Kommentar
15:51 Uhr, 09.06.2022

Rohstoffe und Rohstoff-Aktien: Immer noch ein gutes Investment

Ob Öl, Erdgas, Industriemetalle oder Agrarrohstoffe, sie alle schlagen Aktien seit Monaten um Längen. Wie lange bleibt das noch so?

Die Outperformance von Rohstoffen bzw. Rohstoffaktien ist fast einmalig. Aktien von Ölfirmen wie die von Exxon waren noch vor kurzem zu einem Preis von 30 Dollar zu haben. Die Dividendenrendite lag bei mehr als 7 %. Jetzt steht der Kurs kurz davor, ein neues Allzeithoch zu erreichen. Das bisherige lag bei 105 Dollar. Öl erhält derzeit viel Aufmerksamkeit. Noch besser lief es bei Industriemetallen. Der weltgrößte Produzent von Kupfer, Freeport-McMoRan, steckte vor kurzem noch in einer existentiellen Krise. Seither hat sich der Kurs verzehnfacht. Nach so viel Outperformance ist die Frage berechtigt, ob der Trend dem Ende entgegengeht. Kurzfristig bleiben Rohstoffe unterstützt. Das gilt nicht nur für Energierohstoffe, die durch den Ukrainekrieg ein rares Gut geworden sind. Es gilt auch für Industriemetalle. Der weltgrößte Verbraucher, China, lockert die Lockdowns und kündigt regionale Konjunkturprogramme an. Das verhalt unter anderem dem Kupferpreis zu einer stattlichen Rally (Grafik 1).


Auch der Eisenerzpreis konnte profitieren (Grafik 2). Bemerkenswert ist, dass Industriemetalle auch während der letzten zwei Jahre stark performt haben, obwohl es in China immer wieder zu Lockdowns kam. Da China bei vielen Rohstoffen 50 % der globalen Nachfrage ausmacht, hätte man Abschläge erwarten können.

Dass es nicht dazu kam, sagt viel über den Zustand des Rohstoffmarktes. Es fehlt an Produktionskapazitäten. Kupferminen lassen sich eben nicht innerhalb von wenigen Monaten aus dem Boden stampfen. Langwierige Prozesse sorgen dafür, dass das Angebot nach einer Investitionsentscheidung nicht sofort steigt, sondern erst Jahre später.

Trotz hoher Rohstoffpreise sind Unternehmen nach wie vor zurückhaltend, große Investitionsentscheidungen zu treffen. Zum Teil hat das mit dem Klimawandel zu tun, was besonders relevant für Energierohstoffe ist. Doch auch Metallproduzenten zieren sich. Sie haben ihre Lektion aus der Zeit der Überversorgung nach der Finanzkrise gelernt. Geld wird beisammengehalten. Anstatt zu investieren, werden Dividenden erhöht, Aktien zurückgekauft und Schulden reduziert.

All das führte zum jetzigen Rohstoffsuperzyklus. Rohstoffe selbst sind langfristig gegenüber Aktien kein gutes Investment. Aktien schlagen Rohstoffe (Grafik 3). Anleger sollten nicht in Rohstoffe selbst, sondern Rohstoffunternehmen investieren. Unternehmen können wachsen, Margen ausweiten und zahlen Dividenden. Rohstoffe selbst tun das nicht.


Rohstoffunternehmen können natürlich nur outperformen, wenn die Preise steigen. Das ist seit 2020 der Fall. Im Sommer 2020 hatte ich erstmals über den Rohstoffsuperzyklus berichtet. Praktisch lässt sich der Zyklus erkennen, wenn man Aktien in Relation zu Rohstoffen setzt (Grafik 4). Rohstoffe sind relativ zu Aktien wieder so bewertet, wie es der langfristige Trend vermuten lässt. Im Normalfall bleibt es nicht bei einer Rückkehr zum Mittel. Stattdessen kommt es zu einem Überschießen. In dieser Phase befinden wir uns gerade. Etwas mehr Outperformance ist bei Rohstoffen also noch möglich. Der Trend geht aber langsam dem Ende entgegen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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