„Ölpreis wichtiger für Anlageentscheidungen als Fed-Politik"
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Silkeborg (BoerseGo.de) – „Der Ölpreis war das wichtigste Thema in der zweiten Jahreshälfte 2014 und wird es auch in diesem Jahr bleiben“, sagt Flemming Larsen, Leiter der Investmentabteilung bei Jyske Invest. Der starke Einbruch des Ölpreises seit Juni 2014 um zwischenzeitlich mehr als 50 Prozent hat Auswirkungen auf allen Ebenen – auf Länder, Sektoren und einzelne Unternehmen. „Man darf die Effekte des niedrigen Ölpreises nicht unterschätzen. Der Ölpreis ist für Anlageentscheidungen derzeit wichtiger als die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed“, sagt Larsen.
Schon 2014 haben die Europäische Union, die USA und Japan als Nettoölimporteure vom niedrigen Ölpreis profitiert. In den Emerging Markets gab es unterschiedliche Entwicklungen. Die Aktien der beiden Ölimporteure Indien und die Türkei beispielsweise rentierten 2014 in Jyske-Fonds mit rund 30 Prozent. Russische Aktien in den Fondsportfolios hingegen gaben rund 35 Prozent nach, wobei Russland nicht nur als Ölexporteur mit dem niedrigen Ölpreis, sondern auch mit anderen Problemen zu kämpfen hat. Positiv hingegen ist das günstige Öl für den Konsumbereich, da die Produktion von Gütern für viele Unternehmen insgesamt günstiger wird. „Profiteure sind beispielsweise im Automobilbereich zu finden“, so Larsen. Im Laufe des Jahres dürften zunehmend die positiven Effekte des günstig zu kaufenden Öls für die globale Wirtschaft in den Fokus rücken. Larsen rechnet nicht so schnell mit einer Rückkehr des Ölpreises auf das Niveau von vor ein bis zwei Jahren, vielmehr geht er von einem längerfristigen Niedrigpreis-Umfeld aus.
Im Anleihebereich sind die Renditen weltweit sehr niedrig. „Wer mehr Risiko eingehen möchte, sollte in die Anleihemärkte der Emerging Markets oder in Hochzinsanleihen investieren“, erklärt Larsen. Der niedrige Ölpreis habe zwar den US-Hochzinsanleihemarkt stark belastet, die Qualität der Unternehmen sei aber relativ gut. Bei Schwellenländeranleihen hält Larsen es für wichtig, sehr selektiv vorzugehen. Vor allem auf Länderebene gebe es große Unterschiede. Bei Investitionen in traditionelle Anleihen rät Larsen zur Vorsicht. Die ohnehin niedrigen Renditen sind 2014 durch die Ankündigung des Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank nochmals gesunken. „Jetzt ist das Risiko extrem hoch, mit traditionellen Anleihen nur noch sehr geringe Erträge zu erzielen oder gar Verluste zu machen“, sagt Larsen.
Für 2015 bevorzugt Larsen Aktien gegenüber Anleihen: „Aktien sind zwar nicht mehr wirklich günstig bewertet, aber sie sind auch nicht zu teuer.“ Für klassische Anleiheinvestoren, die in der Asset-Klasse keine ausreichende Rendite mehr finden, bietet sich beispielsweise ein Einstieg in den Aktienmarkt über Qualitätstitel mit niedriger Volatilität an. Vor allem für den europäischen Aktienmarkt ist Larsen optimistisch: „Niedrige Zinsen, niedriger Ölpreis und schwacher Euro – diese drei Faktoren zusammen dürften dazu führen, dass das Wachstum in Euro-pa wieder anzieht. Wir dürften sogar positive Überraschungen erleben.“ Der europäische und vor allem der deutsche Aktienmarkt sind stark ins neue Jahr gestartet. Investoren beginnen, Kapital aus US-Aktien in europäische Aktien umzuschichten. Die Geldpolitik in den USA steht nach jahrelanger Lockerung vor dem Beginn einer Straffungsphase. Der Markt erwartet Zinserhöhungen im Sommer. „Momentum und Bewertung sind in Europa – und auch in Japan – zurzeit besser als in den USA“, sagt Larsen.
Ebenfalls positiv sieht Larsen die Entwicklung in einigen Schwellenländern, vor allem in Asien: „Die Region profitiert vom niedrigen Ölpreis. Eine der besten Investment-Stories bietet zurzeit Indien. Nach dem Regierungswechsel im Frühjahr 2014 wurde ein viel versprechender Reformkurs eingeschlagen.“ China gegenüber ist Larsen vorsichtiger: „China ist 2015 ein Risiko für die Aktienmärkte“. Das Land ist dabei, seine Wirtschaft zu mehr Konsumorientierung umzubauen. Viele Reformen stehen noch bevor. „Langfristig ist der Umbau des Wachstumsmodells sicherlich der richtige Weg, kurzfristig kann er jedoch das Wirtschaftswachstum belasten. Und Aktienmärkte schauen meist auf kurzfristige Entwicklungen“, so Larsen.
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