Rohöl: Eine neue Ära

Rom (GodmodeTrader.de) - Nach dem erzwungenen Rücktritt des langjährigen saudischen Ölministers stehen die Märkte am Scheideweg. Derzeit dominieren Long-Positionen, und immer mehr Investoren machen ihre Entscheidungen nicht mehr allein von den Ölsalden abhängig. Die Sorgen um die US-Konjunktur und einen möglichen Brexit belasten die makroökonomische Grundstimmung, sodass die Ölpreise trotz der Flächenbrände in Kanada keine Rally erlebten, wie die Analysten der UniCredit im aktuellen „Energy Weekly” schreiben.

Die physischen Spreads in der Nordsee sowie in Westafrika und im Mittelmeerraum seien ebenfalls schwach ausgefallen. In Nigeria sei es zu weiteren Unterbrechungen gekommen, und die venezolanischen Exporte hätten sich trotz der jüngsten Regenfälle nicht erholen können, heißt es.

„Unseres Erachtens ist der Höhepunkt der Wartungssaison im Raffineriesektor (Ausfälle von fast 6,5 Millionen Barrel/Tag im April und Anfang Mai) der Grund dafür, dass sich der Rückgang der Ölproduktion noch nicht an den Kassamärkten niedergeschlagen hat. Obwohl das Wartungsvolumen bereits abwärts tendiert, wird ein annähernd normales Niveau von ca. zwei Millionen Barrel/Tag erst wieder im Juli erreicht”, so die UniCredit-Analysten.

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Die Marktteilnehmer dürften sich insbesondere auf die Entlassung des saudischen Ölministers Ali Al-Naimi konzentrieren, der am Samstag durch den früheren Gesundheitsminister und Chef des Ölriesen Aramco, Khalid Al-Falih, ersetzt worden sei. Obwohl die Nachricht ein Schock für die Ölbranche gewesen sei, sei sie nicht völlig unerwartet gekommen, da der Wechsel bereits seit geraumer Zeit vorbereitet worden sei, heißt es weiter.

„Al-Naimis Nachfolger folgt jedoch der gleichen politischen Linie und sieht derzeit keinen Bedarf für staatliche Eingriffe zur Marktkorrektur. Die Reaktion der Marktteilnehmer ist schwer abzuschätzen, insbesondere da Al-Falih für viele Beobachter ein neues Gesicht ist, sodass vermutlich jedes seiner Worte auf die Goldwaage gelegt wird. Insgesamt steuert die saudische Ölpolitik jedoch auf eine neue Ära zu, und angesichts der herrschende Unsicherheit dürfte die Volatilität der Ölpreise eher zunehmen”, so die UniCredit-Analysten.