Kommentar
17:41 Uhr, 15.07.2020

Rohstoffe vor nächstem Megazyklus

Rohstoffpreise sind stark zyklisch und die Zyklen gehen über die Schwankungen der Konjunktur weit hinaus. Wir stehen vermutlich kurz vor Beginn eines neuen Zyklus, der über zwei Jahrzehnte dauern wird.

Noch im Sommer 2008 hörte man von so manchem Analysten, dass ein Ölpreis von 200 Dollar so sicher sei wie das Amen im Gebet. Nun, 12 Jahre später, warten wir immer noch darauf. Manche Prognosen kommen einfach zum falschen Zeitpunkt. 2008 endete der letzte Superzyklus.

Rohstoffe bewegen sich in sehr langen Zyklen. Das gilt nicht erst seit 2008, sondern seit Jahrhunderten (Grafik 1). In den letzten 230 Jahren gab es 8 Zyklen. Sie laufen immer nach dem gleichen Schema ab. Rohstoffpreise steigen 20-25 Jahre lang und fallen dann für 10-15 Jahre.

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Wer das anhand der ersten Grafik nicht so recht glaubt, dem hilft vielleicht eine andere Darstellung (Grafik 2). Betrachtet man nicht die Preise, sondern die Performance, sind die Zyklen leichter zu erkennen. Aktuell fallen die Preise bereits seit 12 Jahren. Der Abwärtstrend ist also schon weit fortgeschritten.

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Die Ölsorte WTI erreichte in diesem Jahr kurzfristig negative Preise. Viel tiefer geht kaum noch. Öl ist allerdings nicht der beste Indikator für den Rohstoffsektor. Immer mehr Länder wollen ihren CO2 Ausstoß verringern. Das geht am besten, indem fossile Brennstoffe ersetzt werden. Fossile Brennstoffe könnten daher permanent ein tieferes Preisniveau erreichen.

Je nachdem wie schnell die Welt vom Öl wegkommt, reicht die Produktion in Ländern, die zu sehr tiefen Kosten fördern können. Eine globale Nachfrage von 100 Mio. Barrel pro Tag kann dauerhaft zu einem Preis von 40 Dollar gedeckt werden. Wie es in den nächsten Jahren mit Öl weitergeht, weiß allerdings niemand so recht. Muss man auch nicht wissen. Was zählt, sind vor allem die anderen Rohstoffe.

Steigen Rohstoffpreise aufgrund von Knappheit, lohnt es sich für Unternehmen mehr zu investieren. Diese Investitionen brauchen Zeit. Neue Vorkommen müssen entdeckt und erschlossen werden. Das dauert Jahre. Daher wird auch nicht gleich mehr investiert, wenn der Preis ein oder zwei Jahre lang steigt. Erst wenn sich Unternehmen sicher sein können, dass der Zustand anhält, wird investiert.

In dieser Zeit wird die Knappheit größer, die Preise steigen weiter. Jahre später, wenn wieder mehr Rohstoffe gefördert werden, beginnen die Preise zu sinken. Es wird bei steigenden Preisen zu viel investiert. Wird in den ganzen Minen erst einmal produziert wird aus einer Knappheit ein Überangebot. Investitionen werden radikal gekürzt, doch eine Mine, wenn sie erst einmal läuft, liefert viele Jahre Rohstoffe. Daher dauert es auch 10-15 Jahre bis Rohstoffe wieder knapp werden.

Zyklen, die insgesamt 30-40 Jahre dauern, kann man schlecht auf den Tag genau timen. Wir können aber mit hoher Zuversicht feststellen, dass der aktuelle Abwärtstrend Richtung Ende geht. Das bedeutet, dass es in den kommenden 20 Jahren tendenziell höhere Gewinne gibt. Nach jahrelanger Durststrecke wird es langsam wieder Zeit Rohstoffe ins Depot zu mischen.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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