Renaissance der Wachstumswerte<br />
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Growth-Werte werden vermutlich eine Renaissance erleben. Das ist eine der Kernaussagen der Experten von ABN AMRO Asset Management, der Janus Capital Group und der Metzler Investment GmbH bei ihrer ersten gemeinsamen Growth-Konferenz heute in Frankfurt am Main.
Allerdings seien die Wachstums-Lokomotiven von heute keine "dot.com"-Unternehmen mehr. Sie könnten auch grundsolide Unternehmen aus etablierten Branchen sein. Denn die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Treiber für überdurchschnittliche Unternehmensgewinne seien heute andere als zur Zeit der "New Economy".
US Growth-Aktien scheinen derzeit attraktiv bewertet, argumentierte David Decker, Co-Chief Investment Officer für US-Aktien bei der Fondsgesellschaft Janus Capital Group Inc., vor den institutionellen Besuchern der Konferenz. Zur Begründung verglich er anhand historischer Daten die Eigenkapitalrendite und das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Growth- und Value-Aktien. "2005 war das sechste Jahr in Folge, dass Value-Werte Growth-Werte geschlagen haben. Die Differenz zwischen den Eigenkapitalrenditen von Wachstumswerten zu denen von Substanzwerten lag im oberen Fünftel aller Spreads, die in den letzten 50 Jahren gemessen wurden. Die Differenz zwischen den KGVs hingegen lag im unteren Sechstel. Das Gewinnwachstum von Growth-Werten wird an den Finanzmärkten derzeit also etwa gleich hoch bewertet wie von Valuetiteln", argumentierte Decker.
Martin Luley, Geschäftsführer und Leiter des Aktienteams bei der Metzler Investment GmbH, bestätigte diese Tendenz für Europa: "Hiesige Wachstumstitel sind derzeit attraktiv bewertet, während Value-Aktien relativ teuer geworden sind." "Es geht nicht allein um Wachstum, sondern um hohes Ertragswachstum", betonte Decker. "Wachstum alleine schafft nicht automatisch Wert und muss vor dem Hintergrund der Kosten für dieses Wachstum bewertet werden. Unser Ziel ist es, die Ergebnisse zu isolieren, die aus dem operativen Geschäft selbst generiert werden." Decker argumentierte, dass typischerweise verwendete Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis sowohl die Kosten als auch die Höhe des Kapitals vernachlässigen, die jedoch letztendlich die Wertschöpfung eines Unternehmens treiben. "In Wachstum zu investieren ohne auf den Ertrag zu achten, wird am Ende Shareholder Value vernichten." Der Return on Invested Capital (ROIC) sei die bessere Kennzahl, um Wertzuwachs zu messen.
Wer als Anleger maximal von Wachstumstiteln profitieren will, muss aktives Stockpicking betreiben, erklärte Edward Niehoff, Head of Global Growth Equity bei ABN AMRO Asset Management. Zumal es - im Unterschied zur Technologie während der "New Economy" - derzeit keine eindeutigen Wachstumsbranchen gibt. "Fondsmanager, die Unternehmen genau prüfen, können vor allem dann eine Outperformance erzielen, wenn sich das Kapital nicht auf einige wenige Werte eines Index konzentriert. " Erst recht komme die individuelle Auswahl bei nachgebenden Märkten zum Tragen, wenn es darum geht, kritische Aktien oder Branchen zu meiden.
Für die konkrete Auswahl attraktiver Wachstumsunternehmen bevorzugt Martin Luley vom Bankhaus Metzler Investments in Europa. Growth-Titel werden in der Regel favorisiert, wenn sich die Wirtschaftsdynamik schon wieder abschwächt. "Gerade europäische Value-Aktien wären durch die von Analysten prognostizierte Abkühlung der Weltwirtschaft stark betroffen", begründet Luley seinen Favoritenwechsel.
Europäische Wachstumswerte seien selbst bei großem Wachstumspotential immer noch defensiver aufgestellt als ihre amerikanischen Pendants und eigneten sich deshalb zur Risikodiversifizierung des Portfolios. "Während im MSCI USA Growth’ Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsbranche mit 31,1% das Schwergewicht bilden und der Index sich dementsprechend zyklisch entwickelt, machen diese Branchen im europäischen ‚MSCI Growth’ nur 13,7% aus", erklärte der Chefhändler des Bankhauses. Unter den zehn größten Titeln fänden sich dagegen fünf Pharma-Aktien. Im Rahmen der taktischen Asset Allokation und der Risikodiversifikation sei deshalb ein Investment in europäische Growth-Fonds sinnvoll, so Luley.
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