Fundamentale Nachricht
17:01 Uhr, 21.03.2016

Rohöl: Sind 550 Mio. Barrel einfach „verschwunden“?

Die Internationale Energieagentur (IEA) führt genau Buch über das weltweit produzierte und verbrauchte Rohöl. Doch in den Statistiken klafft ein riesiges Loch von 550 Millionen Barrel Öl. Das könnte dramatische Konsequenzen für den Ölpreis haben.

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Die von der Internationalen Energieagentur (IEA) geführten Statistiken zur Produktion, zum Verbrauch und zur Aufbewahrung von Rohöl haben ein entscheidendes Manko: Sie sind entweder falsch oder zumindest unvollständig. Denn in den Statistiken klafft allein für die Jahre 2014 und 2015 ein riesiges Loch von 550 Millionen Barrel Öl, wie der Finanzjournalist John Kemp von der Nachrichtenagentur Reuters ermittelt hat. Von diesem Öl ist laut IEA nichts über den Verbleib bekannt. Was mit diesem Öl passiert ist, könnte aber entscheidend sein für die Frage, wie es mit dem Rohölpreis weitergeht.

Es gibt im Wesentlichen zwei unterschiedliche Hypothesen zu der Frage, was mit dem Öl passiert ist. Eine Möglichkeit: Das Öl hat gar nie existiert sondern ergibt sich nur rechnerisch, weil bei Produktion und Verbrauch fehlerhafte oder unvollständige Zahlen an die IEA gemeldet wurden. Die Menge von 550 Millionen Barrel Öl, über dessen Verbleib nichts bekannt ist, könnte bedeuten, dass die Überproduktion bei Rohöl überhaupt nicht so groß ist, wie die Märkte bisher meinten. Es wurde also entweder weniger Öl produziert, als die IEA ermittelt hat oder mehr Öl verbraucht. Eine weniger stark ausgeprägte Überproduktion könnte die Erholung der Ölpreise in den kommenden Monaten erheblich beschleunigen - sollte die Überproduktion wegen fehlerhaften Statistiken tatsächlich nicht so groß sein, wie die Märkte bisher unterstellten.

Lesetipp: Ölpreis - Noch einmal Kursziel 0 und böses Inflationserwachen

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Das "fehlende" Rohöl könnte produziert und an unbekannter Stelle eingelagert worden sein. Der Ausbau strategischer und privater Erdölreserven in China könnte eine solche in den Statistiken fehlende "Senke" für das Erdöl sein. Aber auch findige Investoren in anderen Ländern könnten den niedrigen Rohölpreis genutzt haben, um Reserven anzulegen, die in keiner Statistik auftauchen. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, könnte das einen stärkeren Anstieg der Ölpreise für längere Zeit verhindern.

Denn beginnt der Preis wieder zu steigen, würden die "stillen Reserven" sukzessive wieder aufgelöst: Das dadurch steigende Angebot würde den Preisanstieg bremsen und eine zu starke Erholung des Ölpreises verhindern. Denn bei jedem Preisanstieg würde zusätzliches Angebot aus den aufgelösten Reserven auf den Markt strömen und so den Preis wieder drücken.

Es gibt einige Argumente dafür, dass tatsächlich die zweite Möglichkeit wahr ist. Denn das "Loch" in der Statistik war in den Jahren 2014 und 2015 besonders groß. In diesen Jahren war die Überproduktion aber auch besonders hoch und der Ölpreis fiel auf immer niedrigere Stände. Es würde also für Investoren oder auch Staaten Sinn ergeben, größere Mengen Rohöl in den Jahren 2014/2015 aufzukaufen, einzulagern und später - zu einem höheren Preis - wieder zu verkaufen. Sollte dies tatsächlich wahr sein, könnte die Erholung der Ölpreise in den kommenden Monaten und Jahren erheblich ausgebremst werden.

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8 Kommentare

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  • Patience
    Patience

    Dieser Artikel ist bereits vor fast 2 Wochen durch die US Medien gewandert. Nicht gerade neu die Nachricht

    21:37 Uhr, 21.03.2016
    1 Antwort anzeigen
  • sewiet13
    sewiet13

    Tja. Alles bullische haengt sich nochmal an den Oelpreis. Mein tipp um Ostern:

    put on oil

    Wenn es allerdings "stimmt" waere es schlicht und einfach ein weiterer groesster Manipulationsskandal der letzten Jahre.

    21:19 Uhr, 21.03.2016
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Morgan Stanley scheiben, dass kein Barrel verschwunden sei

    21:08 Uhr, 21.03.2016
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Es ist immer wieder lustig wenn alle Welt von Ölproduktion spricht. Obwohl selbst der Laie weiß, dass man - mit wenigen Ausnahmen und sehr komplexen Prozessen - kein Öl produzieren kann. Öl kann man fördern, pumpen, entnehmen, gewinnen oder sonst wie "abbauen", mehr nicht. Das ständig von Produktion gesprochen wird, legt den Schluss nahe, das man keine Ahnung von der Materie hat, oder nicht richtig nachdenkt.

    Solche Verbreitung von Fehlinformation führt u.u. zu falschen Annahmen. So könnte man auf den Gedanken kommen, das man Öl einfach so erschaffen, sprich produzieren könnte, was nicht der Tatsache entspricht.

    Etwas mehr Sorgfalt bitte, aufmerksame Leser und Erbsenzähler wie mich werden es Ihnen danken.

    18:23 Uhr, 21.03.2016
    1 Antwort anzeigen
  • AirChiller
    AirChiller

    Es ist immer eine Überlegung wert, wem es denn nützt, wenn es so ist, wie es aussieht. Durch den "Rechenfehler" wird das Öl möglicherweise nur in den Büchern verknappt.

    17:46 Uhr, 21.03.2016

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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