zeitraum ab, dann ergibt sich ein Nettobarwert der Ölreserven von gut 5 Billionen Dollar.

Saudi Aramco wird derzeit auf 2,5 Billionen geschätzt. Das kann durchaus Sinn machen, denn der oben berechnete Barwert geht von einem Ölpreis von 100 Dollar aus. Nimmt man niedrigere Preise an, dann reduziert sich dieser Wert schnell auf weniger als 2 Billionen. Dafür hat Aramco eine große Infrastruktur, Raffinerien und Förderanlagen. Auch das ist etwas wert.

Als potentieller Investor würde ich mich für Aramco nur interessieren, wenn die Reserven in dem Angebot enthalten sind. Die Raffinerien sind zwar auch etwas wert, doch letztlich kann sich jeder, der Geld hat, eine Raffinerie selbst hinstellen. Öl hingegen kann man allein mit Geldmitteln nicht herzaubern.

Das politische Risiko darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Der Mittlere Osten ist nicht gerade ein Hort der Stabilität. Regime können sich ändern. Vertragliche Vereinbarungen sind dann schnell vergessen. Auch ein Börsengang an einer ausländischen Börse verhindert das nicht. Der Staat bzw. das Königshaus können die Aktionäre von Aramco jederzeit enteignen, weil ein Großteil der Anlagen in Saudi-Arabien steht.

Sind die Reserven Teil des Pakets, ist das schwieriger. Das Öl ist zwar auch in Saudi-Arabien, doch da es exportiert wird, lässt es sich auch beschlagnahmen oder sanktionieren. Das gibt eine gewisse Sicherheit. Dennoch ist davon auszugehen, dass das Königshaus die Reserven nicht offerieren wird. Aramco müsste als börsengehandeltes Unternehmen viele Details offenlegen. Letztlich wüsste dann jeder wie es um Saudi-Arabien und das Königshaus bestellt ist. So viel Transparenz kann man nicht erwarten.

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2 Kommentare

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  • Fredo Escalade
    Fredo Escalade

    Insgesamt ein m.A.n. interessanter und guter Artikel zum Thema "saudisches Öl".

    DANKE und Grüße :-)

    22:00 Uhr, 26.04.2016
  • P_44
    P_44

    Eine Info fehlt: Können denn ausländische Privatinvestoren diese neuen Aktien erwerben? Info bitte nachreichen, falls es mit dem Börsengang was wird.

    21:11 Uhr, 26.04.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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