Premiere in China: Staatsunternehmen bedient Schulden nicht
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Chinas Wirtschaft ist nicht gerade ein Vorbild in Sachen Effizienz und Produktivität. Das ist ein offenes Geheimnis. Viele Staatsunternehmen sind schon seit Jahren bankrott, nur wahrhaben will es keiner. Was nicht sein darf, ist auch nicht. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass diese Unternehmen oft nur noch leere Hüllen sind. Außer Schulden steckt meist nichts dahinter. Trotzdem werden diese Unternehmen vom Bankensektor immer weiter am Leben gehalten. Kreditwürdig sind die Firmen zwar nicht, aber das hindert nicht daran, immer neue Kredite zu vergeben. Die Logik der Banken: die Regierung wird ein Staatsunternehmen schon nicht in die Insolvenz gehen lassen.
Diese Woche bediente ein Staatsunternehmen (Boading Tianwei Baobian Electric) seine Schulden nicht. Für eine bis 2016 laufende Anleihe wurden Zinszahlungen fällig, die nicht geleistet wurden. Damit ist das Unternehmen nun offiziell in Default. Das ist eine absolute Neuheit. Im vergangenen Jahr bediente die Kaisa Group eine Anleihe nicht. Es handelte sich dabei jedoch um ein privates Unternehmen und kein Staatsunternehmen. In der jüngeren Geschichte ist dieser Default ein absolutes Novum und galt eigentlich als undenkbar.
Anleger bringt das nicht aus der Ruhe. Der Aktienmarkt steigt weiter. Der Shanghai Composite führt seine fast schon unheimliche Rallye einfach weiter fort. Obwohl es sich geradezu um einen historischen Fall handelt wird es komplett ignoriert. Gut ist das nicht, denn Anleger laufen hier ins offene Messer. Chinas Regierung hat klargemacht, dass sie nicht jedes Unternehmen retten wird. Bedenkt man die enormen Schuldenberge der staatlichen Unternehmen, dann ist das bedenklich. Würden alle Unternehmen, die eigentlich nicht überlebensfähig sind, fallengelassen, dann ist die lang erwartete Finanzkrise in China schneller da als man schauen kann.
Anleger sind sich jedoch sicher, dass es soweit nicht kommen wird. Es wird auch nicht passieren. Die Regierung wird die Banken, die hohe Summen an Staatsbetriebe verliehen haben, schützen. Einen Credit Crunch wird die Regierung nicht zulassen. Dafür geht sie einen ganz eigenen Weg. Sie lässt private Gläubiger bluten. Sie schützt die Banken und verlagert die Verluste auf private Gläubiger. Staatsunternehmen haben ebenso wie die Lokalregierungen massenweise Anleihen ausgegeben. Davon stehen nun einige im Feuer.
Die Senkung um einen Prozentpunkt erscheint klein. Es bedeutet aber, dass Banken mit den vorhandenen Reserven nun 200 Mrd. USD mehr an Kredit vergeben können. Diese zusätzliche Lockerung wird wahrscheinlich auch angenommen werden. Chinesische Banken haben bisher selten eine Möglichkeit verstreichen lassen, wenn es darum ging mehr Kredit zu vergeben. An anderer Stelle ist die Notenbank nicht so großzügig. Sie fährt ihre Reverse Repo Geschäfte deutlich zurück. Bei Reverse Repo Geschäften kauft die Zentralbank Wertpapiere bei den Geschäftsbanken. Diese müssen die Papiere zu einem vorher definierten Zeitpunkt wieder zurückkaufen.
China bleibt sich damit treu. Es betreibt eine widersprüchliche Politik. Durch das eine Instrument wird gelockert, durch das andere gestrafft. Es wird versucht die Wirtschaft dadurch in bessere Bahnen zu lenken. Ob das gelingt weiß keiner. Je mehr die Regierung hier allerdings lenkt und absichtlich Stress erzeugt (indem etwa Staatsunternehmen bankrott gehen dürfen) desto höher ist die Gefahr eines Unfalls. Es könnte wegen der äußerst aktiven Steuerung auch schnell einmal nicht so enden wie gewünscht. Dann ist die Krise sehr schnell da. Passieren wird es vermutlich nicht. China betreibt diese Politik schon seit vielen Jahren und ist recht gut darin. Für Klarheit sorgt das jedoch nicht und man weiß nie welches Unternehmen das nächste Bauernopfer ist oder wie stark die Regierung auf private Vermögen zurückgreifen wird, z.B. indem Anleihen schlicht ausfallen während die Bankkredite bedient werden. Politische Märkte sind extrem schwierig. Persönlich reizt mich der chinesische Markt daher im Moment überhaupt nicht.
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