Paradoxon der Fed-Politik
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Paris (GodmodeTrader.de) - Die Reaktion des Aktienmarktes auf die positiven US-Arbeitsmarktzahlen sieht Axel Botte, Marktstratege beim französischen Vermögensverwalter Ostrum Asset Management, als einen Beweis für die enge Verbindung zwischen Aktienbewertung und Fed-Politik. „Gute Nachrichten führen zu einem Verkaufssignal an den Märkten“, schreibt Botte in einem aktuellen Marktkommentar.
Finanzwerte hätten sich nur deshalb besser entwickelt als der Markt, da die Zinsprognosen für die Banken als weniger ungünstig empfunden worden seien. Parallel dazu habe der Ölpreisrückgang Energieaktien und indexgebundene Anleihen bestraft, die Botte weiterhin für unterbewertet hält. Die angespannte Situation im Iran werde von den Marktteilnehmern komplett ignoriert, heißt es weiter.
„Die aktuellen Arbeitsmarktdaten aus den USA stellen zwar die Erwartung der Marktteilnehmer an den nächsten Schritt der Fed noch einmal in Frage – aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn man an die Geldmarktderivatemärkte schaut, gilt eine weitere Zinssenkung fast als Gewissheit. Dort ergibt sich für eine Senkung um 25 Basispunkte eine Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent, während die restlichen 5 Prozent sogar für einen größeren Zinsschritt um 50 Basispunkte sprechen. Die Märkte bezweifeln, dass die Fed in der Lage ist, eine Korrektur an den Aktienmärkten zu akzeptieren“, so Botte.
Das Doppelmandat von Preisstabilität und nachhaltiger Beschäftigung spiele im eigentlichen Entscheidungsprozess offensichtlich kaum eine Rolle. Das Wachstum in den USA (plus 3,2 Prozent im ersten Quartal 2019) beschleunige sich mit einem deutlichen Fortschritt bei der Produktivität. So scheine die brutale Wende der Fed-Politik vollständig auf die Volatilität der Aktienmärkte sowohl im vierten Quartal des Vorjahres als auch im vergangenen Mai zurückzuführen zu sein. Die Fed habe somit in den letzten neun Monaten die mögliche Straffung um 75 Basispunkte aufgegeben, ein vorzeitiges Ende der Bilanzkürzungspolitik angekündigt und die Zinsen auf Überschussreserven (IoER) im Mai gesenkt (minus fünf Basispunkte auf 2,35 Prozent), heißt es weiter.
„Die logische Folge dieser Beobachtung ist eine weitere Lockerung, die sich mit der Gefahr einer Dollaraufwertung und der Wiederherstellung einer steileren Zinsstruktur begründen ließe. US-Treasuries werden bereits in Erwartung sinkender Zinsen gekauft. Die Rendite zehnjähriger Anleihen preist den Beginn eines vollwertigen monetären Lockerungszyklus ein, der den Leitzins in einem Jahr auf 1,5 Prozent bringen könnte“, so Botte.
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