Kommentar
09:59 Uhr, 29.09.2025

OTTOBOCK peilt Bewertung von über 4 Mrd. EUR an

Der Medizintechnik-Spezialist Ottobock konkretisiert seine Pläne für den Börsengang in Frankfurt. Mit einer angestrebten Bewertung von bis zu 4,2 Mrd. Euro und namhaften Ankerinvestoren im Rücken will das Traditionsunternehmen den Sprung auf das Parkett wagen und frisches Kapital für weiteres Wachstum einsammeln.

Der Prothesenhersteller Ottobock hat die Details für seinen geplanten Börsengang am 9. Oktober an der Frankfurter Wertpapierbörse festgelegt. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, sollen die Aktien in einer Preisspanne von 62 bis 66 EUR angeboten werden. Aus dieser Spanne würde sich eine Marktkapitalisierung von 4,0 bis 4,2 Mrd. EUR ergeben. Das angestrebte Angebotsvolumen liegt zwischen 766 Mio. EUR und 808 Mio. EUR.

Das Angebot setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Den Löwenanteil bildet eine Umplatzierung von 9,1 Mio. bestehenden Aktien durch die Eigentümergesellschaft Naeder Holding. Zusätzlich plant Ottobock die Ausgabe von 1,6 Mio. neuen Aktien. Aus dieser Kapitalerhöhung sollen dem Unternehmen Bruttoerlöse von rund 100 Mio. EUR zufließen, die für zukünftiges Wachstum und Investitionen vorgesehen sind.

Die finanziellen Mittel sollen vor allem in die Forschung und Entwicklung sowie in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse fließen.

Namhafte Ankerinvestoren sichern sich Anteile

Für den Börsengang hat sich Ottobock die Unterstützung prominenter Ankerinvestoren gesichert. Sowohl die Kühne Holding AG des Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne als auch der von der Capital Group verwaltete Fonds Smallcap World Fund haben sich verpflichtet, Aktien im Rahmen des Angebots zu erwerben.

Weltmarktführer für Prothesen öffnet sich dem Kapitalmarkt

Ottobock, mit Hauptsitz im niedersächsischen Duderstadt, ist ein weltweit führender Anbieter in den Bereichen Prothetik, Orthetik und Human-Mobility. Das 1919 gegründete Unternehmen entwickelt und fertigt Hightech-Produkte für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, von computergesteuerten Kniegelenken bis hin zu komplexen myoelektrischen Armprothesen. Bislang befand sich das Unternehmen mehrheitlich im Besitz der Gründerfamilie Näder, die kürzlich einen 20-prozentigen Anteil von einem Finanzinvestor zurückkaufte und damit ihr langfristiges Engagement unterstrich. Der Gang an die Börse stellt nun einen strategischen Schritt dar, um das Unternehmen für die nächste Wachstumsphase zu positionieren.

Demografischer Wandel und die Zunahme chronischer Erkrankungen spielen dem Geschäftsmodell ebenso in die Hände wie eine bessere Erstattungsfähigkeit technologischer Lösungen. Der weltweite B2B-Markt für Prothesen und Orthesen wird auf ein Volumen 2,1 Mrd. EUR taxiert, der Bereich der Patientenversorgung auf 13,2 Mrd. EUR.

Beide Geschäftsbereich sollen bis 2030 jährlich 9 % bzw. 5 % wachsen. Ottobock ist in beiden Segmenten deutlicher Marktführer. Die Markteintrittsbarrieren sind hoch, das gilt nicht nur für die Entwicklung und Produktion, sondern auch für das regulatorische Umfeld. Mehr als 2600 Patente und Patent-Anmeldungen unterstreichen die starke Stellung des Konzerns.

Fazit

Ottobock ist ein interessantes Unternehmen mit starker Markstellung. Bei einer Bewertung von 4 Mrd. EUR reden wir in etwa vom 16-fachen EBITDA. Eine recht hohe Nettoverschuldung (Ende 2023 waren das 1,75 Mrd. EUR) trübt das Bild immens. 2023 wurde ein Rekordumsatz von 1,49 Mrd. EUR erwirtschaftet. Aktuellere Zahlen wird man dann im Prospekt sehen, der noch nicht veröffentlicht ist.
Die Naeder Holding kaufte 2024 20 % der Anteile von der schwedischen Beteiligungsfirma EQT zurück. Dafür musste die Holding 1,1 Mrd. EUR Schulden aufnehmen. So erklärt sich auch, dass ein Großteil der angebotenen Aktien von der Naeder Holding stammen - es wird einfach Geld benötigt. Auf den ersten Blick würde ich sagen, der Rückkauf war ein schlechter Deal.

Meine erste Einschätzung: Ich muss da am Anfang nicht mit dabei sein.

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