Kommentar
10:55 Uhr, 11.02.2011

Open Market: Schluss mit Abzockereien?

Der Wilde Westen wird gezähmt: Die Deutsche Börse AG verschärft drastisch die Voraussetzungen für ein Listing im First Quotation Board des Open Market (Freiverkehr). »First Quotation« bezieht sich darauf, dass es sich um ein »Erstlisting« handelt. Es besteht also kein primäres Listing an einer anderen anerkannten Börse. Nicht betroffen von den Regeländerungen sind somit Zweitlistings von z.B. in den USA notierten Aktien. Ein typischer Fall wäre eine Schweizer AG, kein Listing in der Schweiz, dafür aber im Open Market notiert. Hier wird viel Schindluder getrieben, und die Börse hat deswegen schon mehrfach die Regeln modifiziert. Nun setzt sie noch einen drauf.

In Ihrem Rundschreiben vom 21. Januar 2011 informiert die Deutsche Börse alle am Open Market teilnehmende Unternehmen, dass künftig entweder:

- ein Wertpapierprospekt vorliegen muss, oder

- ein Mindesteigenkapital von 500.000 EUR und ein Mindest(nenn)wert je Aktie von 0,10 EUR.

Eine beachtliche Zahl von Unternehmen dürfte durch dieses Raster fallen. Praktisch alle insolventen Gesellschaften (sofern sie nicht noch im Regulierten Markt notieren), und dazu etliche schweizer, britische und US-Unternehmen, die mit extrem wenig Kapital und dafür vollmundigen Unternehmensstorys die Börse »bereichert« haben. Die bereits notierten Unternehmen müssen in »angemessener Zeit« einen Nachweis über die Listing- Voraussetzungen erbringen. Wenn nicht, droht das Delisting. An den Regionalbörsen gibt es zwar auch einen Freiverkehr, dieser spielt aber im Handel kaum eine Rolle. Zudem ist das Ausweichen auf Alternativplätze letztlich das Eingeständnis extremer finanzieller Schwäche, und dürfte für die betroffenen Aktien die Bedeutungslosigkeit mit sich bringen. Einen Wertpapierprospekt, der ebenso reichen würde wie genug Eigenkapital, scheuen Pusher-Unternehmen wie Berlusconi die Monogamie - man könnte dann ja direkt herauslesen, dass keine Substanz vorhanden ist.

Ein überfälliger und richtiger Schritt der Deutschen Börse. Unternehmen, die nicht mal 500.000 EUR Eigenkapital haben und/oder sich keinen Prospekt leisten können, haben an der Börse nichts verloren!

Daniel Kühn

http://www.outperformer.de

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Über den Experten

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Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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