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10:29 Uhr, 14.10.2014

Peripherie profitiert überproportional von ABS-Aufkaufprogramm der EZB

Im Verhältnis zum Haftungsanteil der italienischen Notenbank Banca d‘Italia an der EZB in Höhe von zwölf Prozent spielt der italienische ABS-Markt MainFirst-Portfoliomanager Patrick Vogel zufolge eine überproportional große Rolle.

Frankfurt (BoerseGo.de) – Bereits seit Monaten versucht die EZB durch diverse Maßnahmen die Wirtschaft und Konjunktur in Europa anzukurbeln und die Inflationsrate wieder auf die anvisierten zwei Prozent zu hieven. Dafür soll die Bilanz der EZB von aktuell rund zwei Billionen Euro auf das Niveau von Anfang 2012, also drei Billionen Euro erhöht werden. Neben den langfristigen Refinanzierungsprogrammen (TLTROs), bei denen sich Banken zu extrem günstigen Konditionen Geld leihen können, wird die EZB zusätzlich ab Mitte Oktober Pfandbriefe, bzw. sogenannte Covered Bonds kaufen, wie Patrick Vogel, Portfoliomanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset Fund, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Am 2. Oktober seien Details zum angekündigten ABS-Aufkaufprogramm als weitere Maßnahme bekannt gegeben worden: Ab dem vierten Quartal dieses Jahres werde die EZB auch im Verbriefungsmarkt aktiv und kaufe demnach besicherte Kreditpakete. „Dabei hat Mario Draghi allerdings nicht den gesamten europäischen Verbriefungsmarkt im Blick, der sich Ende Juni 2014 auf circa 1,4 Billionen Euro belief, und damit seit seinem Hoch 2009 um circa 40 Prozent zurückgegangen ist“, stellt Vogel fest.

Rund zwei Drittel der ausstehenden Verbriefungen seien Ende Juni 2014 auf mit Wohnhypotheken gesicherte Wertpapiere entfallen. Diese werde die EZB aber nicht kaufen. Stattdessen habe Draghi die nur rund sieben Prozent an kleinere und mittlere Unternehmen gebundene Wertpapiere im Blick, genauso wie den reinen ABS-Markt – also verbriefte Kredite – die mit 13 Prozent bzw. 183 Milliarden ebenfalls einen sehr kleinen Markt darstellten. Diesen wiederum könne man in 24 Prozent Auto-, 22 Prozent Konsumenten-, 13 Prozent Kreditkarten-, sechs Prozent Leasing- und 30 Prozent ähnliche Kredite aufteilen, heißt es weiter.

Zu beachten sei außerdem, dass sich die EZB eine Obergrenze von 70 Prozent pro emittiertem ABS-Papier setzt und ein Mindestrating von BBB- gegeben sein müsse. „Im Falle von griechischen oder zyprischen Papieren gilt allerdings schon die Obergrenze von 30 Prozent, da die Ratingrestriktion nicht greift“, so Vogel. Die EZB beziehe sich zudem auf verbriefte Papiere, die bereits von Investoren erworben worden seien. Tranchen etwa, die auf der Bankbilanz verweilten, würden nicht erworben, solange kein weiterer Investor auftrete. Der MainFirst Experte schätzt, dass der maximale Ankaufswert des ABS-Markts somit auf maximal circa 200 Milliarden Euro fällt.

Der Großteil der ausstehenden verbrieften Kredite komme mit 24 Prozent aus Italien. „Im Verhältnis zum Haftungsanteil der italienischen Notenbank Banca d‘Italia an der EZB in Höhe von zwölf Prozent, spielt der italienische ABS-Markt eine überproportional große Rolle“, findet Portfoliomanager Vogel. Bei den Krediten an kleinere und mittlere Unternehmen sei der Unterschied zugunsten der Peripherie sogar noch deutlicher: Spanische Kredite wiesen einen Anteil von 26 Prozent auf, während der Haftungsanteil Spaniens an der EZB bei gerade mal neun Prozent liege. „Somit scheint das Ziel, vor allem die Peripheriestaaten zu unterstützen, zunächst erreicht.“

Doch sei die reine Reduzierung der Finanzierungskosten durch das Ankaufprogramm bereits die Lösung der Probleme? „Die Wiederbelebung des ABS-Marktes ist nicht trivial. Verschiedenste regulatorische Hürden verhindern eine schnelle Rückkehr der Liquidität. Der aktuelle Vorschlag zu Solvency II stellt ABS zukünftig schlechter im Vergleich zu anderen Anlageklassen dar“, erklärt der Fondsmanager. So müsse etwa eine Versicherung für ein mit Hypotheken besichertes Wertpapier mit fünfjähriger Laufzeit und einem AAA-Rating 10,5 Prozent ihres Kapitals hinterlegen. Für die entsprechende Laufzeit und gleichem Rating seien bei einer Unternehmensanleihe nur 4,5 Prozent und für einen Pfandbrief nur 3,5 Prozent hinterlegtes Kapital nötig. Bei Banken verhalte es sich ähnlich. „Die Eigenkapitalrichtlinien müssen hier dringend gelockert werden, möchte man ABS-Papiere für Investoren sowie Banken attraktiver gestalten“, fordert Vogel.

Ob Banken im Gegenzug neue Kredite vergeben und die Realwirtschaft wirklich profitiere, sei vor dem Hintergrund einer geringen Kreditnachfrage von Unternehmen mehr als fragwürdig. „Es fehlen schlicht Investitionsmöglichkeiten. Nicht umsonst ist das Umfeld aktuell mehr geprägt von schuldenfinanzierten Übernahmen als organischem Wachstum.“ Auch der EZB sei dieses Problem bekannt und sie verlange von der Politik strukturelle und tiefgreifende Reformen. Mit Geldpolitik könne nur Zeit gewonnen, nicht aber langfristig Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden, heißt es.

Auch wenn die EZB kurzfristig durch den schwachen Euro ein attraktives Umfeld schaffe, beunruhige die weiterhin niedrige Inflation den Markt und schüre anhaltende Deflationssorgen. „Ein Quantitative-Easing-Programm der EZB – also Ankauf von Staatsanleihen – scheint unumgänglich“, meint Vogel.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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