Q-Cells-„Relax-Cash-Plus“ – heißer Ritt auf der Rasierklinge
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Das allgemeine Zinsniveau ist noch immer historisch niedrig und wird dies aller Voraussicht nach auch noch eine ganze Weile bleiben, folgt man so manchem kritischen Notenbänker-Statement zur aktuellen Konjunkturentwicklung. Da kommen die Relax-Cash-Plus-Zertifikate der WestLB gerade recht, die ganz nebenbei auch noch den GeW-I-Ner-Papieren zugeordnet werden. Was sollte da eigentlich noch schiefgehen. Denn relaxt Geld zu verdienen und dabei auch noch einen „Schnaps" oben drauf zu bekommen, hört sich in einer Zeit wie dieser einfach zu verlockend an. Ja ja, was die Marketingsprache Anlegern so alles vorgaukelt. Aber bei allem Wohlwollen, mit risikolosem, entspanntem Investieren hat das Ganze beileibe wenig zu tun, auch wenn ein hoher Risikopuffer und die Aussicht auf eine schnelle und ordentliche Rendite hier durchaus nicht von der Hand zu weisen sind. Der Haken liegt aber wieder einmal im noch 2008/2009 deutlich häufiger als heute zitierten „Worst-of"-Prinzip, das viele Anleger zu Zeiten der bislang schlimmsten Finanzkrise wie Schlachtvieh in ihr Verderben rennen ließ, mit dem einzigen Unterschied, das Unwissenheit dort durch Gier nach der letzten steuerfreien Rendite vor der Abgeltungssteuer ersetzt wurde. Kein Wunder, dass es um den gefürchteten Mechanismus mit wenigen Ausnahmen wie z.B. den von einzelnen Emittenten wie Vontobel weiter gepflegten Multi-Aktienanleihen relativ still geworden ist, der das an sich risikomindernde Basket-Prinzip dahingehend pervertiert, dass am Ende nur noch die Wertentwicklung der schlechtesten Aktie über den gesamten Anlageerfolg des Produkts entscheidet.
Der Investor muss vor diesem Hintergrund also von vornherein wissen, auf was er sich einlässt. Die mit einer maximalen Laufzeit von nur rund eineinhalb Jahren ausgestatteten Produkte der WestLB beziehen sich jeweils auf einen griffigen Korb von drei bis fünf Einzelaktien, die einer ganz bestimmten Branche zuzuordnen sind, beispielsweise Finanzen, Pharma, Versicherung usw. Bei der letzten Emission wurde aber auch ein Papier auf einen bunten sogenannten Fokus Mai-Basket bestehend aus Apple, Fresenius, Lanxess, Linde und Rheinmetall aufgelegt. Auch wenn der Anbieter auf seiner Internetseite den aktuellen Status jedes Produkts mit bisheriger Wertentwicklung der Einzeltitel und Prognose des Zahlungsstroms mustergültig darstellt, kommt der Anleger bei den Papieren nicht ohne ein ganz dezidiertes Studium der Funktionsweise zurecht. Dabei spielt wie bei diversen anderen Express-Zertifikaten auch, neben der Tilgungsschwelle für eine vorzeitige Fälligstellung vor allem die bei 50 bis 60 Prozent des Startniveaus für jede Aktie festgelegte Barriere eine wichtige Rolle. Denn um in den Genuss des meist 8- bis 10-prozentigen Kupons bezogen auf einen hier meist nur auf sechs Monate reduzierten Bewertungszeitraum zu kommen, darf kein Einzelwert zu irgendeinem Zeitpunkt die Kursschwelle auch nur berühren. Geschieht dies doch, kann die „Verzinsung" in späteren Betrachtungsperioden allerdings dank des „Catch-up"-Prinzips vollständig nachgeholt werden, sofern das Kriterium dann erfüllt ist. Sollte es zu keiner vorzeitigen Fälligkeit kommen, für die alle Aktien am jeweiligen halbjährlichen Stichtag über der bei 90 oder 100 Prozent fixierten Tilgungsschwelle notieren müssen, kommt erneut die deutlich tiefer liegende Barriere ins Spiel. Denn dann gilt im letzten Halbjahr automatisch die Bedingung für die Kuponzahlung auch für die Rückzahlung des Nennwerts. Schert dabei auch nur eine Aktie aus und berührt ein einziges Mal ihre Kursschwelle, kommt das beschriebene „Worst-of"-Prinzip zum Vorschein, das bei Endfälligkeit nur noch die Wertentwicklung der bis dahin am schwächsten performenden Aktie berücksichtigt, egal wie gut sich die anderen Werte geschlagen haben.
Als mahnendes Negativbeispiel braucht man sich nur das Relax-Cash-Plus Solar-Zertifikat (WLB4ZU) anzusehen, bei dem die Q-Cells Aktie nach einem halben Jahr bereits mit über 41 Prozent „unter Wasser" steht und damit bei einem Puffer von „nur" 40 Prozent zum heutigen Stand voll auf die Wertentwicklung des Zertifikats durchschlagen würde, obwohl der zweite Wert die SolarWorld nur gut 14 Prozent seit Emission verloren hat und Nummer drei im Bunde, die First Solar sogar mit über 11 Prozent im Plus notiert. Dreht man auf der anderen Seite einmal den wohl abgedroschendsten Spruch an der Börse – „wo Chancen da auch Risiken" – einfach um, könnten ganz findige Investoren, die damit rechnen, dass Q-Cells bereits das Schlimmste hinter sich hat, jetzt sogar bei einem nur leicht erhöhten Briefkurs im Zertifikat von 60,64 Euro einsteigen und sich innerhalb nur eines Jahres neben der auf den Nennwert bezogenen „normalen" Rendite von fast 65 Prozent gleichzeitig auch noch zusätzlich dreimal 15 Prozent für jeden Bewertungszeitraum sichern. Der Aktienkurs müsste sich dafür im Extremfall während der letzten sechs Monate der Laufzeit von Januar bis Juli 2011 wieder stetig über der nur unwesentlich höher notierenden Barriere bei 60 Prozent des Emissionsniveaus (6,05 Euro) bewegen. Das Ganze gilt natürlich ceteris paribus, also nur, wenn die beiden übrigen Solar-Titel nicht dem schlechten Beispiel von Q-Cells folgen und innerhalb dieses Zeitraums mehr als 40 Prozent von ihrem Startwert aus gesehen verlieren. Insofern könnte das „Worst-of"-Prinzip sogar noch wahre Wunder wirken, da auf der Risikoseite weitere Verluste in dem einst so hochgelobten Solarwert ansonsten „lediglich" eins zu eins im Zertifikat getragen werden müssen, bei einem moderaten Wiederanspringen der Aktie aber ein riesiger Gewinn möglich wäre. Natürlich bieten andere Relax-Cash-Plus-Zertifikate aktuell ein deutlich weniger zugespitztes Chance-Risiko-Profil, was sich auch unschwer am aktuellen Kurs erkennen lässt.
WKN |
Produkt |
Fälligkeit |
Geld |
Brief |
WLB8WG |
Relax-Cash-Plus Consumer Blue Chips |
25.11.2011 |
96,60 |
97,35 |
WLB8WH |
Relax-Cash-Plus Fokus Mai 2010 |
25.11.2011 |
101,10 |
101,86 |
WLB4ZQ |
Relax-Cash-Plus Pharma II |
22.07.2011 |
95,29 |
96,04 |
WLB4ZR |
Relax-Cash-Plus German Insurance II |
22.07.2011 |
98,70 |
99,45 |
WLB4ZS |
Relax-Cash-Plus Telekommunikation II |
22.07.2011 |
98,90 |
99,65 |
WLB4ZT |
Relax-Cash-Plus Industrie |
22.07.2011 |
98,92 |
99,67 |
WLB4ZU |
Relax-Cash-Plus Solar |
22.07.2011 |
60,19 |
60,94 |
WLB4QV |
Relax-Cash-Plus Finance |
24.06.2011 |
102,30 |
103,07 |
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/Zertifikate
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