Rohöl: Wo liegt die Schmerzgrenze auf der Angebotsseite?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
- WTI ÖlKursstand: 48,43 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Düsseldorf (BoerseGo.de) - Der Preis für Rohöl, dem Schmiermittel der Weltkonjunktur, ist momentan aus dem Gleichgewicht. Mit der Weigerung Saudi-Arabiens, aber auch anderer wichtiger Förderländer, die Produktion zu kürzen dürfte das Überangebot noch einige Monate Bestand haben. Derzeit verteilen die Ölförderländer Geld an die Ölimporteure, deren Industrie und auch die Verbraucher. Allein Deutschland spart bei Ölimporten bei aktuellem Preisen auf Jahressicht mehr als 20 Milliarden US-Dollar, was einem massiven Konjunkturprogramm entspricht, wie WGZ-Bank-Analyst Bernd Schnarr im aktuellen „Sonderthema Rohöl“ schreibt.
Doch wer Einnahmeausfälle verzeichne, werde sicherlich nicht mehr soviel Güter importieren, was natürlich den Export belaste. Der geschätzte Einnahmeausfall der OPEC belaufe sich bei einer Rohöl-Exportquote von 50 Prozent und einem Preis von 50 US-Dollar pro Barrel auf 500 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahr. Zwar werde immer argumentiert, dass zahlreiche Länder höhere Preise für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigten, doch warum eigentlich? In der Eurozone seien defizitäre Haushalte üblich, Deutschland habe über mehrere Dekaden kontinuierlich neue Schulden aufgetürmt. Aber klar sei, dass bei Beibehaltung des aktuellen Preisniveaus alle OPEC-Länder nicht „solide“ wirtschaften könnten, im Sinne eines ausgeglichenen Haushalts. Vor allem die wirtschaftlich schwächeren OPEC-Länder Venezuela, Nigeria und Iran oder auch Libyen benötigten Ölpreise von weit über 100 US-Dollar pro Barrel bis teilweise 160 US-Dollar pro Barrel (Venezuela), heißt es.
„Wir erwarten keine schnelle Rückkehr zum Trendpreis, doch glauben wir auch nicht, dass die aktuellen Preise, die durchaus noch ein wenig tiefer auslaufen können, sich als nachhaltig erweisen. Hier eine Untergrenze zu nennen wäre nicht seriös. Jedoch erscheinen marginale Barkosten bzw. Grenzkosten in Höhe von etwa 35 bis 40 US-Dollar pro Barrel eine ernstzunehmende Barriere zu sein. Gleichzeitig verläuft hier im langfristigen Trend eine wichtige Signallinie von einer Standardabweichung. Überdies befindet sich aus charttechnischer Sicht auf diesem Niveau eine solide Unterstützungslinie“, so Schnarr.
Rein ökonomisch betrachtet seien Notierungen in einer groben Spanne um 45 US-Dollar pro Barrel möglich, doch müssten dann die Geldmittel für Investitionen und Explorationen massiv gekürzt werden. Künftiges Produktionswachstum wird dann kaum möglich sein und der nächste Ölpreis-Squeeze wäre unausweichlich, heißt es weiter.
„Wir senken unsere Prognose und erwarten nun als 2015er Durchschnittspreis 55 US-Dollar pro Barrel für die Rohölsorte Brent, in der zweiten Jahreshälfte sollten die Notierungen auf deutlich über 60 US-Dollar pro Barrel anziehen. Aus unserer Sicht sprechen auf Jahressicht wichtige fundamentale Fakten, vor allem die Gesamtförderkosten, eventuelle Maßnahmen der Ölproduzenten und Ölimporteure, spätestens aber im mittel- bis langfristigen Zeithorizont für höhere Preise. Diese Schätzung steht aber – wie ausgeführt – im Zeichen erheblicher Unsicherheit, vor allem weil man Ziele und Ambitionen der wichtigsten Marktakteure nur vermuten kann“, so Schnarr.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.