Kommentar
17:25 Uhr, 18.02.2020

Rezession garantiert?

Japans katastrophale Wachstumsrate im abgelaufenen Quartal wurde von Anlegern ignoriert. Das war ein Fehler.

Japans Wirtschaft schrumpfte im letzten Quartal 2019 deutlich. Gegenüber dem Vorquartal ging es um 1,6 % nach unten. Das war fast drei Mal so viel wie erwartet. Trotzdem ließen die Zahlen Anleger zu Wochenbeginn kalt. Ein Grund: es war eine Kontraktion mit Ansage.

Nach der Mehrwertsteuererhöhung im Herbst war klar, dass Konsumenten nicht mitspielen würden. Jede Art der Inflation, ob durch Preiserhöhungen der Hersteller oder Steuererhöhungen, sorgen für Unmut. Japanische Konsumenten haben eine Nulltoleranz für Preissteigerungen entwickelt.

Entsprechend wurde vor der Steuererhöhung noch einmal kräftig eingekauft (Grafik 1). Danach kam der Kater. Die Konsumausgaben sackten deutlich ab, sogar deutlicher als bei der letzten Steuererhöhung. Auch das war nicht ganz überraschend. Was aber durchaus überraschend ist: die Konsumschwäche setzt sich immer weiter fort.


Sie scheint sich auch Anfang 2020 weiter fortzusetzen. Bereits jetzt ist die Jahreswachstumsrate der japanischen Wirtschaft negativ (Grafik 2). Für eine Rezession braucht es noch ein zweites negatives Quartal. Dieses wird immer wahrscheinlich, da sich der Konsum nicht erholt.

Die Details der Wachstumszahlen lassen auch kaum Platz für Hoffnung. Es war nämlich nicht nur der Konsum, der schwach ausfiel. Privatinvestitionen fielen im Schlussquartal um annualisiert 3,7 %. Der Wachstumsschock war mehr als nur ein Konsumthema. Unternehmen sind nicht gut gestimmt und sparen.

Das ist auch für den Rest der Welt ein Signal. Japan stand im Handelskonflikt nie im Fokus. Trotzdem hielten sich Unternehmen mit Investitionen zurück. Das deutet auf eine unterliegende Schwäche hin, die nicht mit dem Handelskonflikt oder nun dem Coronavirus zu tun hat.

Die Schwäche dürfte sich fortsetzen, zumal nun im ersten Quartal der Virus nicht ohne Folgen bleiben wird. Japans Wirtschaft ist mit Chinas Wirtschaft eng verflochten. Inzwischen lässt sich das fast für jeden Wirtschaftsraum sagen. Chinas Wirtschaft stellt immerhin fast ein Fünftel der Weltwirtschaftsleistung dar.

Bis jetzt haben Anleger einen Rebound des globalen Wachstums eingepreist. Die Zahlen aus Japan lassen daran Zweifel aufkommen. Anleger ignorieren das Warnsignal. Dabei wird ein Rebound immer unwahrscheinlicher. Ende 2019 schrumpfte die Wirtschaftsleistung etwa auch in Frankreich (getrieben von Protesten), in Italien ging es um 0,3 % nach unten und in Deutschland stagnierte die Wirtschaftsleistung.

Der Trend ist alles andere als ein Signal des Rebounds. Vielmehr scheint eine Rezession in vielen Ländern heute wahrscheinlicher als noch vor drei Monaten. Die Börse kümmert das aktuell (noch) nicht. Das wird sich noch ändern.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

2 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • benz49
    benz49

    Rezession garantiert? Antwort des Aktienmarktes: Nikkei plus 0,90 %. Kommentar von Oliver Baron vom 18.02. - Aktienmärkte: Es steigt alles weiter

    06:11 Uhr, 19.02. 2020

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten