Analyse
14:50 Uhr, 27.01.2023

SAP – Die wichtigste deutsche Tech-Aktie vor dem Schicksalsjahr

Im Jahr 2023 zählt es für SAP. Wir werfen heute noch einmal einen detaillierten Blick auf die Zahlen, Aussichten und Analystenmeinungen zu der Aktie.

Erwähnte Instrumente

  • SAP SE
    ISIN: DE0007164600Kopiert
    Kursstand: 104,260 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • SAP SE - WKN: 716460 - ISIN: DE0007164600 - Kurs: 104,260 € (XETRA)

SAP steht vor einem Schicksalsjahr! Das sage nicht ich, sondern das ist auch ganz klar das, was SAP selbst kommuniziert. Nach Jahren der Investitionen in die Cloud und S/4 HANA soll in diesem Jahr die große Wachstumsphase eingeläutet werden. Sollte dies nicht gelingen, droht Deutschland weiter den Anschluss zu verlieren und aus dem Softwareriesen wird ähnlich wie IBM ein Dinosaurier, der seine besten Zeiten hinter sich hat.

So stellen sich die Aussichten dar

Über die Zahlen von SAP habe ich gestern an dieser Stelle berichtet. Heute soll es um die Zukunft gehen. Oder vielleicht besser gesagt um die Gegenwart, denn das Jahr 2023 hat ja schon begonnen. CEO Christian Klein war jedenfalls bemüht, auf der gestrigen Pressekonferenz, vor versammelter Presse-Landschaft, gute Stimmung zu verbreiten. Abgerundet und emotional wurde es durch den letzten Auftritt des scheidenden Finanzvorstands, Luka Mucic. Klein kündigte schon an, dass der neue Finanzvorstand, Dominik Asam, nach Amtsantritt einen neuen mittelfristigen Finanzausblick geben wird. Die Vergangenheit soll also ruhen. Doch SAP darf und sollte von den hier dargestellten Zielen nicht negativ abweichen. Das würde Vertrauen kosten!

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Quelle: SAP-Präsentation vom 26.01.2023

Kämpferisch positiv geben sich die Analysten von Berenberg. "SAP werde seine Ziele erreichen", heißt es selbstsicher aus Hamburg. Man sei optimistisch für das Cloud-Wachstum. Berenberg sehe kein nennenswertes Risiko, weshalb SAP seine Ziele im Cloud-Bereich nicht erreichen sollte. Aufgrund der ergriffenen Kostenmaßnahmen könne es eine positive Überraschung beim Gewinn geben. Es sei ermutigend zu sehen, wie flexibel SAP seine Kostenbasis managen könne. Im zweiten Quartal dürfte SAP neue Mittelfristziele präsentieren, denen die Analysten gespannt entgegensehen.

Bryan Garnier geht mittelfristig davon aus, dass SAP organisch um 6 Prozent pro Jahr wachsen könne. Bislang war man hier mit 5 Prozent Wachstum konservativer gestimmt. Das S/4 HANA Zyklus beginne sich zu beschleunigen. Die Veräußerung von Qualtrics würde Spielraum für Akquisitionen schaffen.

Barclays ist da etwas vorsichtiger und mahnt den Euro im Blick zu behalten. Das Comeback der Währung dürfte das Wachstum bremsen, daher reduziert der Analyst seine Erwartungen an die Jahre 2023 und 2024. Besonders den freien Cashflow sollten Anleger im Blick behalten, dieser müsse sich deutlich verbessern.

Die Deutsche Bank hält die bisherige Zielsetzung für das Jahr 2025 sogar für konservativ. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wachse SAP kräftig. Die SocGen sieht es ähnlich und spricht von einer erfolgreichen Kostenkontrolle, einer wenig anspruchsvollen Bewertung und sich allmählich verbessernden Margen.

Die Kernthesen für ein Investment

Nach der Cloud-Umstellung soll sich das Wachstum also ab diesem Jahr beschleunigen. Der Ertrag soll wieder zweistellig wachsen, die Margen steigen und die Wachstumsphase soll für einige Jahre anhalten. Was sind also die Kernthesen für das Investment Stand heute?

  • Die Cloud-Transformation ist erfolgt. Künftig gibt es mehr wiederkehrendes Geschäft was zu einem stabileren Wachstum führen wird. Marge und Ertrag werden mittelfristig deutlich steigen.
  • Die Wechselkosten von SAP zu einem anderen Anbieter sind sehr hoch. Viele SAP-Kunden werden daher eine Transformation zu S/4 HANA erwägen und nicht zur Konkurrenz wechseln, da dies mit sehr hohen Kosten verbunden wäre.
  • Die Cashflows sind stabil und wachsen Jahr für Jahr. Das volatile Lizenzgeschäft nimmt weiter ab.
  • SAP ist schuldenfrei und hat viel Spielraum auch anorganisch zu wachsen. Dieses Wachstum käme on top zu den bisherigen Prognosen. Alternativ wäre ein Aktienrückkaufprogramm möglich.
SAP-Die-wichtigste-deutsche-Tech-Aktie-vor-dem-Schicksalsjahr-Chartanalyse-Sascha-Gebhard-GodmodeTrader.de-2

Quelle: SAP-Präsentation vom 26.01.2023 - Die Vorstände geben sich zuversichtlich

SAP hat sich die Latte selbst hoch gelegt und darf jetzt nicht darüber stolpern. Die gestrigen Zahlen beinhalteten zwar eine minimale Enttäuschung beim Ausblick für das Wachstum in diesem Jahr, doch es würde mich nicht wundern, wenn Klein und Mucic dem neuen Finanzvorstand damit nicht zumindest eine Prognoseerhöhung im laufenden Jahr ermöglichen wollen. Ein guter Einstand wäre wichtig für das künftige Vertrauen.

Fazit: SAP ist Deutschlands große Tech-Wette. Gelingt es, die Ziele umzusetzen, haben wir endlich auch einen ernsthaften globalen Cloud-Player in Deutschland. Die Bewertung erscheint mindestens moderat, aber nicht unbedingt günstig. Vorschusslorbeeren sind nur bedingt im Kurs enthalten. Sollte SAP in diesem Jahr liefern, dürfte sich der Bewertungsansatz der Aktie erhöhen. Bis zum Geschäftsjahr 2025 könnte dann sogar eine Kursverdopplung drin sein. Top, die Wette gilt!

Jahr 2022e 2023e 2024e 2025e
Umsatz in Mrd. EUR 30,87 33,24 35,76 39,23
Ergebnis je Aktie in EUR 4,08 5,40 6,31 7,5
Gewinnwachstum 32,35 % 16,85 % 18,86 %
Dividende je Aktie in EUR 2,00 2,10 2,25 2,5
Dividendenrendite 1,92 % 2,02 % 2,16 % 2,40 %
KGV 25 19 16 14
KUV 4,0 3,7 3,4 3,1
PEG 0,6 1,0 0,7

*e = erwartet Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

SAP SE
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Der Autor hält Aktien von SAP.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: SAP SE (long)

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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