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11:12 Uhr, 16.02.2016

Rohöl: „Doha-Runde“ gibt Brent nur kurz Aufwind!

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  • WTI Öl
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    Kursstand: 32,14 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
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• Könnte heute die Trendwende an den Rohölmärkten seinen Startschuss erhalten? Zumindest gab die Teilnehmerliste des heute in Doha stattgefundenen Meetings von Vertretern sowohl der OPEC als auch mindestens eines bedeutenden Förderlands außerhalb des Rohölkartells vielen Marktteilnehmern Hoffnung. Insbesondere das Aufeinandertreffen vom saudi-arabischen Ölminister Ali al-Naimi und seinem russischen Amtskollegen Alexander Novak beim Gastgeber Katar dürfte die jüngste Aufwärtsbewegung beim Rohölpreis ausgelöst haben – immerhin stellen die beiden Länder einen signifikanten Anteil der globalen Rohölproduktion (zusammen mehr als 21 Mio. Barrel Rohöl pro Tag).

• Gegenüber der Presse bekräftigt Katars Energieminister Mohammad bin Saleh al-Sada vor wenigen Minuten, dass man sich darauf geeinigt habe, das Produktionsniveau auf dem Januarwert einzufrieren. Zudem stellte er in Aussicht, dass andere Förderer der Absprache folgen könnten. Ein Fass der Sorte Brent erklomm heute zeitweise sogar die psychologisch bedeutende Marke von 35 US-Dollar, gab aber die Gewinne des Handelstages wieder weitgehend ab. Vor allem der Anschein, dass der Widerstand Saudi-Arabiens aufzuweichen scheint, mag den Rohölnotierungen aber langfristig helfen. So ist doch zu einem Großteil der hart geführte Kampf um Marktanteile auch durch die Preispolitik des OPEC-Riesen ausgelöst worden. Unter den fallenden Notierungen haben vor allem Länder wie Venezuela gelitten. Die Bemühungen des ebenfalls in Doha anwesenden venezolanischen Energieministers Eulogio Del Pino, eine Einigung zu erzielen, liefen bisher auch deshalb ins Leere, weil die Unterstützung Saudi-Arabiens fehlte.

• Ist nun die Scharte ausgewetzt, die gewissermaßen das 168. OPEC-Treffen am 4. Dezember 2015 hinterlassen hat? Schließlich wurde der darauf folgende Preisverfall sicherlich auch durch die Tatsache begünstigt, dass man keinen wirklichen Raum für Kompromisse gelassen hat, was nicht zuletzt auf ein anhaltendes Überangebot hingedeutet hat – so stieg im Januar der Rohölüberhang auf 2,01 Mio. Barrel pro Tag. Bereits seit Längerem sorgen sich immer mehr Beobachter um die Widerstandsfähigkeit einiger Förderländer (auch innerhalb der OPEC) und kaum ein Land produziert noch oberhalb der Schwelle, die für einen ausgeglichenen Haushalt notwendig wäre (Fiscal Breakeven).

• Es ist nicht auszuschließen, dass die zuletzt zugenommenen Sorgen in Bezug auf die konjunkturelle Verfassung Chinas ein kooperatives Auftreten begünstigen mögen – für den Berichtsmonat Januar haben gestern die Zollbehörden des bedeutenden Rohölimporteurs einen deutlichen Rückgang der mengenmäßigen Einfuhren des fossilen Energieträgers gemeldet.

• Doch für das Ausrufen einer Trendwende ist es heute dennoch viel zu früh. Schließlich müssen den Worten auch Taten folgen. Diesbezüglich stellt sich aber gleich die Frage nach der Stabilität von Absprachen bei der Rohölförderung. Schließlich dürfen die Rückkehr iranischen Rohöls an die Weltmärkte und vor allem die Widerstandsfähigkeit der unkonventionellen Rohölförderindustrie – insbesondere in den Vereinigten Staaten – nicht ignoriert werden. Eine globale angebotsseitige Anpassung könnte damit trotz einer möglichen Einigkeit zwischen Russland und Saudi-Arabien auf tönernen Füßen stehen.

• Fazit: Lange hat ein mögliches Treffen zwischen den Förderriesen Russland und Saudi-Arabien Raum für spekulativ getriebene Bewegungen bei Brent & Co. gesorgt. Der „Doha-Runde“ und insbesondere den im Nachgang verlautbarten Statements in Bezug auf eine Förderbegrenzung folgte aber eine spürbare Ernüchterung. Insofern ist es für ein Ausrufen der Trendwende beim Rohölpreis noch zu früh. Was aber in jedem Fall festzuhalten ist: Scheinbar befindet sich auch Saudi-Arabien mit Blick auf den Ölpreis nicht mehr in der Wohlfühlzone. Es wird nun auf die kommenden Treffen zu achten sein. Venezuela kündigte bereits für morgen eine Zusammenkunft mit den OPEC-Staaten Iran und Irak an.

Quelle: Nord/LB

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