Kommentar
11:11 Uhr, 03.05.2017

Politische Börsen? Es muss nicht immer Trump sein

Politische Börsen haben kurze Beine. Das gilt auch für die USA. Der Einfluss der Politik scheint sich zu relativieren.

Nach der Präsidentschaftswahl war klar, was die Börse antrieb: es war Trump. Es war Trump mit seinen großen Visionen. Er wollte das Land auf Vordermann bringen. Die USA haben genau das dringend notwendig. Zu viel liegt im Argen. Fairerweise muss man sagen, dass das nicht auf die USA begrenzt ist.

Die Erholung seit Ende 2009 ist die schwächste, seit es Daten gibt. Dafür gibt es gute und handfeste Gründe. Einer der Gründe ist mangelndes Produktivitätswachstum. Die Produktivität kann letztlich nur steigen, wenn Unternehmen mehr investieren und ihre Prozesse verbessern. Investitionen waren in diesem Aufschwung bisher allerdings Mangelware.

Trump will die Unternehmenssteuern senken. Der Steuersatz soll von 35 % auf 15 % sinken. Eine solche Entlastung kann Wunder bewirken. Sie könnte an die 100 Mrd. Dollar pro Jahr mehr in den Kassen der Unternehmen belassen. Das sollte auch Investitionen fördern.

Ob die Rechnung aufgeht, muss man abwarten. Betrachtet man die Steuereinnahmen des Staates (Grafik 1), dann entfällt ein Großteil auf Einkommenssteuern. Eine Entlastung in diesem Bereich würde sehr viel mehr Sinn machen. Unternehmen zahlen längst nicht die Spitzensteuern, die sie zahlen müssten. Durch Steueroptimierung liegt der Durchschnittssatz sehr viel näher an 20 %.

Hätten Konsumenten mehr Geld zur Verfügung und würden entsprechend mehr Kaufkraft haben, wäre der Effekt wohl für die gesamte Volkswirtschaft deutlich größer. Der aktuelle Plan sieht vor, die Steuerentlastung durch eine Gesundheitsreform gegenzufinanzieren. Unternehmen werden entlastet und Bürger belastet. Genial ist das nicht gerade...

Wie dem auch sei, die Pläne haben an der Börse Berge versetzt. US-Indizes konnten neue Rekordhochs verzeichnen. Dies ging bis zur Inauguration Hand in Hand mit den Zustimmungswerten des Präsidenten (Grafik 2). Seither hat sich die hohe Korrelation ein wenig relativiert.


Noch immer besteht ein Zusammenhang aus den Zustimmungswerten Trumps zu den Börsenkursen. So sank die Zustimmung in den ersten zwei Monaten im Amt deutlich auf das Vorwahlniveau. Kurz darauf begannen auch die Indizes zu korrigieren. Bedenkt man jedoch, dass die Zustimmungswerte um 10 Punkte fielen, der Markt aber nur sehr homöopathisch korrigierte, ist das eine große Beruhigung.

Das Ganze gilt natürlich für beide Richtungen. Als die Steuerreform angekündigt wurde, bei der der Steuersatz auf 15 % sinken soll, ließ das den Markt absolut kalt. Die Reaktion war schlichtweg nicht vorhanden. Das deutet stark darauf hin, dass der Markt wieder etwas mehr Eigenständigkeit gewinnt und nicht mehr von jedem Tweet des Präsidenten bewegt wird.

Das sind gute Nachrichten. Es sind auch deswegen gute Nachrichten, weil der Markt auf hohem Niveau bleibt, obwohl Trumps Agenda die Kurse weniger zu beeinflussen scheint. Selbst wenn nun viele der Ankündigungen nicht umgesetzt werden, muss man nicht gleich damit rechnen, dass der Markt 10 % fällt.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • nuetzi
    nuetzi

    Nicht zu vergessen, wie vor nicht langer Zeit mannigfaltig geschehen :

    Statt zu investieren und die Produktivität zu verbessern wurden Aktien zurückgekauft !

    18:07 Uhr, 03.05. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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