Kommentar
06:43 Uhr, 06.08.2018

Rezession? Keine Panik am Aktienmarkt!

Es wird viel über die nächste Rezession diskutiert und viele Anleger haben vor einem Abschwung gehörige Angst. Das ist gar nicht notwendig.

Erwähnte Instrumente

Bärenmärkte gab es in der Historie viele. Seit 1890 gab es in den USA 27 Bärenmärkte. Diese sind definiert als ein Kursverlust von mindestens 20 % vom Hoch zum Tief. Einige mag es überraschen, dass der letzte Bärenmarkt nach dieser Definition gar nicht 2009 zu Ende gegangen ist, sondern 2011. Der Markt verlor 21,5 % - allerdings muss man dafür die Intraday Daten heranziehen. Auf Tagesschlusskursbasis betrug der maximale Drawdown nur 19,4 %. Ein knapper Fall also.

Bärenmärkte können Anlegern richtig wehtun (Grafik 1). Traurige Berühmtheit hat das Platzen der Blase Ende 1929 erlangt. Der Markt verlor in der Folge über 80 %. Das ist bisher einmalig geblieben. Der zweitschlimmste Bärenmarkt wurde 2008/09 verzeichnet.

Kursverluste von 50-80 % kommen nicht häufig vor. Trotzdem sind Bärenmärkte keine Freude. Im Durchschnitt verlieren Anleger 34 %. Schließt man aus der Betrachtung jene Bärenmärkte aus, die man nicht als „normal“ bezeichnen kann, bleibt ein Durchschnitt von 29 %. Das ist immer noch heftig.

Was als normaler Bärenmarkt gelten kann und was nicht, darüber lässt sich zweifelsohne streiten. Eine globale Finanzkrise ist ebenso nicht jedes Mal zu erwarten wie der Eintritt der USA in einen Weltkrieg. Auch eine Internetblase platzt nicht alle paar Jahre.

Trotzdem: egal wie man es dreht und wendet, Bärenmärkte bleiben schmerzhaft. Aber wie schmerzhaft sind sie aufgrund einer Rezession?

Nicht jeder Bärenmarkt geht mit einer Rezession einher und nicht jede Rezession mit einem Bärenmarkt. Grafik 2 zeigt die Kursverluste von US-Aktien im Zuge einer Rezession. Seit 1900 gab es 23 Rezessionen. In vier davon erreichten Aktien kein Bärenmarktterritorium. Die Kursverluste blieben bei weniger als 20 %.

Im Durchschnitt drückten Rezessionen die Kurse um 31,5 %. Stellt man diese Betrachtung an, indem man wiederum nur Rezessionen berücksichtigt, die nicht durch externe Schocks ausgelöst wurden (z.B. Ölembargo, Finanzkrise), beläuft sich das zu erwartende Minus auf 26 %.

Natürlich sind auch 26 % Kursrückgang nicht schön. Es ist aber weit entfernt von den Verlusten, die wir in den letzten zwei Bärenmärkten gesehen haben. Für den Dow Jones würde ein solcher Bärenmarkt gerade einmal einen Indexstand von 20.000 bedeuten. Dort stand der Index Anfang 2017. Es ist gut möglich, dass der Dow Jones nie wieder unter 20.000 Punkte sinkt, wenn die nächste Rezession nicht außergewöhnlich wird.

Persönlich empfinde ich ein solches Szenario nicht gerade als bedrohlich. Man muss als Anleger stark differenzieren, worum es geht. Die Wahrscheinlichkeit eines Rezessionsbeginns innerhalb der nächsten zwei Jahre ist erheblich. Das bedeutet allerdings nicht automatisch katastrophale Kursverluste. Rezessionen drücken die Kurse. Alles andere wäre unlogisch. Rezession bedeutet aber nicht gleich, dass es einen weltverändernden Crash gibt. Es gab Rezessionen, die die Kurse gerade einmal 10 % gedrückt haben...

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1 Kommentar

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  • AmericanEagle
    AmericanEagle

    Die Berechnung finde ich doch etwas merkwürdig. So ist der DAX vom Hoch 2007 bei ca. 8000 punkten bis zum Tief bei ca. 3000 Punkten um rund 60% gefallen. Dass man hier jeweils die Vorabende der Rezession ausblendet halte ich für schönfärberei. Schließlich kann es einem Investor durchaus passieren, dass er um das Hoch herum investiert bzw. der maximale Drawdawn ist bezogen auf das einst erreichte eben höher. Insofern waren die anderen Bärenmärkte, z.B. 2000-2003, auch wesentlich Stärker (DAX von 8000 auf weit unter 3000...und das nur beim Performanceindex. sprich Kursperformance war noch schlechter)

    07:28 Uhr, 06.08. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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