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11:48 Uhr, 11.12.2012

RWI: Schwächelnde Exporte dämpfen Konjunktur

Essen/ Hamburg (BoerseGo.de) - Das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsinstitut (RWI) hat seine Wirtschaftsprognose für das laufende Jahr gesenkt. Die Forscher erwarten nun ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 0,7 Prozent. Zuvor lag die Schätzung bei 0,8 Prozent. Deutschland befinde sich zur Jahreswende 2012/13 in einer wirtschaftlichen Schwächephase, schreiben die Forscher in ihrem aktuellen Konjunkturbericht. Im vierten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt merklich gesunken sein. Maßgeblich hierfür sei ein kräftiger Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen. „Allerdings gingen auch von den Exporten zuletzt keine Impulse mehr aus. Insbesondere die Nachfrage des Euro-Raums nach deutschen Gütern schrumpft mittlerweile deutlich. Wenig Dynamik zeigen derzeit auch die privaten Konsumausgaben. Dies alles trug dazu bei, dass die Industrieproduktion zuletzt kräftig zurückging“, führte das RWI aus. Gestützt werde die Konjunktur zuletzt vom privaten Wohnungsbau, der weiterhin von den ungewöhnlich niedrigen Zinsen profitiere.

Die Wirtschaftsforscher erwarten für 2013 ein BIP-Wachstum um nur noch 0,3 Prozent. Damit ist das Institut skeptischer als bei seiner Prognose vom September, als für das kommende Jahr noch ein Zuwachs von 1 Prozent vorhergesagt worden war. Die Risiken bleiben hoch: Das RWI nennt die Unsicherheit über den Verlauf der Euro-Krise, die drohenden Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in den USA (Fiskalklippe) sowie die Spannungen im Nahen Osten. Die Arbeitslosenquote werde im kommenden Jahr voraussichtlich weiter steigen und im Jahresdurchschnitt 2013 um 0,2 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent zunehmen, heißt es weiter. Die Lage der öffentlichen Haushalte bleibe indes günstig, für das kommende Jahr zeichne sich ein Fehlbetrag von 0,5 Prozent in Relation zum nominalen BIP ab.

Die Kollegen des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) blicken demgegenüber leicht positiver auf die konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr und heben ihre Prognose deshalb marginal an. Wie das HWWI am Dienstag mitteilte, wurde die Schätzung für 2012 geringfügig um 0,1 Punkte auf 0,8 Prozent erhöht. Für 2013 rechnen die Forscher wie auch bisher mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent. „Das konjunkturelle Gesamtbild hat sich nicht wesentlich geändert", schreibt das HWWI. Die deutsche Konjunktur habe sich den Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise, insbesondere der Konjunkturschwäche in vielen Krisenländern, nicht entziehen können. Eine Rezession erwarten die Forscher für Deutschland aber nicht. Nach einem schwachen Winterquartal werde die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnen und im Verlauf des nächsten Jahres moderat wachsen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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