Kommentar
13:56 Uhr, 12.10.2020

Risikofreude der Anleger springt an

Die Korrektur des letzten Monats bei US-Aktien lässt endgültig für beendet erklären. Der Grund: Anleger sind wieder risikofreudiger.

Nichts bestimmt die Kurse so sehr wie die Risikofreude der Anleger. Aktien sind per Definition riskant. Die Kurse können stark schwanken. Man kann nicht vorhersehen, wann der Markt einbricht. Erst im März konnten wir das eindrucksvoll erleben. Innerhalb weniger Wochen standen Indizes rund um den Globus 30-60 % tiefer. Wer dieses Risiko nicht eingehen will, der darf keine Aktien kaufen. Ob jemand bereit ist, dieses Risiko in Kauf zu nehmen, hängt von mehreren Faktoren ab, z.B. von den Notenbanken. Erst als die US-Notenbank unbegrenztes QE versprach, fühlten sich Anleger wieder sicher genug, um zu kaufen. Die Risikofreude verändert sich also über die Zeit. Im September nahm die Risikofreude ab. Steigende Infektionszahlen in Europa waren ein Grund. Ein anderer war die Uneinigkeit in Washington über Konjunkturhilfen. Notenbanken drucken bereits Geld. Was für das Sicherheitsgefühl der Anleger fehlte waren neue Konjunkturprogramme.

Für einige Stunden waren Konjunkturhilfen vom Tisch. Der Markt reagierte darauf negativ. Das dürfte Trump wahrgenommen haben und die Kehrtwende ließ nicht lange auf sich warten. Nun soll es doch noch vorangehen. Das hat die Risikofreude der Anleger entfacht.

Das kann man nicht nur am Aktienmarkt erkennen. Andere Assets reagieren noch sensitiver auf Veränderungen in der Risikowahrnehmung. Dazu gehören Hochzinsanleihen (Ramschanleihen). Hochzinsanleihen sind per Definition ebenfalls riskant. Nur Unternehmen mit geringer Bonität müssen höhere Zinsen zahlen. Wer eine gute Bonität hat, zahlt wenig.

Das Risiko einer Insolvenz ist bei schlechterer Bonität natürlich höher. Über höhere Zinsen werden Anleger für das Risiko kompensiert. Trübt sich die wirtschaftliche Lage ein, sind Insolvenzen wahrscheinlicher. Risikoanleihen werden billiger. Haben Anleger hingegen den Eindruck, dass sich die Lage aufhellt bzw. der Staat hilft, wird das Risiko als niedriger eingestuft und die Anleihen werden gekauft.

Bei Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität sind die Kursschwankungen geringer. Das Verhältnis von Hochzinsanleihen zu Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität ist daher ein Gradmesser für die Risikofreude. Häufig tendiert dieser Gradmesser vor dem Aktienmarkt nach unten. Der Aktienmarkt folgt teils Monate später mit einer Korrektur (siehe Grafik).


Dank der Hoffnung auf neue Konjunkturhilfen waren Ramschanleihen in den letzten Handelstagen stark gefragt. Im Verhältnis zu den Anleihen solider Unternehmen ging es steil nach oben. Das ist ein klares Signal für große Risikofreude.

Diese hängt letztlich an Konjunkturhilfen. Das Blatt kann sich also auch wieder wenden. Solange das nicht der Fall ist, sind die Perspektiven auch für Aktien sehr gut. Bleibt absehbar, dass neue Hilfen kommen und die US-Wahlen nicht im Desaster enden, sind neue Hochs sehr wahrscheinlich.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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