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10:53 Uhr, 18.12.2014

Russische Konjunktur weiter ohne Kraft

Die ökonomische Lage in Russland bleibt fragil. Sorgenkind ist weiter der schwache Rubel, der zahlreiche Folgeprobleme mit sich bringt. Auch in Brüssel nehmen die Sorgen um die russische Wirtschaft zu. Allerdings will niemand am bestehenden Sanktions-System rütteln.

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Moskau (BoerseGo.de) – Die ökonomische Lage in Russland bleibt besorgniserregend. Jüngste Konjunkturdaten bestätigen den unübersehbaren Abwärtstrend. So ist im November die Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,4 Prozent geschrumpft, gleichzeitig haben die Unternehmen ihre Investitionsaktivitäten um 4,8 Prozent zurückgeschraubt. In beiden Fällen war das schlechter als zuvor erwartet.

Dagegen zeigen der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor überraschende Stärke. Allerdings fußt dieser Umstand auf einem temporären Sondereffekt. Denn das Umsatzwachstum im November von 1,8 Prozent zum Vorjahresmonat kann eine sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigende Schwäche nicht überdecken. Die Konsumenten in Russland haben aus Angst vor der Entwertung des Rubels vermehrt eingekauft. Dies zeigen die ansteigenden Verkaufszahlen für elektronische Geräte, Haushaltsgeräte, Einrichtungsgegenstände und auch Autos. Voraussichtlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine anziehende Inflation und ein schwaches Wachstumsumfeld zu sinkenden Reallöhnen führen und die Kaufkraft der Privathaushalte nachlässt.

Auch in Brüssel nehmen die Sorgen um die russische Wirtschaft zu. Niemand habe ein Interesse daran, „dass Russland in eine tiefe Depression stürzt“, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Sprecher von Ratspräsident Donald Tusk. Aber auch in Brüssel wird darauf verwiesen, dass nicht in erster Linie die Sanktionen gegen Russland den Rubel unter Druck gesetzt haben, sondern die fallenden Rohstoffpreise. Eine Verschärfung der Sanktionen steht nicht auf der Tagesordnung des EU-Gipfels an diesem Donnerstag. Kanzlerin Angela Merkel zufolge sollen die Wirtschaftssanktionen solange bestehen bleiben, wie Moskau in der Ukraine-Krise europäische Werte missachtet. Europa könne und werde es nicht zulassen, dass Russland gegen die Prinzipien von Recht, Respekt und Partnerschaft verstoße, sagte Merkel am Donnerstag in einer Regierungserklärung. „Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, bleiben die Sanktionen“.

Der russische Rubel hält sich am Donnerstag derweil unter 62 je US-Dollar, nachdem er sich von seinem schwächsten Punkt, der nahe 80 je Dollar erreicht wurde, erholt hatte. Die Stabilisierung folgte auf die Bekanntgabe des russischen Finanzministeriums von Dollarverkäufen in Höhe von 7 Milliarden. Analysten betrachten die Intervention mit gemischten Gefühlen. Die Crédit Suisse schreibt, dass die Maßnahme den Rubel zwar unmittelbar etwas stabilisieren kann, doch dürfte damit die grundsätzliche Währungsschwäche nur so lange eingeschränkt werden, solange der Ölpreis schwach bleibe. „So würde eine längere Devisenintervention eine gewisse Gefährdung der relativ starken russischen Devisenreserven bedeuten und dürfte deshalb wahrscheinlich nicht durchgeführt werden“, vermuten die Ökonomen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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