Kommentar
12:17 Uhr, 28.03.2011

Rekordinvestition in die Katastrophe

Wie schnell sich die Börsianer an Schreckensnachrichten gewöhnen können, hat sich wieder einmal in der vergangenen Woche gezeigt. Es flaute nicht nur das Medieninteresse am Meilerstandort Fukushima bereits deutlich ab, obwohl sich die Situation in Japan nach der desaströsen Umweltkatastrophe noch nicht einmal ansatzweise stabilisiert hatte. Eine am Freitag veröffentlichte Statistik des japanischen Finanzministeriums zeigte überdies, dass ausländische Anleger in der Woche nach der Erdbebenkatastrophe japanische Aktien in Höhe von umgerechnet elf Milliarden US-Dollar kauften. Was angesichts der dramatischen Ereignisse, die sich exakt während dieser Zeit abspielten, ausgesprochen mutig war. Zumal es sich bei dem eingesetzten Betrag um das stärkste Investment ausländischer Anleger seit Beginn der Aufzeichnungen des Ministeriums im Jahre 2005 handelte. So gesehen, braucht es uns nicht zu wundern, dass andere Indices nicht weiter abgestürzt sind.

Der Einsatz der "Koalition der Willigen" in Libyen schien hierzulande genauso wenig wie die Regierungskrise in Portugal mit all ihren möglichen Folgen das Gros der Aktienhändler zu beunruhigen. Irgendwie werde sich Europa schon retten, war vielerorts zu hören. Selbst wenn es bei dem am Donnerstag begonnenen Gipfeltreffen der EUStaats- und Regierungschefs nur zu einem Minimalkonsens gereicht hat. Blieb dem Inland als nächste Unbekannte eigentlich nur der große Landtagswahltermin am Wochenende, für den in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Regierungswechsel prognostiziert wurden. Auch vor dem Hintergrund, dass Wirtschaftsminister Brüderle das Atom-Moratorium der Bundesregierung als wahltaktisches Manöver bezeichnet hatte. Doch politische Ereignisse haben auf die Aktienmärkte ohnehin meist nur eine kurzfristige Wirkung. Und so setzte der DAX zu einer Rallye an, durch die immerhin die in der Vorwoche entstandene Kurslücke geschlossen und darüber hinaus nach Überwinden von 6.950 sogar für eine gewisse Stabilität gesorgt wurde. Allerdings dürfte das Börsenbarometer oberhalb dieses Niveaus bis in den Bereich um 7.050/7.150 hinein immer noch auf Angebot aus früheren (Long)- Schieflagen treffen, so dass der Weg in Richtung 7.600 erst jenseits dieser Zone völlig frei wäre. Bis das erreicht ist, bleibt dem DAX nicht mehr als eine Konsolidierung, deren mögliche Untergrenze bei 6.660 nicht unterlaufen werden darf, um nicht eine zweite Korrekturwelle loszutreten.

Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

Die gesamte Analyse des DAX, EuroStoxx50® und S&P 500 aus dem Blickwinkel der verhaltensorientierten Forschung erhalten Sie kostenfrei hier als PDF-Download.

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