Kommentar
09:00 Uhr, 22.02.2019

Retten die Chinesen die Weltwirtschaft?

Vor Chinas Abschwung fürchtet sich die Welt. Im Umkehrschluss sollte sich die Welt freuen, wenn Chinas Wirtschaft wieder Gas gibt.

Chinas Wirtschaft scheint sich zu Jahresbeginn zu stabilisieren. Bevor der Champagner auf Eis gelegt wird, lohnt ein Blick auf die Details. Ende 2018 war die Abkühlung nicht mehr zu übersehen. Die Exporte schrumpften wie zuletzt 2015/16. Damals gab es global Angst vor einer Rezession. Auch die Importe sanken das erste Mal seit über zwei Jahren. Nun kommt es zu einer Stabilisierung. Es einen Rebound zu nennen, ist noch zu früh. Die Exporte konnten wieder zulegen. Die Importe sinken jedoch weiterhin. Das Tempo hat sich verlangsamt, ändert aber nichts daran, dass immer noch weniger importiert wird.


Die Differenz sollte aufhorchen lassen. Chinas Exporte sind ein Maßstab für den Zustand der Weltwirtschaft. Hier scheint es demnach Anfang 2019 eine Stabilisierung gegeben zu haben. Andernfalls hätte China kaum mehr exportieren können.

Die Importe wiederum sind ein wichtiger Gradmesser für die Binnenkonjunktur. Hier hapert es nach wie vor. Zwar hat sich der Rückgang der Importe verlangsamt, doch eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Für die Wirtschaft der meisten Länder ist vor allem wichtig, wie viel sie nach China exportieren können. Je mehr exportiert werden kann, desto höher ist auch das heimische Wirtschaftswachstum. Nun hat sich allerdings gerade in den letzten Monaten ein etwas merkwürdiges Bild ergeben.

Die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage hat sich global eingetrübt. In den letzten 12 Monaten war das besonders stark in Deutschland ausgeprägt. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes sank um fast 14 Punkte.

Deutschland ist besonders vom internationalen Handel abhängig, auch von China. Der Handel zwischen den beiden Ländern erreicht fast 200 Mrd. Euro pro Jahr. Insgesamt sind das fast 6 % der Wirtschaftsleistung (Grafik 2). Nun würde man erwarten, dass der Einbruch des Einkaufsmanagerindex dort am höchsten ist, wo auch die Abhängigkeit von China am höchsten ist. Das trifft nicht zu.

Südkoreas Handel mit China macht über 16 % der dortigen Wirtschaftsleistung aus. Der Einkaufsmanagerindex hat sich allerdings relativ gut gehalten. Italien wiederum ist am wenigsten von China abhängig, hat aber den zweithöchsten Rückgang zu verzeichnen.

Ein Teil der globalen Abkühlung ist auf China zurückzuführen. Die Story ist an dieser Stelle aber noch lange nicht zu Ende. Es steckt mehr hinter dem globalen Abschwung als nur China. Das ist eine ganz schlechte Nachricht. Es hilft dann nämlich auch nur bedingt, wenn sich China wieder stabilisiert oder sogar wieder schneller wächst. Das reicht nicht, um die globale Konjunktur zu retten.

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  • Kawasaki
    Kawasaki

    Schon bei den Überschriften weiß ich, wer der Verfasser ist

    09:08 Uhr, 22.02.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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