Kommentar
07:13 Uhr, 23.07.2019

Rohstoffe: Der Markt sendet weiter Rezessionssignale

Die schlechte Nachricht zuerst: geht es nach dem Rohstoffmarkt, droht uns eine gewaltige Rezession.

Rohstoffpreise sind heute so niedrig wie zuletzt vor 15 Jahren. Das ist kein gutes Zeichen. Läuft die Konjunktur nämlich rund, werden auch Rohstoffe nachgefragt. Die Preise steigen.

Das Gegenteil ist momentan der Fall (Grafik 1). Seit dem Ölpreiscrash 2014/15 haben sich die Preise nicht mehr wirklich erholt. Der Rohstoffindex ist natürlich stark vom Ölpreis getrieben. Es bleibt ja auch einer der wichtigsten Rohstoffe. Es ist aber nicht nur Öl, welches im historischen Vergleich billig bleibt.


Damit sind die schlechten Nachrichten noch nicht aufgebraucht. Wenn die Wirtschaft boomt geschehen normalerweise zwei Dinge: die Nachfrage ist hoch (Rohstoffpreise steigen) und die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Drückt man beides als Index aus, steigen die Rohstoffpreise im Aufschwung und die Arbeitslosigkeit sinkt.
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Setzt man beides ins Verhältnis, dann steigt das Verhältnis im Aufschwung (Rohstoffe dividiert durch Arbeitslosigkeit) und sinkt, wenn sich die Lage eintrübt (Grafik 2). Dadurch ergibt sich ein Index, der auch die Entwicklung auf dem Aktienmarkt recht gut abbildet bzw. teils gut vorhersagt.


Das war nicht nur 2007/08 der Fall, sondern auch 2014/15 oder im Jahr 2000 und 1998. 1998 kam es in den USA nicht zu einem nachhaltigen Abschwung. Die Asienkrise ging beinahe spurlos an den USA vorbei.

Derzeit fällt der Index jedenfalls und zieht mit dem Aktienmarkt nicht mit. Das ist das Warnsignal. Die Entwicklung sollte eigentlich parallel sein, ist sie aber nicht. Irgendwo hakt es also. Der Aktienmarkt scheint zu optimistisch zu sein.

Nun zur guten Nachricht: der Rohstoffmarkt befindet sich immer noch im Ausnahmezustand. Die Preise sind niedrig, weil der Weltmarkt immer noch mit Überkapazitäten zu kämpfen hat. Bis diese abgebaut sind, bleiben Rohstoffe günstig. Das kann noch Jahre in Anspruch nehmen.

Als der Weltmarkt das letzte Mal unter so hohen Überkapazitäten litt, schrieben wir das Jahr 1980. Es dauerte 7 Jahre, bis sich der Markt wieder zu erholen begann. Die Misere auf dem Rohstoffmarkt kann also noch einige Jahre andauern. Das erklärt auch, weshalb weder der Rohstoffindex noch das Verhältnis zur Arbeitslosigkeit neue Hochs erreicht haben.

Die Divergenz zum Aktienmarkt könnte man also durchaus ignorieren, sollte man aber nicht. Die Schwankungen finden auf anderem Niveau statt. Die Schwankungen selbst verlieren aber ihre Aussagekraft nicht. Aktuell geht es mit dem Verhältnis nach unten. Das ist alles andere als ermunternd.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • waldis2001
    waldis2001

    lieber Clemens nicht so pessimistisch den Aktienmärkten interessieren doch keine Rezessionen ,schlechte Zahlen oder Shutdowns die brauchen nur the Donald und dann machen sie was sie letzten 10 Jahre auch gemacht haben sie steigen ,auch wenn es mal fünf Wochen nach unten ging das ist in drei Wochen wieder aufgeholt also nicht so Pessimistisch es lebe die Heile Welt

    10:28 Uhr, 17.04.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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