Kommentar
09:28 Uhr, 06.10.2021

Rohstoffe im Big Picture: Nicht aufzuhalten

Bei einigen Rohstoffen kam es in den letzten Tagen zu einer regelrechten Kaufpanik. Das muss noch lange nicht das Ende des Trends sein.

Zum ersten Mal schrieb ich vor einem Jahr über den Rohstoffsuperzyklus, dessen Anfänge wir gerade sehen. Die meisten Rohstoffe hatten danach ein sehr gutes halbes Jahr. Danach ging es seitwärts. Jetzt bekommt der Zyklus neues Leben. Öl arbeitet an einem Ausbruch aus 13 Jahren Konsolidierung. Erdgas und Kohle sind aufgrund einer Energiekrise in Europa und Asien auch nicht aufzuhalten. Selbst bei Kaffee, Baumwolle und Zucker kommt es zu Hamsterkäufen. Lange waren die Preise nicht mehr so hoch. Alles ist aber relativ. Rohstoffe sind langfristig betrachtet kein gutes Investment. Das gilt für die Rohstoffe selbst, also die physischen Rohstoffe. Wer sich tonnenweise Eisenerz in den Keller legt, wird langfristig mit der Rendite nicht zufrieden sein. In den vergangenen 230 Jahren legten die Preise von Rohstoffen im Durschnitt um 2,05 % pro Jahr zu. Die Inflation war im gleichen Zeitraum mit 1,45 % nur unwesentlich niedriger. Rohstoffe sind zyklisch. Phasenweise tendieren sie für 10 oder sogar 20 Jahre seitwärts/abwärts, bevor es zur nächsten Hausse kommt, die ebenso lange dauern kann. Gegenüber Aktien haben Rohstoffpreise aber das Nachsehen. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so sein.


Aktien steigen im Verhältnis zu Rohstoffen langfristig immer weiter an (Grafik 2). Die Outperformance von Aktien wird immer wieder unterbrochen. In den vergangenen 12 Monaten scheint sich nun immer mehr eine Underperformance herauszukristallisieren.

Die beste Art, davon zu profitieren, sind Aktien von Rohstoffunternehmen. Im Gegensatz zu physischen Rohstoffen ist die Rendite hier mit dem Gesamtmarkt vergleichbar. Unternehmen haben durch Rohstoffgewinnung eine wiederkehrende Rendite. Sie bauen jährlich Millionen von Tonnen von Eisenerz ab oder holen Millionen Barrel Öl aus dem Boden. Kauft man einmalig physische Rohstoffe, hat man diese wiederkehrende Rendite nicht.

Wenn einzelne Rohstoffe einmal nicht steigen, sondern fallen, kommt immer wieder die Frage auf, ob es denn nun wirklich diesen Superzyklus gibt. Die Preisbewegung eines einzelnen Rohstoffs sagt nichts über den Gesamtzyklus aus. Grafik 3 zeigt die Performance ausgewählter Rohstoffe über einen Zeitraum von 12, 6 und einem Monat. Die Streuung ist enorm.


Rohstoffzyklen ziehen Rohstoffe im Allgemeinen nach oben. Um diesen Durchschnitt gibt es Abweichungen. Das ist vollkommen klar. Kurzfristig können auch politische Entscheide eine Rolle spielen. China lässt Luft aus dem Immobiliensektor ab. Da dieser Sektor weltweit am meisten Rohstoffe benötigt, hat das den Eisenerzpreis hart getroffen. Zusätzlich wird aktuell in einigen Provinzen einfach der Strom abgestellt. Ohne Strom kann auch ein Stahlwerk nicht produzieren und die Nachfrage nach Eisenerz sinkt.

Diese Entscheide und Umstände ändern am langfristigen Ausblick nichts. Es wurde zu wenig in die Gewinnung von Rohstoffen investiert. Die Verfügbarkeit ist stark begrenzt und die Nachfrage steigt. Der Superzyklus lebt und Grafik 2 lässt erkennen, dass er grundsätzlich noch viel Platz hat.

Clemens Schmale


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    @Clemens Schmale: warum steigt eigentlich der VANECK VECTORS GLOBAL MINING UCITS ETF - USD (A2JDEJ) nicht und fällt seit einigen Wochen nur mehr?

    16:58 Uhr, 06.10. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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