Kommentar
08:47 Uhr, 11.03.2015

QE hilft Deutschland nicht

Ein Ziel der Notenbankpolitik war die Schwächung des Euro. Das ist geglückt. Gebracht hat es bisher nichts. Die Deutschen Exporte gehen zu Jahresbeginn zurück, dabei sollten sie bei schwachem Euro doch besonders attraktiv sein.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die deutschen Exporte um 0,6% gefallen. Das kann man nicht auf saisonale Faktoren schieben. Der Januar ist eigentlich ein guter Exportmonat. Es muss dafür andere Gründe geben. Es sind aber nicht nur die Exporte, die zu denken geben. Es sind auch die Importe. Diese fielen noch stärker als die Exporte. Deutschland wird immer wieder ein großer Handelsbilanzüberschuss vorgeworfen. Das kann sich nur verbessern, wenn die Importe dauerhaft stärker steigen als die Exporte. Derzeit sieht es nach dem Gegenteil aus.

Die Wachstumsraten sind im Handel so anämisch wie das Gesamtwirtschaftswachstum in Deutschland. Eine so lange Phase niedrigen Wachstums wie in den vergangenen Jahren gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Grafik 1 zeigt die monatliche Veränderung der Exporte und Importe im Vergleich zum Vorjahresmonat. Nach großem Aufbruch sieht das alles nicht aus. Die Stimmung trübt das nicht. Die Konjunkturerwartungen sind so gut wie seit Jahren nicht mehr. Der Optimismus ist nahezu überschwänglich. Gezeigt hat sich das in den reinen Fakten bisher nicht.
Das könnte auch so bleiben. Grafik 2 zeigt das Exportwachstum auf Jahresbasis und den EUR/USD Kurs. Ein Großteil des Handels findet in Europa und in der Eurozone statt. Ein gutes Drittel der Exporte geht in die Eurozone. Weitere 20% werden in die restlichen europäischen Länder exportiert. Damit verbleiben immer noch 45%, die in ganz andere Regionen gehen. Zählt man den Teil Europas, der nicht den Euro hat, und den Rest der Welt zusammen, dann gehen 65% der Exporte in Nicht-Euroländer. Der schwache Euro müsste eigentlich einen viel größeren Effekt haben. Hat er aber nicht.

Das Exportwunder ist trotz des schwachen Wachstums noch nicht in Gefahr. Betrachtet man die Historie seit 1950, dann muss man sich wirklich keine Sorgen machen. Deutsche Produkte sind immer noch gefragt. Das letzte Handelsbilanzdefizit war übrigens im Jahr 1951 (Grafik 3) und betrug 76 Mio. EUR. Heute liegt der Überschuss bei 216 Mrd.
Wenn die Entwicklung nur annähernd so weitergeht wie bisher, dann wird sich daran auch nichts ändern. Betrachtet man die Entwicklung mit den wichtigsten Handelspartnern (Grafik 4), dann ist der Trend eindeutig. Es gibt nur wenige Länder mit denen Deutschland ein Defizit hat. Dazu gehören Russland (wegen des Öls), Japan und China. Bei den asiatischen Ländern schließt sich die Lücke immer mehr. Die Importe aus China stagnieren fast. Die Exporte nach China legen hingegen deutlich zu.

Besonders interessant ist die Entwicklung mit Japan. Hier könnten die Exporte die Importe bald überholen. Das ist vor allem deshalb interessant, weil Japan seit 2012 den Yen massiv schwächt. Trotz des aktuell schwachen Euros hat der Yen seit Ende 2012 gegenüber dem Euro 28% verloren. Den Exporten Japans hat es kaum geholfen - zumindest nicht den Exporten nach Deutschland. So wie es aussieht braucht die Welt einfach nicht noch mehr Güter aus Japan. Der Markt scheint gesättigt. So eine ähnliche Tendenz kann man auch bei deutschen Exporten beobachten. Das Exportwachstum dürfte niedrig bleiben.

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8 Kommentare

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  • Trader_Joe
    Trader_Joe

    Hallo Hr. Kühn,

    erst mal vielen Dank für Ihre Antwort.

    Können Sie mir eine Quelle oder einen Nachweis nennen, warum der Artikel von Hr. Haisenko "totaler Schmarn" ist, damit ich Ihre Aussage nachvollziehen kann? Ehrlich gesagt, finde ich es immer komisch, wenn jemand sofort sagt, "totaler Schmarn" ohne dafür auch nur einen Anhaltspunkt zu liefern. Ich würde Ihnen gerne glauben, aber hierzu bräuchte ich schon etwas "handfestes" zum Nachvollziehen.

    Also konkret gefragt, auf welcher Tatsache beruht Ihre Aussage, die nachvollziehbar ist?

    Auf welchem Konto bei welcher Institution werden unsere Exportüberschüsse gebucht und dann gegen unsere Importe verrechnet.

    Ich habe das Thema ja gerade deswegen bei Ihnen als "Experten" gestellt, damit ich eine fundierte und qualifizierte Antwort darauf bekomme, damit ich das Thema verstehen kann.

    Eine pauschale Aussage ohne Hintergrund hilft mir da wirklich nicht weiter.

    Deswegen habe ich die Bitte an Sie, mir das nachvollziehbar zu erklären oder eine eindeutige Quelle zu nennen.

    Danke für Ihr Verständnis

    MfG

    TJ

    21:53 Uhr, 11.03.2015
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Peter Haisenko, ehemaliger Pilot. Na da hat er ja sicher ökonomische Fachkenntnisse :)
    Und ist natürlich in jeder erdenklichen Verschwörungstheorie dabei...

    Ich warne ausdrücklich vor den sogenannten "alternativen" Quellen. In den allermeisten Fällen herrscht hier gefährliches Halbwissen

    13:43 Uhr, 11.03.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Trader_Joe
    Trader_Joe

    Hallo Hr. Schmale,

    zunächst ein großes Kompliment für Ihre vielen guten Analysen, die mein Finanzinteresse deutlich bereichern!

    Ich hätte an Sie die Frage, da ich das bisher nur 1x gelesen habe, was uns denn all die "schönen" Exportüberschüsse bringen würden, wenn QE greifen würden, denn nach folgendem Artikel ist es ja Deutschland verboten Exportüberschüsse zu kumulieren

    http://www.anderweltonline.com/wirtschaft/wirtscha...

    Ich zitiere den 3. Abschnitt:

    Während alle anderen Länder für ihre Außenhandelsüberschüsse $-Reserven aufbauen können, gilt das für Deutschland nicht. Die akkumulierten Außenhandelsüberschüsse Deutschlands sind für immer verloren. Es gibt nach Auskunft der Bundesbank kein Konto, auf dem diese Überschüsse verbucht wären und unsere Volkswirtschaft kann im Bedarfsfall nicht darauf zurückgreifen, bezieht nicht einmal Zinsen daraus. Es handelt sich mittlerweile um mehr als 2.700 Milliarden €. Anders als China zum Beispiel erhält Deutschland dafür keine $-Anleihezertifikate. Wegen des verlorenen Kriegs ist das so – bis heute.

    Danke im Voraus für eine Kommentierung

    MfG

    12:50 Uhr, 11.03.2015
    1 Antwort anzeigen
  • HumphreyWeyden
    HumphreyWeyden

    Bei meinen Kunden mit Im-Exportgeschäften höre ich teils ganz simple Gründe: Warum sollte ein Käufer in einer Fremdwährung jetzt kaufen, morgen ist es doch für ihn noch billiger. Die klassische Deflations-Basis ! Anders herum will jeder Importeur sich die verliebene lächerliche Kaufkraft des Euro sichern und schliesst jetzt Kontingente im Stile eines Futures.

    Ich kann mich an kein Ereignis erinnern bei dem die Eliten einer Volkswirtschaft eine solche Freude daran haben, die eigene Währung zu zerstören. Und das obwohl ich auf der Strasse noch niemanden gehört habe, der diesen Weg gut heisst. Ein alter Vorwurf.

    Das GBP stieg sogar gegen USD bei den drei QE. USD/EUR wurde leicht schwächer bei deren QEs. Wir machen es gleich gründlich und die ganze Welt lacht !

    Wir nennen es also monetäre Stabilitätspolitik wenn nun jeder - mit der Chance dazu - z.B. aus dem Euro in USD flieht. In eine Währung also, die sich keiner Stabilitätsforderung unterwirft, die schon QE hinter sich hat und deren fragwürdige Konjunktur nun eine kleine Zinssenkung begründen soll. Das GBP blieb eben trotz schwachem Industriewachstum stabil und der Euro kollabiert förmlich wenn in den USA ein Pudelsalon eröffnet... !

    Welcher Ausländer investiert denn nun freiwillig in den Euro-Raum ?

    Aus einer gepflegte Rezession hätte wir eher profitieren können.

    11:01 Uhr, 11.03.2015
  • sewiet13
    sewiet13

    Wem hilft es denn überhaupt? Den verschuldeten "hilft" es mehr Schulden aufzunehmen? Was soll das für eine Hilfe sein???

    10:33 Uhr, 11.03.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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