Rohstoffpreise verharren in der Delle
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Im vergangenen Monat entwickelten sich die Rohstoffpreise recht heterogen. Die Energiewerte verloren unter dem Einfluss des milden Winterwetters merklich. Die Edelmetalle konnten hingegen sogar leicht zulegen. Die Preisentwicklung bei den Industriemetallen war zwar uneinheitlich, doch viele der Grundmetallindizes verzeichneten im Vergleich zum Vormonat einen Rückgang.
Energie: Der Einfluss des milden Winterwetters auf die Energiepreise hält an. Speziell bei Rohöl bestätigt inzwischen die Netto-Short-Positionierung der Spekulanten unsere These, dass der Ölmarkt von dem Sondereffekt des milden Winters bestimmt wird, sodass der Preis derzeit nach unten verzerrt ist.
Edelmetalle: Die Edelmetallnotierungen sind recht robust. Kurzfristig könnte eine Dollarabwertung die Edelmetallpreise stützen, doch mittel- bis langfristig fehlen insbesondere beim Goldpreis – im Gegensatz zu Silber – nachhaltige Auftriebskräfte.
Grundmetalle: Die hohe Volatilität bei den Industriemetallnotierungen hält an. Bei Kupfer setzte sich der Preisrückgang der vergangenen Zeit fort. Mit einem kräftigen Preisanstieg tanzt zurzeit Nickel aus der Reihe, bei dem wir mittelfristig jedoch kein nennenswertes Aufwärtspotenzial mehr sehen.
Rohölpreis im Sinkflug – noch
1. Aktuelles: Der Rohölpreis setzte in den vergangenen Wochen seinen Sinkflug fort. Wir sehen dies als eine Überreaktion des Marktes auf das ungewöhnlich milde Wetter an. Eine Stütze für diese These liefern die Zahlen zur Spekulation: Die nichtkommerziellen Händler sind dazu übergegangen, sich netto short zu positionieren, also auf fallende Kurse zu wetten. Damit tragen sie wesentlich zum Preisrückgang bei.
2. Fundamentale Faktoren: Fundamental dürfte es am Ölmarkt im Jahr 2007 enger werden. Die OPECLänder haben im Dezember 2006 beschlossen, mit Wirkung vom Februar 2007 ihre Rohölfördermengen um 0,5 Mio. Barrels täglich zu drosseln. Bereits seit November 2006 gilt eine Kürzung um 1,2 Mio. Barrels täglich, die jedoch bislang nicht in vollem Umfang umgesetzt worden ist. Im Dezember 2006 förderten die OPEC-Länder insgesamt 28,6 Mio. Barrels Rohöl und damit nur 0,8 Mio. Barrels weniger als im Oktober. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Monaten die Umsetzung der zwei beschlossenen Fördermengenkürzungen fortschreiten wird, sodass sich das OPEC-Rohölangebot in den nächsten Monaten weiter verringern dürfte. Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) und des US-Energieministeriums zufolge müssten die OPEC-Länder ihr Angebot (je nach Entwicklung des Nicht-OPEC-Angebots) für den Jahresdurchschnitt 2007 mindestens auf dem Niveau von Dezember 2006 beibehalten, um weitere Verknappungstendenzen am Rohölmarkt zu verhindern. Dies ist aus heutiger Sicht jedoch wegen der bereits beschlossenen Fördermengenkürzungen eher unwahrscheinlich. Daher rechnen wir mit einer merklichen Verengung am Rohölmarkt im Verlauf von 2007. Die Nachfrage dürfte diesen Schätzungen zufolge ca. 86 Mio. Barrels täglich betragen, 1,5 % mehr als im Vorjahr.
3. Unsere Prognose: Mit dem Einbruch einer Kältewelle bzw. spätestens mit dem Ende der Winterzeit dürfte der Sondereffekt am Rohölmarkt auslaufen und den fundamentalen Faktoren wieder Platz machen. Wir rechnen auf Sicht von 3, 6 und 12 Monaten mit erneuten Ölpreisanstiegen.
Erdgas: Anstieg des Heizbedarfs als kurzfristige Preisstütze?
1. Aktuelles: Das milde Winterwetter ließ den Erdgaspreis seit Anfang Dezember 2006 deutlich sinken, denn der Heizbedarf vor allem in den USA und in Europa blieb hinter dem der vergangenen Jahre merklich zurück. Dies zeigt sich auch an den aktuellen Lagerbeständen. Die US-Erdgasvorräte liegen 20 % über dem jahreszeitlich üblichen Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Zuletzt jedoch deutete sich – getrieben durch die ersten kalten Wintertage dieser Saison – ein geringfügiger Preisanstieg an.
2. Fundamentale Faktoren: Erdgas ist nach Erdöl die zweitwichtigste Energiequelle weltweit. Laut Angaben der US-Energie-Informationsverwaltung (EIA) werden knapp 24 % des weltweiten Energiebedarfs durch Erdgas gedeckt (Erdöl ca. 38 %) – Tendenz steigend. Die USA, Russland und Deutschland sind die wichtigsten Erdgaskonsumentenländer und sind zusammen für ca. 42 % des weltweiten Erdgaskonsums verantwortlich. Die derzeit bedeutendsten Erdgasförderländer sind Russland, die USA und Kanada. Sie produzieren fast die Hälfte des weltweiten Angebots. Für die langfristige Entwicklung des Erdgasangebots liegt der Schlüssel jedoch neben Russland auch im Nahen Osten: In Russland befinden sich ca. 27 % der weltweiten Erdgasvorkommen, gefolgt vom Iran (16 %), Quatar (15 %), Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (jeweils 4 %). Die wichtigsten Einsatzgebiete von Erdgas sind der industrielle Verbrauch zur Erzeugung von Prozesswärme, der Erdgasverbrauch von Kraftwerken zur Stromerzeugung sowie der Konsum von privaten Haushalten in erster Linie zum Heizen. Letzteres verleiht der Erdgasnachfrage eine starke saisonale Komponente.
3. Unsere Meinung: Kurzfristig dürfte der Heizbedarf, sollte es für die noch bevorstehenden Wintertage eher kalt bleiben, preistreibend wirken. Auf Sicht von 6 Monaten sehen wir jedoch keine nachhaltigen Preisanstiege. Auf Sicht von 12 Monaten dürften erneut winterbedingte Nachfrageeffekte eine Rolle spielen.
Goldpreis ohne Impulse für einen nachhaltigen Auf- oder Abwärtstrend
1. Aktuelles: Der Goldpreis befindet sich in der Seitwärtsbewegung. Es fehlen derzeit die Impulse, die eine nachhaltige Preisbewegung in die eine oder die andere Richtung auslösen könnten. Die Spekulanten wetten weiterhin klar auf steigende Goldpreise.
2. Fundamentale Faktoren: Von der fundamentalen Seite her ist mittelfristig nicht mit einer merklichen Verschärfung der Knappheitsverhältnisse am Goldmarkt zu rechnen. Das Goldangebot stammt zum überwiegenden Teil aus der Minenproduktion, die seit 2004 erneut dem langfristig leicht steigenden Trend folgt, sodass wir auch für 2007 und 2008 mit einer moderaten Ausweitung der geförderten Goldmengen rechnen. Eine andere mögliche Angebotsquelle ist die Veräußerung von Zentralbankgoldreserven, die knapp 1/5 des weltweiten Angebots ausmacht. In der Tendenz dürfte das Volumen der Goldveräußerungen der Zentralbanken allenfalls stagnieren, sodass von dieser Seite kaum zusätzliche Impulse auf den Preis entfaltet werden. Marktbestimmend ist derzeit die Nachfrage – insbesondere die wichtigste Komponente hiervon, die Schmucknachfrage – die im dritten Quartal 2006 zwar zulegen konnte. Doch gehen wir davon aus, dass die tendenzielle Schwäche der Goldnachfrage zunächst anhalten wird, nicht zuletzt weil die Schmucknachfragekomponente relativ preiselastisch ist und das hohe Preisniveau sie nachhaltig bremsen dürfte. Die Eigenschaft von Gold, ein gutes Angstbarometer der Weltwirtschaft zu sein, wird der Goldnachfrage mittelfristig ebenfalls keinen Auftrieb geben, denn die Inflationssorgen und die globalen Wachstumsängste werden in den kommenden Monaten eher weiter abnehmen.
3. Unsere Prognose: Kurz- bis mittelfristig rechnen wir mit einem moderaten Anstieg des Goldpreises, auch weil sich die Notierung im Aufwärtssog des Rohölpreises befinden dürfte. Auf Sicht von 12 Monaten fehlt jedoch die fundamentale Auftriebskraft, sodass wir für den Jahresbeginn 2008 mit einem niedrigeren Goldpreis rechnen als das derzeitige Niveau. Für den Jahresdurchschnitt 2007 erwarten wir reichlich 600 US-Dollar.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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